In Zeiten eines wirtschaftlichen Abschwungs leiden konjunkturabhängige Aktien, sogenannte zyklische Werte, besonders. Geht es der Wirtschaft gut, profitiert etwa die Automobilindustrie vom Aufschwung. Doch auch Chemie-Konzerne entwickeln sich, wenn auch in geringerem Ausmaß, zyklisch. Der Spezialchemie-Konzern Lanxess treibt nun, in konjunkturell schwierigen Zeiten, seinen Umbau voran. So bringen die Kölner den Bereich Hochleistungskunststoffen für die Auto- und Elektroindustrie in ein Gemeinschaftsunternehmen mit der Beteiligungsgesellschaft Advent ein. Im gleichen Zuge übernehmen die beiden Unternehmen das Kunststoffgeschäft Engineering Materials des niederländischen Konzerns Royal DSM für 3,7 Milliarden Euro. Lanxess-Chef Matthias Zachert kommentierte die Meldung, dass Lanxess noch einmal deutlich weniger abhängig von Konjunkturschwankungen werde.
Für das Einbringen des Geschäftsbereichs High Performance Materials in das Joint Venture erhält Lanxess eine erste Zahlung von 1,1 Milliarden Euro. Zudem werden die Kölner 40 Prozent am künftigen Joint Venture halten. Lanxess werde durch die Erlöse aus der Transaktion die Bilanz stärken und einen neuen Spielraum für die Weiterentwicklung des Konzerns gewinnen, so Zachert. Die Anleger erfreuten sich am Dienstag über die Nachricht und griffen bei Lanxess zu. Die Aktie steigt am Vormittag um rund zehn Prozent.
Das macht die Aktie
Seit Jahresbeginn fiel die Lanxess-Aktie von über 55 Euro in der Spitze um über 20 Euro. Die Anleger erwarteten einen starken Einbruch des Geschäfts, doch die Zahlen zum ersten Quartal 2022 deuten auf das Gegenteil hin. Sowohl Umsatz als auch Ergebnis stiegen im deutlich zweistelligen Prozentbereich. Der Kursanstieg vom Dienstag reduziert das Minus seit Jahresbeginn auf rund 22 Prozent.
Einschätzung zur Aktie
Die Aussichten für die künftigen Quartale sind besser als der Kurseinbruch erwarten lässt. Es bleibt aber abzuwarten, ob der Konzern die gestiegenen Kosten für industrielle Zwischenprodukte an die Kunden weitergeben kann.
Die Umstrukturierung soll nun dazu beitragen, den Konzern weniger konjunkturabhängig zu gestalten. Den Abbau der Schulden sieht auch Analyst Chris Counihan vom Investmenthaus Jefferies positiv. In einer ersten Reaktion schrieb er von einem großen Schritt für den Schuldenabbau. Sobald auch die restlichen 40 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen mit Advent verkauft seien, dürfte das Verhältnis von Nettoschulden zu operativem Gewinn (Ebitda) auf das 1,4-fache sinken, erklärte er weiter. Zudem plant der Konzern ein Aktienrückkaufprogramm von bis zu 300 Millionen Euro. BÖRSE ONLINE ist für die Lanxess-Aktie positiv gestimmt und empfiehlt sie weiterhin zum Kauf.
lb mit Material von rtr und dpa-AFX