Lawrence "Larry" Robbins wurde 1969 als Sohn einer jüdischen Familie in Arlington Heights im US-Bundesstaat Illinois geboren. Sein Vater Sheldon hatte zwei Jobs und war selten zu Hause. Wollte ihn der Sohn am Wochenende sehen, musste er ihn auf der nahen Pferderennbahn besuchen, wo der Vater arbeitete. Der brachte ihm alles über Pferderennen bei. Etwa, wie man ein Pferd bewertet, oder dass man darauf achten muss, ob die Bahn trocken oder schlammig ist.
Das Eishockeyspiel war Robbins frühe Leidenschaft. Und er hatte Talent: Bereits mit fünf Jahren war er auf dem Eis für eine Mannschaft in der Chicagoer Vorstadt Glenview, und während seines Studiums in Philadelphia spielte er für das Team der Universität, zuletzt als Kapitän.
1988 schrieb sich Robbins an der University of Pennsylvania für Wirtschaftswissenschaften ein und belegte zusätzlich noch einen Ingenieurstudiengang. Für beide Studiengänge erhielt er 1992 seinen Bachelor of Science, jeweils mit Auszeichnung. Hedgefonds-Manager war für Robbins damals eigentlich keine Joboption. "Als im letzten Studienjahr alle Kommilitonen zu Interviews in Consulting- oder Investmentfirmen gingen, wusste ich noch nicht mal, was eine Investmentbank ist. Ich hielt es trotzdem für eine gute Idee, dort vorstellig zu werden."
Robbins zog von Philadelphia nach New York, wo er bei der M & A-Boutique Gleacher & Company anheuerte. Er blieb drei Jahre und wechselte dann zum Hedgefonds Omega Advisors des Wall-Street-Veteranen und Multimilliardärs Leon Cooperman. Cooperman hat eine ähnliche Vita wie Robbins: Er stammt aus einer aus Polen eingewanderten jüdischen Familie, sein Vater war ein einfacher Klempner, die Familie wohnte in einer Einzimmerwohnung, und er war der Erste in der Familie, der es ans College schaffte.
Robbins begann bei Cooperman als einfacher Analyst und arbeitete sich zunächst zum Portfoliomanager hoch. Die Arbeit an der Wall Street faszinierte ihn. "Der Aktienmarkt ist toll, denn er kennt dein Alter nicht. Du brauchst keinen Kundenstamm. Du brauchst keine Kontakte. Jeder spielt auf demselben Feld zu den gleichen Bedingungen. 25-Jährige treten hier gegen 55-Jährige an, und der, der am härtesten und cleversten arbeitet, schneidet am besten ab."
Später schaffte Robbins den Aufstieg zum Partner von Omega Advisors. Das Geheimnis seines Erfolgs? "Ich glaube, ich habe nie jemanden aus dem Investmentbusiness kennengelernt, der sehr erfolgreich ist und nicht hart arbeitet, talentiert und clever ist und nicht fokussiert an einer Sache dranbleibt. Kontinuierlicher Fleiß - das macht den Unterschied zwischen Gewinnern und Verlierern."
Nach sechs sehr erfolgreichen Jahren verließ er Cooperman und gründete seine eigene Vermögensverwaltung - Glenview Capital Management. Das Unternehmen ist die Dachgesellschaft für die Fonds, die im Laufe der Jahre aufgelegt wurden. Benannt wurde Glenview Capital übrigens nach der Vorstadtgegend, in der Robbins seine Karriere als Eishockeyspieler begann. Amy, seine erste Ehefrau und Mutter seiner vier Söhne, die Wirtschaftswissenschaft studiert und neun Jahre als Bankerin gearbeitet hat, übernahm bei Glenview Capital die Rolle des Chief Operations Officer, verließ die Firma aber nach fünf Jahren, um sich ganz auf ihre philanthropischen Aktivitäten zu konzentrieren.
