Der Nürnberger Kabelhersteller Leonie bestätigte, dass es am Dienstag eine Durchsuchungsaktion an den Standorten gegeben habe. Vonseiten des Kartellamts hieß es, dass die Behörde mehrere Unternehmen und Unternehmensvereinigungen der Branche durchsucht habe. Namen der betroffenen Firmen wurden nicht genannt. Derzeit gelte die Unschuldsvermutung. Grund für die Durchsuchungen sei der Verdacht, "dass Kabelhersteller die Berechnung branchenüblicher Metallzuschläge in Deutschland miteinander koordiniert haben sollen", heißt es in einer Stellungnahme von Leoni. Mit derartigen Zuschlägen wollen Unternehmen die schwankenden Preise etwa für das in den Kabeln und Leitungen verwendete Kupfer oder Aluminium an den aktuellen Börsenkurs anpassen. Das Unternehmen will mit den Behörden kooperieren und die Vorwürfe prüfen.
Das schuldenbeladene Unternehmen Leoni steckt noch mitten in der Sanierung. Aktionäre traten nach der Nachricht über die Durchsuchungen den Rückzug an. Die Aktie gab am Mittwoch um bis zu 14 Prozent auf 8,89 Euro nach. Kartellstrafen können bis zu zehn Prozent des Umsatzes ausmachen. "Das könnte für das schuldenbeladene Unternehmen zu einer ernsthaften Bedrohung werden", sagte ein Händler.
Unsere Einschätzung zur Leoni-Aktie
Leoni steckt in einer herausfordernden Zeit. Seit dem letzten Höchststand im Januar 2018 bei etwa 64 Euro ging es für den Aktienkurs steil abwärts bis auf etwa fünf Euro im Oktober 2020. Mit der fortschreitenden Sanierung des Unternehmens kletterte der Kurs im August 2021 wieder auf knapp 17 Euro je Aktie.
Die Vorwürfe der Preisabsprache werfen die leichte Kurserholung wieder deutlich zurück. Analyst Marc-René Tonn von Warburg Research sah darin eine klar negative Nachricht, auch wenn mit einem Verdacht noch keine Schuld bewiesen sei. Kartellstrafen könnten theoretisch bis zu zehn Prozent des Konzernumsatzes hoch sein, in der Praxis aber fielen sie meist geringer aus, so der Experte. Außerdem können mögliche Ansprüche durch Kunden hinzukommen. Wir raten dazu, die weitere Entwicklung von der Seitenlinie aus zu beobachten.
Mit Material von dpa-AFX/rtr