Fridmans Fehlgriff
Vor ziemlich genau einem Jahr hatten Sie in der Rubrik "Guru-Alarm" die Aktie der spanischen Lebensmittelkette Distribuidora Internacional de Alimentación, kurz DIA, vorgestellt. Grund war der Einstieg des russischen Milliardärs Michail Fridman. Über seine Beteiligungsgesellschaft Letter One bietet Friedman nun 67 Cent Abfindung je Aktie. Der Kurs notiert etwas über diesem Angebot. Legt Fridman nochmal nach? Oder ist mit einem Squeeze-out und/oder Spruchstellenverfahren zu rechnen?
Leser der Redaktion bekannt
BÖRSE ONLINE: Bei der grundlegenden Einschätzung von DIA hat sich die Redaktion nicht mit Ruhm bekleckert. Die Bilanz des Unternehmens machte damals keinen schlechten Eindruck. Die Bewertung der Aktie war niedrig. Doch am Ende kam es so schlimm, wie es sich die Redaktion und wahrscheinlich auch Fridman nicht vorstellen konnten. In Brasilien und Argentinien brachen die Umsätze ein. Gleichzeitig sind die Schulden stark angestiegen. Weil auch im wichtigen spanischen Markt der Druck auf die Preise hoch blieb, nahmen Investoren Reißaus. Zudem hat das Management wohl sehr großzügig bilanziert. 2018 türmte sich der Nettoverlust nach Abschreibungen auf 352 Millionen Euro. Unser Stoppkurs lag bei 3,45 Euro.
Anleger hätten zu diesem Kurs sowohl Ende März als auch noch einmal im Mai 2018 aussteigen können, bevor die Talfahrt zum Pennystock begann. Das Übernahmeangebot von Letter One ist noch nicht verbindlich und an verschiedene Bedingungen geknüpft. Vor allem muss die Börsenaufsicht Fridman von einem höheren Angebot befreien, das er nach spanischem Börsenrecht im Moment machen müsste. Fridman hat also keinerlei Interesse an höheren Kursen, weil er die Freigabe von der Börsenaufsicht zum niedrigen Kurs von 67 Cent haben möchte. Normalerweise müsste er den Höchstkurs der vergangenen zwölf Monate von 3,73 Euro zahlen. Einige Gruppen von Minderheitsaktionären fordern sogar 5,12 Euro (ob das Erfolg haben wird, steht auf einem anderen Blatt). Möglicherweise kommt noch einmal Bewegung in die Sache, weil Carrefour, Lidl und weitere Interessenten laut spanischen Medienberichten über Gegenangebote nachdenken. Diese Aktionen zeigen, dass alle Gruppen auf dem aktuellen Niveau Wertsteigerungspotenzial bei DIA sehen. Wenn Sie also dem Stoppkurs nicht gefolgt und noch investiert sind, sollten Sie noch etwas abwarten. Sollten allerdings Gegenangebote ausbleiben, wären Kurse über 67 Cent eine Ausstiegsgelegenheit, denn nachlegen wird Fridman wohl nicht.
Chinesiches Chaos
Ich habe noch Aktien von Greater China Precision Components (WKN: A0M ZS3) im Depot. Vor längerer Zeit habe ich in BÖRSE ONLINE gelesen, dass Aktionäre abgefunden werden sollen. Haben Sie nähere Informationen?
Leser der Redaktion bekannt
BÖRSE ONLINE: "Vor längerer Zeit" stimmt leider. Ein Abfindungs- beziehungsweise Umtauschangebot gab es im Jahr 2014. Seitdem wird das Unternehmen in allen uns zur Verfügung stehenden Datenbanken als "private company", also nicht börsennotiertes Unternehmen, geführt. Eventuell können Sie beim Unternehmen direkt Ihr Glück versuchen, in einigen Fällen konnten wir unseren Lesern bei asiatischen Unternehmen in ähnlichen Situationen schon helfen, etwa bei der thailändischen BIG C Supercenter. Hier hat das Unternehmen tatsächlich ausstehende Aktien zurückgekauft. Allerdings funktioniert bei Greater China Precision Components schon die Homepage (www.greater-cpc.com) nicht mehr. Das sieht nach Auflösungserscheinungen aus. Es steht zu befürchten, dass dort nichts mehr zu holen ist.