Larry Robbins war schnell erfolgreich. Die Presse adelte ihn mit dem Titel "heißester Hedgefonds-Manager der USA". Das "Bloomberg Magazin" kürte ihn 2013 zur ungeschlagenen Nummer 1 der Hedgefonds mit mehr als einer Milliarde Dollar Anlagevolumen. Den Aktionären riet er: "Denke wie ein Besitzer, nicht wie ein Händler." Trotz seiner Erfolge vergaß Robbins allerdings nie, auf welch schmalem Grat er sich stets bewegte. Er verlor beispielsweise in der Finanzkrise 2008 auf einen Schlag gut die Hälfte seines Portfolios. "Der Weg vom Genie zum Trottel ist in meiner Branche äußerst kurz", gab er zähneknirschend zu.
Robbins ist für seinen Optimismus berühmt, und er schreckte in seinen Briefen an die Investoren auch nicht vor selbstkritischen und sarkastischen Lebensweisheiten zurück. So schrieb er: "Ich bin lediglich 1,77 Meter groß. Dabei wollte ich immer 1,85 Meter groß sein. Es liegt eben in unserer Natur, mehr zu wollen."
Der Schlüssel zu seinem Anlageerfolg hieß GARP - Growth at a Reasonable Price (Wachstum zu einem vernünftigen Preis). Schon Peter Lynch, einer der bekanntesten Vertreter dieser Investmentschule, schaffte mit dieser Methode traumhafte Renditen. GARP ist ein Hybrid aus Value- und Growth-Investments. Dabei gilt es, Unternehmen zu identifizieren, die einerseits mit stabilem Gewinnwachstum aufwarten können, das über dem Marktdurchschnitt liegt, aber die andererseits noch relativ günstig bewertet sind.
Larry Robbins spezialisierte sich innerhalb des GARP-Ansatzes auf stabile, vorhersagbare Branchen, in denen die Unternehmen mit wiederkehrenden Umsatzerlösen rechnen können oder etablierte Marktpositionen besitzen.
Glenview managt heute rund acht Milliarden Dollar. 2013 schaffte Robbins es, den Wert seines Glenview Capital Opportunity Fonds um sagenhafte 84,2 Prozent zu steigern, wofür er damals als erfolgreichster Hedgefondsmanager der Welt galt. Seither hat er eine durchschnittliche jährliche Rendite von 12,07 Prozent eingefahren, erlitt jedoch 2018 starke Verluste nach einem erfolgreichen Vorjahr mit zweistelligen Gewinnzahlen.
Larry Robbins, dessen Büros sich auf der 44. Etage des prestigeträchtigen General-Motors-Gebäudes an der New Yorker 5th Avenue befinden, tritt selten in der Öffentlichkeit auf. Aber er gilt in der Branche als "flamboyante" Persönlichkeit. Nach der Scheidung von seiner ersten Frau Amy heiratete er 2012 die ehemalige Tänzerin Sarahmay Wesemael. Für die vier Tage dauernde Hochzeitsfeier in Saint-Jean-Cap-Ferrat an der Côte d’Azur (die Familie seiner jetzigen Frau stammt ursprünglich aus Nizza) ließ er rund 100 seiner Wall-Street-Freunde in einer gecharterten Boeing 767 einfliegen. Vier Millionen Euro kostete die große Feier angeblich.
Um mit seinen vier Söhnen Eishockey spielen zu können, baute er für zehn Millionen Dollar auf dem Gelände seiner Villa in Alpine (New Jersey) ein überdachtes Eisstadion - zum Entsetzen der Nachbarn, die diesen Bau gerichtlich verhindern wollten. Robbins ist außerdem Besitzer des Hockeyclubs Chicago Steel.
Im Jahr 2015 überlebte er zusammen mit seinem damals elfjährigen Sohn Ryan einen Bootsunfall vor der Karibikinsel Anguilla, der leicht in einer Katastrophe hätte enden können: Die gecharterte Jacht füllte sich bei rauer See mit Wasser, die Lenzpumpen funktionierten nicht oder waren defekt, die Jacht begann zu sinken und Robbins, sein Sohn und die zwei Kapitäne mussten über Bord springen. Sie wurden schließlich von einem anderen Boot gerettet.
"Manchmal führt eine solche Erfahrung dazu, dass man sein Leben überdenkt und seine Prioritäten neu ordnet. Es sind die Menschen, vor allem die Familie, die wirklich wichtig sind. Und nicht die materiellen Dinge", sagte der Wall-Street-Manager später dazu.