Experten hatten einen Wert von 2,9 bis 3,0 Prozent erwartet, für das vergangene Jahr hatten die Versicherer noch einen laufenden Zins von 3,15 Prozent gezahlt. Ein Grund dafür, dass sie an der Zinsschraube drehten, sei das Umsteuern von klassischen Policen auf andere Produkte, die das Eigenkapital weniger belasten, sagte Versicherungsexperte Lars Heermann von der Kölner Ratingagentur Assekurata. Viele Lebensversicherer, die in den vergangenen Jahren Policen ohne lebenslange Garantien auf den Markt gebracht haben, achteten verstärkt darauf, dass diese attraktiver verzinst würden - zu Lasten der klassischen Produkte.
"Das sendet ein starkes Signal an die Kunden aus", sagte Heermann. Der wirtschaftliche Effekt auf den Bestand sei auf dem gegenwärtigen Niveau begrenzt. Denn für Lebensversicherungen, die vor 2004 verkauft wurden, müssen die Unternehmen statt der aktuellen Gesamtverzinsung ohnehin den Garantiezins zahlen, der vorher stets über 3,25 Prozent gelegen hatte. Von 2004 bis 2006 lag der Garantiezins, der über die gesamte Laufzeit zugesagt wird, bei 2,75 Prozent. Auch diesen Wert unterschreiten mehrere Lebensversicherer inzwischen bei der Deklaration für 2016. Um mit den hohen Verpflichtungen zurechtzukommen, muss die Branche für das vergangene Jahr mehr als zehn Milliarden Euro zusätzlich zurücklegen, wie der oberste BaFin-Versicherungsaufseher Frank Grund kürzlich gesagt hatte.
Marktführer Allianz Leben hatte mit einer Senkung der laufenden Verzinsung auf 3,1 von 3,4 Prozent die Richtung vorgegeben. "Wenn einer den Anfang macht, trauen sich auch die anderen", sagte Heermann.
Die größten Einschnitte müssen 2016 die Kunden von Swiss Life Deutschland hinnehmen, die nur noch 2,25 Prozent zahlt - im vergangenen Jahr waren es noch 3,00 Prozent. Generali Leben senkte die Verzinsung auf 2,25 von 2,9 Prozent und liegt damit am unteren Ende der Liste von 57 Deklarationen, die Assekurata bisher erhoben hat. Um 0,6 Prozentpunkte tiefer geht es bei der DEVK (jetzt 2,8 Prozent), der Gothaer Leben (2,5) und der Targo Leben (3,1). Einige Lebensversicherer - vor allem solche mit besonders niedrigen Sätzen - veröffentlichen die Überschussbeteiligung nicht. Nur vier Versicherer hielten die Verzinsung stabil. Den höchsten laufenden Zins bietet die Ideal Leben mit 3,7 (4,0) Prozent.
Reuters