Es hatte so gut angefangen. Mitte November gab der Lebensversicherer Ideal als erster Akteur der Branche bekannt, welche Rendite er Neukunden für 2015 bietet - hohe vier Prozent. Mittlerweile haben fast alle Konkurrenten ihre Zahlen veröffentlicht. Nun ist klar: Der Name "Ideal" ist Programm, alle anderen sind schlechter als das Berliner Unternehmen.

Es ist alleiniger Spitzenreiter, wie eine Auswertung von BÖRSE ONLINE zeigt. Sie umfasst 66 Unternehmen, die weit mehr als 90 Prozent des Marktes abdecken. Gesamtergebnis: Die Kunden erhalten so wenig wie nie zuvor. Im Schnitt sind es 3,16 Prozent, im Vorjahr gab es noch 3,39 Prozent. Auch das war schon ein Rekordtief.

Kein einziger Lebensversicherer hat die Überschussbeteiligung erhöht, gerade mal neun haben sie konstant gehalten. Alle Werte gelten für neu abgeschlossene, ungeförderte Kapitallebens- und private Rentenversicherungen mit Garantiezins.

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Lasten der Vergangenheit

Hintergrund des Niedergangs: Weil sie jedes Jahr zumindest den Garantiezins erwirtschaften muss, investiert die Assekuranz den Großteil des Kundengelds in Anleihen. Deren Renditen sinken jedoch stetig und haben 2014 immer neue Rekordtiefs markiert.

Verschärft wird die Lage durch die Tatsache, dass für ältere Verträge teilweise hohe Garantiezinsen gelten. So bekommt derjenige zumeist vier Prozent, der seinen Vertrag zwischen Mitte 1994 und Mitte 2000 abgeschlossen hat. Um diese Ausschüttungen auch gelangfristig darstellen zu können, müssen die Versicherer eine Zinszusatzreserve bilden. Sie wächst stetig und schmälert das ohnehin schon schrumpfende Guthaben der Neukunden. Umgekehrt bedeuten die mageren Ergebnisse der Kapitalanlage für viele Altkunden, dass nicht mehr als der Garantiezins drin ist.

Weiterhin wichtig: Sämtliche Prozentzahlen zeigen die sogenannte laufende Verzinsung und beziehen sich auf den Sparanteil, also Einzahlungen minus Kosten. Nach groben Schätzungen beträgt dieser Anteil - je nach Anbieter, Laufzeit und Vertragstyp - nur rund 75 bis 90 Prozent der Beiträge. Die laufende Verzinsung wird manchmal auch als Überschussbeteiligung bezeichnet. Sie ist, einmal definiert, für dieses Jahr verbindlich.

Bei allen Anbietern kommen noch unverbindliche Zusagen hinzu, etwa Schlussüberschussanteile. Für Kontrakte, die in einem bestimmten Jahr auslaufen, gibt es außerdem bei vielen Versicherern eine Mindestbeteiligung an den Bewertungsreserven. Diese entstehen, wenn Investments über ihrem Kaufpreis notieren. Seit vergangenem August gilt ein neues Gesetz, das die Ausschüttung dieser Reserven stark einschränkt.

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Zurück zur Statistik: Unter den zehn größten Versicherern führt die Nürnberger mit 3,5 Prozent Dahinter rangieren Marktprimus Allianz, außerdem AXA und Debeka mit jeweils 3,4 Prozent. Besonderheit bei der Allianz: Für die Produktlinie Perspektive, bei der Garantien nur zeitweise gelten, gibt es 3,5 Prozent. Ganz hinten bei den Großen liegt Ergo mit 2,7 Prozent, gefolgt von Zurich Deutscher Herold mit 2,8 Prozent und Generali mit 2,9 Prozent.

Nun sind selbst die Zahlen der Nachzügler in heutigen Zeiten hervorragende Werte, auch wenn sie sich nur auf den Sparanteil beziehen. Sogar bei den besten Anbietern von Festgeld mit einem Jahr Laufzeit sind gerade einmal 1,4 Prozent zu holen. Sollte man also derzeit eine Kapitallebens- oder private Rentenpolice abschließen?

Eher nicht. Hauptgrund ist die Zinszusatzreserve, die immer weiter steigen und die Renditen für Neuverträge auf Jahre belasten wird. Zudem legt man sich mit solchen Kontrakten extrem lange fest, Kündigungen sind verlustreich. Attraktiv sind allenfalls die staatlich geförderten Verträge à la Riester, Rürup und die betriebliche Altersvorsorge - wegen teilweise ansehnlicher Subventionen, falls die persönliche Situation zur Förderart passt.

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Auswahl der Anbieter wichtig

Außerdem sind Renten gegen Einmalzahlung für all jene überlegenswert, die eine größere Summe auf einen Schlag investieren und in eine Rente verwandeln wollen, die garantiert bis ans Lebensende reicht. Allerdings ist bei solchen Policen die Überschussbeteiligung manchmal niedriger als bei Verträgen mit laufender Beitragszahlung. Wer dennoch eine ungeförderte Police abschließen will, sollte die Anbieter penibel auswählen, beispielsweise anhand historischer Renditen. Laut einer Auswertung des Branchendiensts "Map-Report" liegen bei Policen mit zwölf Jahren Laufzeit Interrisk, Debeka und WGV vorn. Bei 20 Jahren sind es Europa, Debeka und Cosmos Direkt.