Aktiv gemanagte Fonds, die zukünftige Ereignisse zu antizipieren
suchen, können sich hingegen das Zeitfenster zwischen
Ankündigung und tatsächlichem Umbau im Zuge frühzeitiger
Käufe bisweilen zu Nutzen machen. In gewisser Weise betreiben
sie Arbitrage. Der Effekt kann sogar noch verstärkt werden, wenn
man in Kenntnis der dem Index und seiner Zusammensetzung
zugrunde liegenden Regelwerke frühzeitig auf mögliche Aufsteiger
und spätere Käufe der Index (-nahen) Fonds setzt. Analog
funktioniert der Mechanismus auch umgekehrt, bei
vorausschauender Veräußerung der Aktien jener Unternehmen,
die im Index Platz für die neuen Firmen machen müssen.
Beispielhaft mag dafür die jüngste Aufnahme der
Immobilienvermietungsgesellschaft Vonovia in den DAX, also in
die Liga der 30 größten deutschen börsengehandelten
Aktiengesellschaften stehen. Im Umkehrschluss muss Lanxess in
den MDAX weichen. Die Aufnahme der Vonovia in den DAX
erhöht die Coverage des Wertes, also die Aufmerksamkeit, die das
Unternehmen bei Analysten und Investoren genießt. Je näher
Fonds innerhalb ihres Anlageuniversums und ihrer Strategie am
Index kleben, um so größer die Wahrscheinlichkeit, dass sie
kaufen werden. Bis hin zur völligen Gewissheit, dass sie es tun
werden - bei börsengehandelten Indexfonds auf den DAX, die es
müssen.
Je stärker der Marktanteil passiver Investmentlösungen
grundsätzlich weltweit wird, umso größer wird auch der
exemplarisch beschriebene Effekt. Vor diesem Hintergrund
verwundert es wenig, dass sich erste Anbieter von ETFs in den
USA bereits Gedanken machen, zukünftig in derartigen Fällen
über mehrere Tage verteilt schrittweise entsprechende Umbauten
in ihren Fonds vorzunehmen und nicht erst im letzten Augenblick
zu handeln. Der Wunsch, dem legalen Frontrunning Vorschub zu
leisten, ist verständlich aber ambivalent, läuft er doch der Idee des
"Plain Vanilla-Indexfonds" zuwider, die Abweichungen zu
vermeiden sucht. Ein Grund mehr, die Prozyklik von Indexfonds zu
überdenken und abzuwägen, bevor man als Anleger auf sie setzt.