Erst am Vortag war der Vertrag des Managers vorzeitig um fünf Jahre bis 2024 verlängert worden.
Auch bei den Anlegern punktete Lanxess. Der Kurs schnellte bis auf 66 Euro nach oben, das war der höchste Stand seit Mitte März. Gegen Mittag führten die Papiere den Index der mittelgroßen Werte MDax mit einem Plus von 6,60 Prozent auf 65,56 Euro an. Die jüngste Erholung nahm damit Fahrt auf, nachdem die Papiere vom Rekordhoch im Januar von 74,78 Euro im Sog der Turbulenzen an den Aktienmärkten sowie wegen der Enttäuschung über die anfängliche Jahresprognose abgerutscht waren. Die zuletzt gesunkenen Markterwartungen dürften nun wieder steigen, sagte Commerzbank-Analyst Michael Schäfer.
Der MDax -Konzern rechnet für 2018 mit einem Wachstum des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereinflüssen um 5 bis 10 Prozent. Bisher war eine leichte Steigerung zum Vorjahreswert von 925 Millionen in Aussicht gestellt worden. Bei der Prognose für das "neue Lanxess" sowie beim Vorjahreswert wird das Gemeinschaftsunternehmen Arlanxeo beiseite gelassen, da es ab dem zweiten Quartal separat ausgewiesen wird.
Zachert, der Lanxess seit April 2014 führt, hatte das wegen der Abhängigkeit von der Reifen- und Autoindustrie stark schwankende Geschäft mit künstlichem Kautschuk einst in ein Joint Venture mit dem weltgrößten Öl- und Energiekonzern Saudi Aramco eingebracht. Bis 2021 sollen die Besitzverhältnisse zwar unverändert bleiben, mittelfristig dürfte aber eine Trennung zur Debatte stehen.
Zugleich wuchs der Fokus auf die profitablere Spezialchemie. Vor einem Jahr wurde der milliardenschwere Kauf des Herstellers von Flammschutz- und Schmierstoffzusätzen Chemtura abgeschlossen. Im Februar 2018 kam das Geschäft mit Phosphor-Zusatzstoffen vom Konkurrenten Solvay hinzu. Auch diese Aktivitäten, vor allem aber Chemtura, trieben die Geschäftsentwicklung im abgelaufenen ersten Quartal an. Der US-Konzern ging zum Teil in der Zusatzstoff-Sparte Specialty Additives auf. Deren operatives Ergebnis vor Sondereffekten stieg um mehr als 80 Prozent auf 81 Millionen Euro.
Das Konzern-Ebitda vor Sondereinflüssen legte um rund 14 Prozent auf 375 Millionen Euro zu und übertraf damit die durchschnittlichen Erwartungen der Analysten. Bei einem Umsatzanstieg um knapp 7 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro bedeutete das eine auf etwa 14,6 Prozent verbesserte operative Marge. Längerfristig peilt Lanxess hier zwischen 14 und 18 Prozent an. Unter dem Strich verdienten die Kölner zum Jahresstart 96 Millionen Euro und damit fast ein Viertel mehr als vor einem Jahr.
Dass Lanxess besser als gedacht abschnitt, geht laut Analyst Knud Hinkel von der Equinet Bank insbesondere auf die Geschäfte mit chemischen Zwischenprodukten für die Industrie (Advanced Intermediates) sowie mit Spezial-Kunststoffen etwa für die Autobranche (Engineering Materials) zurück. Beide Sparten hätten von höheren Verkaufspreisen profitiert. Lanxess sei es also gelungen, gestiegene Rohstoffkosten an die Kunden weiterzureichen./mis/tav/jha/