"Irgendetwas mit Start-ups" zu machen liegt im Trend. Nicht nur für Uni-Absolventen und Investoren, sondern auch für Unternehmen. Da die Digitalisierung die globale Wirtschaft mit rasender Geschwindigkeit verändert, braucht es Innovationen. Und die liefern Start-ups. Deshalb suchen Konzerne Kontakt zur Gründerszene, ob durch Vorträge an Hochschulen, Mentoring-Programme, Sponsorings von Gründer-Konferenzen oder Start-up-Wettbewerbe. Selbst in Co-Working Spaces mieten sich Firmen ein - auf der Suche nach neuen Technologien.
Das 2015 gegründete Start-up CorpLife, das eine Plattform für Mitarbeiter-Benefits und ein digitales Reisekostenabrechnungstool betreibt, arbeitet seit einer Finanzierungsrunde durch das Investorennetzwerk primeCROWD eng mit einem internationalen Logistikkonzern zusammen: "Sobald unsere Reisekostensoftware Clevexa im Einsatz war, wurde klar, dass dieses System auch in anderen Abteilungen genutzt werden kann", erklärt Mario Nowak, Gründer von CorpLife. Sofort wurde das Produkt anhand der Bedürfnisse und des Feedbacks des Logistikbetriebs weiterentwickelt: "Diese Geschwindigkeit beeindruckt Geschäftspartner. Unsere Entscheidungswege sind kürzer, wir orientieren uns am Markt und Zukunftsthemen sind in Produkte inkludiert."
Kundenspezifische Produktion schätzt auch der Softwarehersteller SAP, der selbst Start-ups integriert und fördert: "Etablierte Unternehmen profitieren, wenn sie die Innovationen aus der Start-up-Crowd systematisch nutzen, etwa um ihr eigenes Produktportfolio zu ergänzen. Aber auch kulturell gibt es wertvolle Synergien, die systematische Offenheit sowie den Pragmatismus von Start-ups zu übernehmen ", sagt Deepa Gautam-Nigge, Innovation Network Manager bei SAP. Gründer müssten aufgrund begrenzter Marketingbudgets immer Netzwerke und Multiplikatoren suchen. Diese Flexibilität und Anpassungsfähigkeit inspirieren große Player. Doch Vorteile der Kooperationen genießen natürlich auch Start-ups, weiß Deepa Gautam-Nigge: "Gründer gewinnen neben Zugang zu einem soliden Kundenstamm und etablierten Vertriebsmodellen wie -kanälen wertvolle Einblicke in Prozesse und Strukturen. Auch hinsichtlich Personalentwicklung und Teamleitung können sie nur lernen." Der vielleicht größte Profit: Start-ups steigern durch Kooperationen mit Großkonzernen ihre eigene Markenbekanntheit sowie das Vertrauen in ihr Produkt und können so leichter neue Kunden akquirieren.
Befruchtend für diese Win-win-Situation ist neben Sympathie und Vertrauen ein offener Umgang mit Kritik. Wer sich auf Augenhöhe austauscht, erzielt die besten Ergebnisse. Der Trend wird sich fortsetzen, ist CorpLife-Gründer Nowak überzeugt: "Konzerne werden Start-ups noch stärker einbeziehen, um neue Produkte und Services zu entwickeln. Die Tendenz, Innovationen einzukaufen statt eigene Ressourcen zu verwenden, wird sich weiter verstärken." Denn wie die Digitalisierung sind auch die Start-ups gekommen, um zu bleiben. Die Zukunft großer Unternehmen wird daher auch von ihrer Fähigkeit abhängen, mit jungen Gründern zusammenzuarbeiten und gegenseitig voneinander zu lernen. SVENJA LASSEN, NINA GREIMEL
primeCROWD ist eines der größten Startup-Investoren-Netzwerke im DACH-Raum und umfasst über 1.000 Investoren, inklusive Inkubatoren, Acceleratoren, VC‘s und Family Offices. Das Unternehmen agiert als Schnittstelle zwischen Startups und Kapitalgebern, vermittelt Investments für Frühphasen- und Wachstumsfinanzierungen und begleitet Startups während des gesamten Investitionsprozesses und darüber hinaus. Im Gegensatz zu Crowdfunding-Plattformen finanzieren sich Startups in Form von Eigenkapitalbeteiligungen. Investoren können ihr Portfolio um eine neue Assetklasse erweitern. Seit der Gründung 2015 wurden 18 Startups mit Kapital ausgestattet und betreut sowie Investments in der Höhe von EUR 8 Mio. vermittelt. Die Finanzierungsvolumina liegen zwischen EUR 100.000 und EUR 1.500.000, wobei Anleger ab einer Summe von EUR 10.000 einsteigen können. Mitglieder haben außerdem die Möglichkeit, die Gründer der Startups und andere Investoren aus dem Netzwerk persönlich kennenzulernen. Weitere Informationen unter: www.prime-crowd.com