Allerdings habe die von der Finanzaufsicht BaFin beauftragte Wirtschaftsprüfungsfirma Mazars Mängel bei der Vorbeugung gegen Geldwäsche festgestellt. Mazars kritisierte demnach auch den Umgang mit Franchise-Unternehmen und eine mangelnde Offenlegung persönlicher Kontakte von Firmengründer Wolfgang Grenke. Konzernchefin Antje Leminsky sagte, es gebe Fortschritte bei der Aufklärung und dem Abstellen von Missständen. "Wir begreifen das in Summe als Chance."

Den Vorwurf der Geldwäsche hatte vergangenes Jahr der britische Leerverkäufer Fraser Perring erhoben, der zugleich auf einen Absturz der Aktie gewettet hatte. Die Attacke brachte den auf die Vermietung von IT und Büroausstattung spezialisierten Konzern an der Börse massiv unter Druck. Perring warf der Firma mit Sitz in Baden-Baden auch Bilanzfälschung und Betrug vor. Grenke gab daraufhin selbst Sonderprüfungen unter anderem bei KPMG in Auftrag. Zudem startete Mazars seine Prüfung im Auftrag der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), die laut Grenke den nun per Pflichtmitteilung vermittelten Zwischenstand noch nicht abschließend bewertet hat.

BEZIEHUNG VON FIRMENGRÜNDER IM VISIER DER PRÜFER


Mazars kritisierte, dass Corina Stingaciu bei Grenke bisher nicht als "nahestehende Person" im Sinne der Bilanzierungsregeln identifiziert worden sei, obwohl ihre Beziehung zu Wolfgang Grenke im Konzern bekannt gewesen sei. In Medienberichten war von einem Interessenskonflikt die Rede, weil Stingaciu auch geschäftliche Beziehungen zu Firmen im Umfeld von Grenke gepflegt habe. Nun sollten solche nahestehenden Personen zusammen mit ihren Gesellschaften im Jahresabschluss aufgeführt werden, stellte Unternehmenschefin Leminsky in Aussicht. Das Mandat des Firmengründers Grenke als Vize-Aufsichtsratschef ruht derzeit. Leminksy lehnte eine Stellungnahme dazu ab, ob der 70-Jährige eine Rückkehr in das Gremium plane.

Mazars fand laut Grenke keine Anhaltspunkte dafür, dass das Leasinggeschäft von Grenke gar nicht existierten. Es gebe keine Zweifel am Bestand der Verträge mit ausstehenden Forderungen von rund 5,6 Milliarden Euro. Ins Visier der Prüfer geraten waren nicht zuletzt auch die Franchise-Unternehmen des gut 40 Jahre alten Unternehmens. Bisher gründete Grenke eigenständige Gesellschaften, die von externen Investoren finanziert und nach einigen Jahren von Grenke gekauft werden - wenn sie erfolgreich sind. Wie von Mazars gefordert sollen die Franchise-Firmen nun rückwirkend vollkonsolidiert werden, so Leminsky.

Die Konzernchefin rechnet damit, dass sich der Abschluss der Prüfungen noch bis ins zweite Quartal hinziehe. Das Unternehmen verwies auf die zeitaufwendigen Kontrollen als Begründung dafür, dass es noch keine Termine für die Bilanzvorlage gebe. Für 2020 stellte der Konzern ein Nachsteuerergebnis im "oberen zweistelligen Millionenbereich" in Aussicht.

rtr