Die durchschnittliche Dividendenrendite beim DAX beträgt derzeit 3,2 Prozent und beim Euro STOXX 50 Index 3,5 Prozent (Stand Mitte 2019). Auf Basis der erwarteten Ausschüttungen für das Geschäftsjahr 2019 liegt damit die laufende Rendite von Aktien nach wie vor markant über den aktuellen Negativ-Renditen von Bundesanleihen, stellt die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) in der aktuellen Ausgabe des hausintern erstellten Dividendenmodell fest.

Gleichzeitig bewegen sich die Dividendenrenditen somit auch oberhalb der Rendite anderer Euro-Staatsanleihen ordentlicher Bonität oder von Unternehmensanleihen mit Investmentgrade-Qualität.

Der markante Anstieg des Aktienmarktes im bisherigen Jahresverlauf ging laut den Studienautoren Uwe Burkert und Frank Klumpp einher mit sinkenden Renditen an den Rentenmärkten. Die relative Attraktivität von Aktien gegenüber Staatsanleihen bzw. Corporate Bonds hat sich weiter verbessert, halten die beiden Analysten fest.

Eine hohe laufende aktuelle Dividendenrendite genügt aus Sicht der LBBW als alleiniges Kriterium zur Selektion von Einzeltiteln aber nicht. Wichtig sei die Fähigkeit, hohe Dividenden auch nachhaltig ausschütten zu können. Im LBBW-Dividendenmodell hat man daher als weitere Säule eine Reihe von Faktoren berücksichtigt, die auf die ökonomische Nachhaltigkeit der Dividendenzahlungen abzielen. Eine Aktualisierung der Modellergebnisse findet im vierteljährlichen Turnus (Januar, April, Juli, Oktober) stattt.

Nachfolgend stellen wir die Vorgehensweise und die Ergebnisse des aktuellen Reports etwas näher vor und zeigen außerdem, welche Unternehmen aus DAX, MDAX und Euro STOXX 50 derzeit als die nachhaltigsten Dividendenzahler eingestuft sind.


Aktien werfen eine deutlich höhere Rendite ab als Anleihen


Unter dem Gesichtspunkt der Dividenden sind Aktien heute nach Angaben von Burkert und Klumpp so attraktiv wie selten zuvor. Dies zeige ein Vergleich der Dividendenrenditen der Unternehmen des Euro Stoxx50 mit den Renditen zehnjähriger Staatsanleihen der Eurozone oder von Unternehmensanleihen mit hoher Bonität.

Demnach werfen die Aktien der im Euro STOXX 50 Index notierten Großkonzerne deutlich höhere Erträge ab als deren langlaufende Anleihen. Wie es weiter heißt, habe sich die relative Attraktivität nach dem Renditerutsch der vergangenen Monate weiter erhöht.

Zum Jahreswechsel 2018/2019 hat den Angaben zufolge der Euro STOXX 50 Index eine Dividendenrendite von rund vier Prozent aufgewiesen. Unternehmensanleihen mit A-Qualität rentierten bei 1,54 Prozent. Die dynamische Erholung der Aktienkurse seit Jahresbeginn habe die Dividendenrenditen zwar wieder etwas unter Druck gebracht.

Wegen der gleichzeitig erodierenden Anleiherenditen habe sich die relative Attraktivität aber sogar weiter verbessert. Aktuell stehe die Dividendenrendite des Euro STOXX 50-Vertreter in Höhe von 3,5 Prozent einer Rendite von Unternehmensanleihen in Höhe von 0,5 Prozent gegenüber.


Höchste Dividendenrendite im Euro STOXX 50 - geringste Rendite bei MDAX-Titeln


Auch der Vergleich der jeweiligen Dividendenrenditen der betrachteten Indizes zeige, dass die höchsten Renditen im Euro STOXX 50 erreicht werden, während der MDAX die geringsten Renditen aufweist.

Zuletzt hätten sich die Rendite-Unterschiede jedoch wieder angeglichen. Vor wenigen Jahren seien die Unterschiede noch deutlich ausgeprägter gewesen.

