Bereits im Vorjahr jubelte Werner Kolitsch über den Gewinn des Goldenen Bullen. Nun kann der Deutschland-Chef von Threadneedle Investments in seinem Frankfurter Büro einen weiteren Platz für die nächste Trophäe freiräumen. €uro kürt die Briten aufs Neue zur "Fondsgesellschaft des Jahres". Kein anderer Anbieter mit über 30 Fonds hat derart gute FondsNoten. Den Notenschnitt hat Threadneedle gegenüber dem Vorjahr sogar nochmals von 2,49 auf 2,23 verbessert.

Kolitsch genießt diesen Erfolg. "Wir sind sehr stolz auf die Auszeichnung und das Vertrauen unserer Kunden", sagt der 44-Jährige. In den vergangenen drei Jahren konnte Threadneedle das verwaltete Vermögen in Deutschland verdoppeln.

Kolitsch arbeitet seit 2001 für Threadneedle Investments. Zuvor managte er Dachfonds. Auch das gefiel ihm. Aber lieber spricht er vor Kunden, wenn er aus London einen Threadneedle-Fondsmanager dabei hat. Jüngst war er etwa mit William Davies, dem Leiter für globale Aktien (siehe Interview S. 57), in Hamburg und München unterwegs. "Die Kundenseite ist meins", sagt der gebürtige Grazer in seinem "Alpendeutsch"-Dialekt.

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Exzellent bewertet

Kolitsch arbeitet gern für Threadneedle. "Der Wettbewerb wird härter, aber wir haben sehr gute Fonds", sagt er. Das beste Beispiel dafür sind die europäischen Aktienfonds der Briten. Dort bietet Threadneedle sechs Bluechip- und zwei Nebenwerte-Fonds an. Ihre Durchschnittsnote liegt bei 1,3. Da kann die Konkurrenz nicht mithalten.

Das britische Fondshaus glänzt aber vor allem mit seiner durchgängig guten Leistung. So bewertet €uro 35 Threadneedle- Produkte, darunter trägt gerade mal ein Fonds die FondsNote 4, weil er sich unterdurchschnittlich entwickelt hat. Anders gesagt: Die Briten haben kaum Schwächen. Was sie anpacken, machen sie gut. Auch deshalb kürt €uro sie zur "Fondsgesellschaft des Jahres".

Woher kommt dieser Erfolg? "Wir sind langweilige Briten, wir machen nur Asset Management", scherzt Kolitsch. Seine Botschaft ist indes ernst gemeint: "Seit der Gründung 1994 setzen wir auf einen fundamental orientierten Anlagestil. Diese Kultur haben wir nie verlassen." Was zählt, sind die harten Fakten aus Firmen und Wirtschaft. Bewertung, Cashflow oder Preismacht also. "Wir legen uns nicht auf einen Value- oder Growth-Stil fest, sondern suchen die Unternehmen, die in der jeweiligen Marktphase am besten abschneiden", sagt Kolitsch über den pragmatischen Threadneedle- Stil. "Und wir gucken auf das Risiko, das wir für die Rendite eingehen."

Eine Beständigkeit, die sich auszahlt. Dazu kommt der Mannschaftsgeist, den Threadneedle seit 20 Jahren pflegt. "Wir haben keine Star-Fondsmanager", betont Kolitsch. "Das Team ist stärker als der Einzelne" lautet sein Motto. Wer lieber allein arbeite, könne bei Threadneedle nicht glücklich werden, betont er. Hier tauschen Fondsmanager ständig ihre Meinungen aus. Stephen Thornber fragt etwa Irina Miklavchich, wie sie die Chancen der niederländischen Konsumfirma Unilever in China einschätzt. Hintergrund: Miklavchich ist Expertin für Emerging-Markets-Aktien, Thornber managt einen Fonds für globale Dividendenaktien, in dem er Unilever hält.

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Stark gewachsen

Überhaupt brennt Kolitsch das Thema Dividende unter den Nägeln. "Ein Dividendenfonds ist ideal für die Altersvorsorge", sagt er. Klar, dass er dabei an den Threadneedle Global Equity Income von Stephen Thornber denkt. Kolitsch kennt den Fonds gut. Auch mit Thornber war er bereits in Deutschland unterwegs. Der suche stabil wachsende Unternehmen mit mindestens vier Prozent Dividendenrendite, erklärt Kolitsch. Eine gute Strategie, wie er findet. Besonders freut ihn, dass der Fonds jüngst von 150 Millionen Euro auf eine Milliarde Euro angewachsen ist. Und zudem ein guter Teil des frischen Kapitals aus Deutschland stammt.

