Der neue Leoni-Chef Aldo Kamper sprach von einem sehr enttäuschenden und inakzeptablen Ergebnis. "Die Probleme, vor denen wir heute stehen, sind hauptsächlich hausgemacht." Der Zulieferer hatte in der Vergangenheit mehrmals seine Ziele kassiert, weil er sich vor allem in der Bordnetze-Sparte verhoben hatte.
Auch 2018 sorgte das Geschäft mit Kabelbäumen für Probleme: Im neuen Werk in Mexiko seien die Anlaufkosten deutlich höher ausgefallen als gedacht, erläuterte Finanzchef Karl Gadesmann. Er bezifferte die Belastungen auf rund zehn Millionen Euro. Zudem ging die Nachfrage aus der Autobranche im vierten Quartal zurück. Auch aus der Industrie seien zuletzt weniger Aufträge gekommen, sagte Gadesmann. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) brach 2018 um mehr als ein Drittel auf 144 Millionen Euro ein. Im vierten Quartal landete Leoni operativ in den roten Zahlen. Für 2018 will die Firma deshalb keine Dividende zahlen.
"Es war zwar zu erwarten, dass Leoni seine Ziele nicht erreichen wird, aber das Ausmaß ist alarmierend", schrieben die Experten der Bank Hauck & Aufhäuser in einem Kurzkommentar. Die Tatsache, dass Leoni auch seine mittelfristigen Ziele nach unten geschraubt habe, zeige, dass die Firma zum Restrukturierungsfall geworden sei. Die Kosten für einen möglichen Konzernumbau seien noch nicht abzuschätzen. Analyst Christian Ludwig vom Bankhaus Lampe erklärte, der Ausblick von Leoni sei ein "Desaster". Der Autozulieferer hatte mitgeteilt, seine Umsatz- und Renditeziele für 2020 nicht halten zu können. 2019 sollen die Erlöse nur leicht auf 5,2 (2018: 5,1) Milliarden Euro steigen. Das Ebit werde sogar noch einmal auf 100 bis 130 Millionen Euro sinken. "Das ist rund die Hälfte dessen, was bisher am Markt erwartet wurde", schrieb Ludwig in einem Kurzkommentar zur Aktie
Wie der Leoni-Finanzchef weiter sagte, fielen für den Umzug in das neue Technologiezentrum im fränkischen Roth weitere rund zehn Millionen Euro Kosten an. Zudem habe die Umstellung des IT-Systems zu Buche geschlagen, die jetzt schneller vorangetrieben werden und auch 2019 noch Millionen kosten soll. Probleme habe es auch in der Kommunikation zwischen lokalen und zentralen Ebenen gegeben beziehungsweise in der Kontrolle, was zu Verzögerungen und inhaltlichen Lücken geführt habe. "Wir arbeiten intensiv daran und werden das in Ordnung bringen", sagte Gadesmann. Der Finanzchef und der Vorstandsvorsitzende wollen sich außerdem stärker in die operative Führung der kriselnden Bordnetze-Sparte einbringen. Die Sparte "Wiring Systems" (WSD) erwirtschaftete zuletzt mehr als 60 Prozent der Erlöse und gut die Hälfte des Konzerngewinns.
Leoni war in der Vergangenheit phasenweise stark gewachsen, durch Zukäufe und dank guter Geschäfte der Autoindustrie rund um den Globus. Vorstandschef Kamper sagte, das Tempo müsse reduziert werden. "Wir überlasten das Unternehmen." Jetzt müsse die operative Leistung verbessert werden. Kamper, der im Herbst das Steuer bei Leoni übernommen hatte, zeigte sich überrascht vom Ausmaß der Probleme und betonte, er werde all seine Kraft zur Lösung einsetzen. Er verordnete dem Konzern "kurzfristig eine noch striktere Kostendisziplin" und arbeitet an weiteren Maßnahmen, um das Ruder herumzureißen. Details will er bei der Bilanzpressekonferenz am 19. März präsentieren.
rtr