Wie die beiden Analysten weiter ausführen, haben Dividenden allgemeinen einen hohen Anteil am Anlageerfolg eines Aktienportfolios. Dies zeige zum Beispiel ein Vergleich des DAX-Performanceindex mit dem DAX-Kursindex.

Der populärere DAX 30 Index, also der Performanceindex, beinhalte ausgeschüttete Dividenden und habe, ausgehend vom Startniveau 1988, in 31 Jahren um 7,9 Prozent p.a. zugelegt. Der DAX Kursindex habe im selben Zeitraum 5,2 Prozent p.a. hinzu gewonnen.

Damit habe ein DAX-Portfolio, in dem Dividenden reinvestiert werden, eine Mehrrendite von 2,7 Prozent-Punkten pro Jahr erzielt. Dividenden machten also einen Anteil von gut einem Drittel der Gesamtperformance eines DAX-Investments aus.


Multifaktorenmodell für Euro Stoxx50, DAX und MDAX


Das LBBW-Dividendenmodell für Euro STOXX 50, DAX und MDAX ist fokussiert auf nachhaltige Dividendenausschüttungen. Es beruht auf einem Multi-Faktoren-Ansatz, bei dem die längerfristige Dividendenpolitik der Konzerne im Vordergrund steht. Es identifiziert Titel, die eine nachhaltig attraktive Ausschüttungsrendite bieten.

Als Inputfaktoren für das Modell werden dabei sowohl historische Daten als auch Schätzungen für das laufende Geschäftsjahr verwendet. Insgesamt wird eine Historie von zehn Jahren betrachtet. Die Aktualisierung der Ranglisten erfolgt im Quartalsrhythmus.

Das wichtigste Kriterium stellt die erwartete Dividendenrendite dar, die auf Basis des aktuellen Kurses und der von der LBBW prognostizierten Auszahlung für das Geschäftsjahr 2019 ermittelt wird. Dabei wertet das Modell Dividendensenkungen als Malus, während Erhöhungen mit Pluspunkten honoriert werden. Weitere Einflussfaktoren sind die durchschnittliche Dividendendeckung, das Wachstum beim Gewinn je Aktie sowie die Schwankungen beim Ergebnis je Anteilsschein.

Für jeden Inputfaktor wird eine Reihenfolge in Bezug auf die Erfüllung des jeweiligen Kriteriums gebildet, wobei für die optimale Erfüllung "100" und im schlechtesten Falle "0" Scoring-Punkte vergeben werden. Die Punkte werden schließlich je nach Bedeutung der Inputfaktoren gewichtet und aggregiert.

Aufgrund des relativen Rankings ist es nicht außergewöhnlich, dass ein Unternehmen in unterschiedlichen Vergleichsgruppen (also im DAX bzw. im Euro STOXX 50) eine abweichende Gesamtpunktzahl erreicht. Da es sich um einen rein quantitativen Ansatz handelt, spielen die Empfehlungen der LBBW-Aktienanalysten keine Rolle - ihre Schätzungen hinsichtlich erwarteten Gewinnen und Dividenden hingegen schon.


Qualitative und quantitative Bewertungsfaktoren zur Analyse nachhaltiger Dividendenausschüttungen


Zu den Auswahlkriterien heißt es, investiert wird nur in Werte, bei denen hohe Ausschüttungen möglichst gesichert sind. Hinzu komme eine gute Bonität, hohe Ertragskraft und solides Wachstum als wichtige Zusatzkriterien.

In das Modell fließen vergangene sowie zukünftige Ausschüttungen ein (Schätzungen LBBW bzw. bereits bekannte Dividendenvorschläge). Die Nachhaltigkeit der Dividendenzahlungen wird durch qualitative und quantitative Bewertungsfaktoren sichergestellt. Die jeweiligen Empfehlungen ("Kaufen", "Halten", "Verkaufen") der LBBW-Aktienanalysten spielen keine Rolle.

Konkret sehen die Input-Faktoren wie folgt aus:


1) Erwartete Dividendenrendite für das Geschäftsjahr 2019.
2) Anzahl der Dividendensenkungen von 2010-2019e.
3) Anzahl der Dividendenerhöhungen von 2010-2019e.
4) Durchschnittliche Dividendendeckung von 2010-2019e.
5) Gewinnwachstum je Aktie von 2010-2019e.
6) Gewinnschwankungen je Aktie von 2010-2019e.

