Bereits im Vorjahr sorgte der Autozulieferer für negative Schlagzeilen. Wegen Fehlern bei neuen Produktanläufen und Problemen in der Bordnetzsparte musste ein teures Sanierungsprogramm aufgelegt werden. Anschließend wurden die Nürnberger auch noch Opfer eines von Fachleuten als des "Chefbetrug" oder "Fake-President-Masche" genannten Betrugs. Mittels falscher E-Mail-Adressen und manipulierten Unterschriften erbeuteten Kriminelle damals rund 40 Millionen Euro. Insgesamt kosteten die Vorfälle den Autozulieferer die Hälfte seines Gewinns. Der operative Gewinn sackte auf gut 78 Millionen Euro ab.
Auf Seite zwei: Einschätzung der Redaktion
Einschätzung der Redaktion
Die Software-Panne ist ein weiterer Managementfehler von Konzernchef Dieter Bellé. Dabei profitiert das Unternehmen derzeit von dem Megatrend Elektromobilität. Für den Kabelspezialisten ist die Elektrifizierung im Automobilbau ein Glücksfall. In Hybrid-und Elektroautos sind die zu übertragenden elektrischen Leistungen höher als im Bordnetz herkömmlicher Autos. Fahrzeuge mit Elektromotor benötigen ein zweites, leistungsstärkeres Bordnetz, das die Batterie mit dem Antrieb verbindet. An den hier verwendeten Kabeltypen verdient Leoni mehr als bei herkömmlichen Netzen. Im ersten Halbjahr verzeichneten die Franken eine stark anziehende Nachfrage im Bereich Elektromobilität. In diesem zukunftsträchtigen Segment verfügt das Unternehmen inzwischen über einen Auftragsbestand mit einem Volumen von 628 Millionen Euro Euro. Mittelfristig dürfte es deutlich mehr werden. Die Privatbank Berenberg rechnet vor allem ab 2020 auf der Umsatzseite mit positiven Überraschungen.
Auch insgesamt ziehen die Verkäufe an, während das Sanierungsprogramm die Profitabilität verbessert. Bei einem organisch um fünf Prozent auf 2,23 Milliarden Euro gestiegenen Halbjahresumsatz konnte der operative Gewinn mit 114 Millionen Euro so um mehr als ein Viertel gesteigert werden. Der Millionen-Fehler mit den Softwarelizenzen ist ärgerlich und kratz weiter an der Reputation der Firmenführung, fundamental aber stehen die Zeichen für Leoni gut.
Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 55,00 Euro
Stopppkurs: 44,50 Euro