Bei Kursen von rund 30 Dollar könne die Aktie das Doppelte wert sein. Nun erhielt Tribune ein Übernahmeangebot zu 44 Dollar je Aktie. Ein Plus von fast 50 Prozent gegenüber der Empfehlung. "Wir können uns vorstellen, dass noch ein Gegengebot kommt", sagt Jonathan Boyar.

Einen hohen Abschlag zum inneren Wert hat Boyar auch beim US-Vermögensverwalter Legg Mason errechnet. Früher war Fondsmanager Bill Miller hier das prominente Gesicht. Als dessen Erfolgssträhne abriss, hatte daran das ganze Unternehmen zu knabbern. Es folgten Restrukturierungsmaßnahmen, und an die Aktionäre wurde mehr Gewinn übertragen. Nach der Finanzkrise legte die Aktie deshalb deutlich zu. Den Spitzenwert von 59 Dollar aus dem Jahr 2015 konnte sie aber nicht verteidigen. Das verwaltete Vermögen wächst nicht mehr an. Dass Boyar dem Wert zumindest zutraut, die Spitzenkurse wieder zu erreichen, hat dabei wenig damit zu tun, dass er eine Trendwende bei den Wachstumsraten erwartet. Unmöglich sei dies aber nicht, weil die Fonds ihre Benchmarks in der Mehrzahl übertreffen würden.

Abschlag kann Käufer anlocken



Spannend ist aber, dass sich unter dem Dach des globalen Konzerns neben dem klassischen Fondsgeschäft auch alternative Vermögensverwalter tummeln. Oft ist deren Geschäft mit höheren Margen versehen. In der Summe verwaltet Legg Mason mehr als 700 Milliarden Dollar. An der Börse wird das Unternehmen mit 3,3 Milliarden Dollar bewertet. Das heißt: Einem Dollar investiertes und damit Gebühren bringendes Kapital steht ein halber Cent Börsenwert gegenüber. "Das unterschreitet die Preise, die bei Übernahmen in der Branche gezahlt wurden, deutlich", sagt Boyar. "In den vergangenen zehn Jahren waren 1,4 Prozent des verwalteten Vermögens das Minimum." Boyar hat so Legg Masons Übernahmewert errechnet, mit eigenem Multiplikator für jede Sparte. Geldmarktfonds etwa wurden mit null angesetzt. In der Summe errechnet sich so ein innerer Wert von 62 Dollar - gut 60 Prozent über dem aktuellen Niveau.

Der Experte glaubt, dass der Konzern dieses Ziel auch aus eigener Kraft erreichen kann, indem er weiterhin Aktien zurückkauft und die Ausschüttung hoch hält. "Wird die Aktie allerdings für eine längere Zeit mit einem so hohen Abschlag zum inneren Wert gehandelt, könnte sie das Ziel strategischer Käufer werden." Dann würde, wie das Beispiel Tribune Media zeigt, zumindest ein Teil des Wertabschlags aufgeholt werden.