Die Möglichkeiten dafür sind da. Rund 80 Prozent des Leoni-Umsatzes kommen von Kunden aus der Automobilbranche. Die Nürnberger stellen Drähte, Kabel und ganze Bordsysteme für Fahrzeuge her und sind für Bordsysteme in Europa der größte Hersteller. Leoni will vor allem von den großen Trends in der Autoindustrie profitieren. Von E-Autos und selbstfahrenden Autos. In der technischen Übergangsphase zum E-Auto spielen Hybridantriebe zudem eine wichtige Rolle. Alles könnte Leoni in die Karten spielen: "Von Hybridautos und beim autonomen Fahren wird Leoni klar profitieren, denn die Verkabelung der Autos ist umfangreicher im Vergleich zu Autos mit Verbrennungsmotor", sagt Pieper. Ebenso beim E-Auto, hier bräuchte man vor allem auch höherwertige Kabel, weil mehr Hochspannungskabel verbaut würden.
Ein weiterer Trend von dem Leoni profitieren will ist etwa Big Data. "Die Datenübertragung in Autos wird wohl zunehmen", sagt Pieper. Der Geschäftsbereich Wire & Cable Solutions bietet zudem auch Kabel und Kabelsysteme für Datenzentren an. Künftig will der Autozulieferer auch selbst die cloud-basierte Analyse von Daten liefern.
Insgesamt läuft es bei dem Kabelhersteller dieses Jahr wesentlich besser als im Vorjahr. Nachdem 2016 ein Betrugsfall und hohe Kosten für die Restrukturierung des zweiten Segments Wiring Systems große Teile vom Gewinn schluckten, läuft es 2017 bisher rund. Im ersten Halbjahr stieg der Umsatz um neun Prozent auf 2,4 Milliarden Euro. Der Gewinn (Ebit) legte bereinigt um rund 26 Prozent auf 114 Millionen Euro zu. Angesichts dessen erhöhte Leoni die Gewinn-Prognose von 180 bis 200 Millionen Euro auf 190 bis 210 Millionen.
Neben der höheren Nachfrage von den Autoherstellern kommt Leoni auch eine Versicherungszahlung und der Verkauf des Geschäfts mit Kabeln für Haushalts- und Elektrogeräte zugute. Metzler-Analyst Pieper rechnet dieses Jahr noch mit einer weiteren Prognoseanhebung um bis zu zehn Millionen Euro. Auch die Analysten von Warburg Research sehen weiteres Potenzial für eine Erhöhung, unter anderem wegen Restrukturierungserfolgen.
Leoni selbst rechnet mit 4,5 Prozent mehr Umsatz in diesem Jahr, die Erlöse sollen auf 4,6 Milliarden Euro wachsen. Entwickelt sich der Kupferpreis, der Leonis Geschäft beeinflusst, weiter positiv, könnte laut dem Unternehmen auch mehr drin sein.
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Bellé hat die Chefposition bei dem Autozulieferer seit Mai 2015 inne. Leicht war sein Vorstandsjob nicht: Leoni hatte nicht gerade eine Glückssträhne. Im vergangenen Sommer überwiesen Cyber-Kriminelle Geld des Unternehmens auf Konten ins Ausland - das kostete das Unternehmen 40 Millionen Euro. Dazu drückten 2016 hohe Restrukturierungskosten auf den Gewinn. Auch der Umsatz schrumpfte um zwei Prozent - höhere Kupferpreise und ungünstige Wechselkurse belasteten. Diesen Sommer schreckte dann noch ein Bericht die Aktionäre auf: Danach soll Leoni an verschiedene Software-Unternehmen 20 Millionen Euro Lizenzgebühren zu wenig gezahlt haben, darunter an SAP und Microsoft. Leoni wies den Bericht zurück, man sei angemessen lizensiert. Laut Pieper wären Lizenznachforderungen auch nicht ungewöhnlich. Sie kämen zum Beispiel dadurch zustande, dass mehr Mitarbeiter eine Software nutzten.
Dieses Jahr läuft es bei Leoni insgesamt bisher wesentlich besser. Umsätze und Gewinne steigen, die Gewinnprognose wurde nach den Zahlen zum zweiten Quartal erhöht. Experten sind auch für die nächsten Jahre zuversichtlich.
Leoni ist für die künftigen Entwicklungen in der Autobranche gut aufgestellt und kann neben der Entwicklung hin zu E-Autos künftig auch von Trends wie dem autonomen Fahren und Big Data profitieren. Pieper geht zwar davon aus, dass 2018 für die Autoindustrie ein schwierigeres Jahr werden wird. Für Leoni aber sähe es gut aus: "Die Ergebnisse werden schneller wachsen als die Umsätze."
Ebenfalls gut für Anleger: Leoni ist ein stabiler Dividendenzahler. Für 2016 wurde mit 50 Cent pro Aktie zwar nur halb so viel wie im Vorjahr an die Aktionäre ausgeschüttet, die Ausschüttungsquote war wegen des deutlich geringeren Gewinns aber sehr hoch.
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Stoppkurs: 44 Euro