Ganz zufrieden ist er dennoch nicht. Er hofft, dass sich die Investmentkultur in Deutschland generell verbessert. "Wir müssen es hinkriegen, dass die Leute wieder auf Investmentfonds gucken - als die Altersvorsorge schlechthin", sagt er. Angesichts der niedrigen Zinsen glaubt er fest daran, dass Dividenden- oder Mischfonds auf Dauer die bessere, weil ertragreichere Lösung sind.

Auch bei Threadneedle sieht er noch Entwicklungsmöglichkeiten. "Wir sind schon sehr stark bei Aktien, haben aber noch Potenzial bei Anleihen", sagt er. Um dies zu heben, arbeite Threadneedle künftig mit dem Schwesterunternehmen Columbia Asset Management aus Minneapolis und Boston zusammen, das ebenfalls zum US-amerikanischen Ameriprise- Konzern gehört. "Die haben eine tolle Expertise bei Unternehmens- und Hochzinsanleihen", schwärmt er.

Auch solche Aussichten spornen Kolitsch an, weiter für Threadneedle zu arbeiten. "Ich bin ein Dauerläufer", sagt er, "beruflich und privat." Zweimal im Jahr läuft er einen Marathon, das nächste Mal wohl in Berlin. "Dann vielleicht in New York - das wäre die Krönung."

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Apropos Krönung

Auch Franklin Templeton wurde von €uro bereits zur Fondsgesellschaft des Jahres gekürt. Und das dreimal in Folge: 2010, 2011 und 2012. Nun belegt das US-amerikanische Fondshaus wie im Vorjahr erneut den zweiten Platz - eine respektable Leistung.

In der Außenwirkung prägen Mark Mobius und Michael Hasenstab das Bild von Franklin Templeton. Mobius als Manager für Emerging-Markets-Aktien, Hasenstab als Manager für globale Anleihen. Hinter beiden stehen jedoch Teams von je etwa 100 Leuten. Und erfolgreich sind die US-Amerikaner auch in anderen Anlageklassen. Etwa mit dem Mischfonds Franklin Templeton Global Fundamental Strategies oder dem globalen Aktienklassiker Templeton Growth (Euro).

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Aufwärtstrend

Die Ehre der großen deutschen Anbieter verteidigt Union Investment. Die Fondstochter der Volksund Raiffeisenbanken schafft in diesem Jahr den Sprung auf Platz 3. Das Frankfurter Fondshaus offeriert Klassiker wie den weltweiten Aktienfonds UniGlobal oder den Mischfonds UniRak, die €uro mit FondsNote 2 bewertet. Zudem holt Thomas Romig mit seinen fünf UniStrategie- Dachfonds fünfmal die Note 1.

Einen Schritt nach vorn machte AXA Investment Managers. Holten die Franzosen im Vorjahr den fünften Platz, kommen sie nun auf den vierten Platz. Die in Paris ansässige Fondsgesellschaft glänzt mit ihren Dachfonds, Aktienfonds für Asien ohne Japan sowie Rentenfonds für High-Yield-Bonds.

Schließlich kommt mit JP Morgan Asset Management ein weiterer US-Anbieter unter die Top Five. Die Fondstocher der US-Großbank JP Morgan hat mit ihren europäischen Aktienfonds in letzter Zeit wieder Boden gutgemacht. Zudem überzeugt der Note-1-Mischfonds JPM Global Income. Seine Strategie, auf Aktien und Anleihen mit hohen Ausschüttungen und Zinsen zu setzen, passt gut in die Zeit.

Aber an die ausgezeichnete Fondspalette von Threadneedle reicht kein anderer großer Anbieter heran - Werner Kolitsch darf zu Recht jubeln.

Rückblick

Threadneedle auf Platz 1 und Franklin Templeton auf Platz 2 - die diesjährige Rangfolge gab es so bereits im Vorjahr. Auch in den Vorjahren glänzten die beiden angelsächsischen Fondshäuser. Mit dieser Konstanz ragen sie unter den großen Fondsgesellschaften heraus. Auf den folgenden Plätzen ist das Rennen offener: Fidelity und Swiss & Global verloren ihre Top-Five-Plätze aus den beiden Vorjahren, Union Investment und JP Morgan Asset Management rückten dafür in diesem Jahr auf.

rf