An ihrem ersten Handelstag im SDAX stieg die Leifheit-Aktie um rund drei Prozent. Allerdings kommt es bei Indexneueinsteigern anfangs häufig zu größeren Kursbewegungen, da Fonds, die das entsprechende Börsenbarometer nachbilden, ihr Portfolio gemäß den Veränderungen anpassen müssen.
Dennoch bricht für das 1959 gegründete Unternehmen nun eine neue Ära an: "Die Aufnahme in den SDAX ist für Leifheit ein wichtiger Meilenstein und für uns Ansporn und Aufgabe zugleich, den eingeschlagenen Weg auch künftig konsequent weiter zu verfolgen", sagte Unternehmenschef Thomas Radke im Gespräch mit BÖRSE ONLINE (siehe Interview Seite 4).
Für den 54-Jährigen, der das Unternehmen seit Anfang 2014 führt, ist der SDAX-Aufstieg somit nicht nur verdienter Lohn für die Mühen der vergangenen Jahre, sondern auch die Bestätigung dafür, das Unternehmen mit Ausdehnung der Kundenbasis in Frankreich und der Strategie "Leifheit 2020" auf den richtigen Weg geführt zu haben. Diese sieht unter anderem vor, mit Innovationen mehr Wachstum zu schaffen. Die Verluste aus den Jahren 2004 und 2007 waren zu Radkes Amtsantritt allerdings bereits ausgebügelt.
Innovation und Expansion
Seit dem Jahr 2008 schreibt Leifheit wieder kontinuierlich Gewinn. Im vergangenen Geschäftsjahr stieg der Umsatz um fünf Prozent auf rund 232 Millionen Euro, der Nettogewinn lag bei etwas über 14 Millionen. Und so soll es weitergehen: Im ersten Halbjahr verbuchte Leifheit ein Umsatzplus von sieben Prozent auf 121,1 Millionen Euro (Vorjahr: 113,2 Millionen Euro). Der Gewinn ging zeitgleich jedoch leicht zurück, Schuld waren ungünstige Wechselkurse.
Die Währungseffekte schmälerten den Konzerngewinn im ersten Halbjahr 2016 um 2,5 Prozent auf 6,6 Millionen Euro. Leifheit revidierte die Ergebnisprognose für das Gesamtjahr: Statt bislang angepeilter 22 bis 23 Millionen Euro vor Zinsen und Steuern (Ebit) wird für dieses Jahr nun mit einem Ebit in Höhe von 21 bis 22 Millionen Euro gerechnet. Beim Umsatz kalkuliert Radke weiterhin mit einem Plus von drei bis vier Prozent, nachdem dieser im vergangenen Jahr bei 231,8 Millionen Euro gelegen hatte.
Der Leifheit-Chef setzt dazu auf mehr Innovationen und eine zügige regionale Expansion. Vor allem in Mittel- und Osteuropa verbuchte der Konzern bereits große Erfolge. 2015 wurde ein Distributionszentrum am tschechischen Produktionsstandort Blatná errichtet, um die dortigen Märkte effizienter beliefern zu können. Zuletzt wurde mehr als die Hälfte des Leifheit-Umsatzes im Ausland gemacht.
Stärkster Umsatztreiber sind Reinigungsprodukte, etwa Wischsysteme am Stiel zur Reinigung von Böden und der sogenannte "Fenstersauger" zum Fensterputzen, der im Ausland besonders kräftige Wachstumsraten verbucht. Auch Soehnle-Waagen tragen kräftig zum Umsatz bei.
In Zukunft soll das wachsende Internetgeschäft den Umsatz auf Hochglanz bringen: Bislang erzielt Leifheit rund zehn Prozent der Umsätze mit Bestellungen im Web, in den kommenden Jahren soll der Onlineanteil noch kräftig steigen.
Dividende aufpoliert
Die Aktionäre freut derweil nicht nur der steigende Aktienkurs, auch die aufpolierte Dividendenstrategie entzückt: Anfang des Jahres beschloss das Management, dass künftig grundsätzlich 75 Prozent des freien Cashflows ausgekehrt werden sollen. Außerdem soll es Sonderausschüttungen geben, sofern der Kassenbestand den erwarteten Bedarf für potenzielle Zukäufe sowie für die Zahlung der normalen Dividende, deren Rendite bereits bei 3,6 Prozent liegt, übersteigt.
Nach der Hauptversammlung im Mai zahlte Leifheit seinen Aktionären inklusive Sonderzahlung bereits 2,75 Euro je Aktie. Gut möglich, dass der SDAX-Konzern die Freude über den Indexaufstieg mit seinen Anteilseignern teilt und im kommenden Jahr noch mehr ausschüttet.
Interview: "SDAX-Aufstieg ist ein Meilenstein"
BÖRSE ONLINE: Was bedeutet der SDAX-Aufstieg für Leifheit und Sie persönlich?
Thomas Radke: Wir sehen das durchaus als wichtigen Meilenstein und als positives Signal durch die Kapitalmarktakteure. Ich persönlich freue mich sehr darüber und sehe darin auch eine Bestätigung unserer Strategie "Leifheit 2020", die wir seit Anfang 2015 verfolgen.
Was sind die drei wichtigsten Ziele für Leifheit in den kommenden Jahren?
Ein nachhaltiges organisches Wachstum von durchschnittlich vier Prozent pro Jahr, eine Ebit-Marge von mindestens acht Prozent und ein externes Wachstum durch Akquisitionen.
Was ist die operative Herausforderung?
Die konsequente Umsetzung der Strategie "Leifheit 2020" und die Erreichung der darin gesetzten Ziele.
Und die größten Entwicklungen und Herausforderungen in der Branche?
Vor allem die zunehmende Digitalisierung und die enormen Veränderungen der Handelslandschaft, insbesondere durch die rasante Entwicklung des E-Commerce.
Wie tritt Leifheit dem entgegen?
Einerseits unterstützen wir stationäre Händler - nach wie vor unsere wesentlichen Partner - mit maßgeschneiderten Sortimentsbausteinen und Lösungen. Gleichzeitig haben wir Leifheit fit gemacht für die Herausforderungen des E-Commerce und in personelles Know-how, moderne Produktinformationssysteme und flexible Logistikprozesse investiert.
In welche Länder wollen Sie als Nächstes expandieren?
Vor allem Osteuropa spielt eine wichtige Rolle in unserer Wachstumsstrategie. Hier konnten wir auf Halbjahressicht erneut signifikant zulegen - besonders in Tschechien, Polen und der Slowakei. Vor Kurzem haben wir an unserem tschechischen Standort ein neues Logistikzentrum aufgebaut, um eine effiziente Distribution für diese Zielmärkte sicherzustellen.
Planen Sie Zukäufe?
Ja, das ist Teil unserer Strategie "Leifheit 2020" und wir schauen uns sehr aktiv am Markt um. Voraussetzung ist allerdings, dass sich passende und auch finanzierbare Optionen ergeben.
Thomas Radke ist seit 2014 Vostandsvorsitzender des Haushaltswarenherstellers Leifheit.