Die Dividendenrendite als Inputfaktor hat einen Gewichtungsfaktor von 50 Prozent inne. Allen anderen Einflussfaktoren zusammen werden die restlichen 50 Prozent zugebilligt.

Die Ermittlung der Dividendenrendite für das laufende Geschäftsjahr erfolgt auf Basis der Schätzungen der LBBW-Analysten. Bei Nicht-Coverage basierend die Angaben auf den IBES-Daten.

Bei der Anzahl der Senkungen während der untersuchten Historie von zehn Jahren bedeutet für den Score eine Senkung 66 Punkte, zwei Senkungen 33 Punkte und drei oder mehr 0 Punkte.

Bei der Anzahl der Erhöhungen während der untersuchten Historie von zehn Jahren bedeutet eine Erhöhung für den Score 10 Punkte, also wird mit einer jeweils jährlichen Dividendenerhöhung die Maximalpunktzahl erreicht.

Bei der durchschnittliche Payout-Ratio während der 10-Jahres-Historie ist es so, dass dasjenige Unternehmen besser beurteilt wird, welches prozentual weniger ausschüttet, weil es an dieser Stelle ein Nachhaltigkeitskriterium ist.

In Sachen Gewinnwachstum während der jeweils zurückliegenden fünf bzw. zehn Jahre ist es so, dass beide Zeiträume in die Betrachtung einfließen, um Basiseffekte durch Sonderfaktoren zu glätten.

Mit Blick auf die Gewinnschwankungen während der untersuchten Historie erhalten Unternehmen mit einer geringen Schwankung beim Gewinn je Aktie eine bessere Beurteilung als diejenigen mit einer hohen Schwankung.


Banken bleiben die Dividenden-Favoriten im Euro Stoxx50


In der Top-5-Liste für den Euro STOXX 50 Index gab es im Vergleich zum Juli einen Wechsel: Der Öltitel Total ersetzt den Automobilkonzern BMW, der erst im Juli in die Top-5 aufgestiegen war.

BMW bleibt dennoch der attraktivste Autotitel im Euro Stoxx50 unter dem Aspekt der Dividendenausschüttung. Mit Societé Générale, ING Groep, AXA und BNP Paribas weist die Top-5-Liste weiterhin einen klaren Fokus auf Finanztitel auf.

Vor diesem Hintergrund gibt die LBBW den Hinweis ab, Klumpenrisiken bei der Umsetzung von Dividendenstrategien zu vermeiden und gegebenenfalls etwas weiter hinten platzierte Nicht-Finanzwerte zu berücksichtigen.

für eine ausgewogene Branchenstruktur die folgenden Ranglistenplätze in die Auswahl zu nehmen, die bis Platz 10 allesamt von DAX-Vertretern eingenommen werden.


Unveränderte Spitzengruppe im DAX


Die Top 5 im DAX sind unverändert zur Juli-Auswertung. Das heißt, der Autobauer Daimler behält trotz im Jahresverlauf reduzierter Dividendenschätzung weiterhin seinen Top-5-Platz.

Der Spitzenreiter BMW hat einen klaren Vorsprung gegenüber dem Zweitplatzierten Covestro, obwohl der Autobauer beim Punkt Dividendensenkungen vergleichsweise schwach abschneidet. Auf den Plätzen drei bis fünf (Daimler, BASF und Allianz) geht es in Sachen Gesamtpunktzahl relativ knapp zu.


MDAX: TAG Immobilien und Grand City Properties neu in der Top 5


Mit der RTL Group, der Aareal Bank sowie Freenet behalten drei von fünf Titeln im Vergleich zum Dividendenmodell-Update im Juli ihren Top-5-Platz.

Die beiden bisherigen Top-5-Titel Deutsche Euroshop und Schaeffler haben den MDAX inzwischen (wie auch fünf weitere Unternehmen) verlassen.

Neu in die Top 5 des MDAX aufgestiegen sind die beiden Immobilientitel TAG Immobilien und Grand City Properties.