Der Handelsraum der New Yorker Börse ist eine Jeansfreie Zone. Am 20. März gab es eine Ausnahme. Zum Börsendebüt der legendären US-Jeans-Firma Levi Strauss trugen die Händler blaue Baumwollhosen. Auch die Investoren waren lässig und orderten kräftig. Die Erstnotiz lag rund 30 Prozent über dem Emissionspreis von 17 Dollar. Die Börse bewertet die Textilfirma mit einer Marktkapitalisierung von 8,1 Milliarden Dollar. Nicht ganz preiswert angesichts Margen von unter zehn Prozent und einem Umsatz von 5,6 Milliarden Dollar.
Bis vor kurzem konnte sich die Notiz aber noch standhaft über der Marke von 20 Dollar halten. Jetzt überraschte Levi Strauss allerdings auf der negativen Seite. Wie die Textilfirma bekannt gab, kletterte der Umsatz zwischen April und Juni zwar um fünf Prozent auf 1,3 Milliarden Dollar. Die Firma hatte sein Filialnetz ausgebaut und in den Online-Vertrieb investiert. Deshalb hatten die Analysten eigentlich mit einem höheren Wachstum gerechnet. Neben den Aufwendungen für den Börsengang haben die Aufwendungen für den Ausbau des Geschäfts die Kosten erhöht. Der Gewinn brach im Vergleich zum Vorjahr um 63 Prozent ein. Unter dem Strich verdiente Levi Strauss 29 Millionen Dollar. Selbst wenn die bereinigten Zahlen verwendet werden, liegt das Minus bei 17 Prozent. Allerdings liegt das Unternehmen gemessen an den Halbjahreszahlen bei dem vielleicht aussagekräftigeren bereinigten Betriebsergebnis noch mit acht Prozent in Front.
So gesehen muss Levi Strauss im zweiten Halbjahr verhindern, dass sich die schwache Entwicklung aus dem zweiten Quartal fortsetzt. In der Planung für 2019 steht weiterhin, dass sich der Umsatz mit einer hohen einstelligen Zuwachsrate verbessern soll. Und auch die Marge soll, wenn auch nur leicht steigen. Viel wird davon abhängen, ob sich die Zoll-problematik nicht verschärft.
China ist nämlich ein Markt, in dem Levi Strauss Marktanteile gewinnen will. Zudem bezieht die Jeans-Ikone von dort auch Ware. Eine ähnliche Problematik gibt es auch in Mexiko. So gesehen ist die Politik von Präsident Donald Trump ein Unsicherheitsfaktor.
So lange Drohgebärden die Geschäfte überschatten, fällt die mit einem KGV von 19 recht hoch bewertete Aktie, deren Kursverlauf nun zumindest auch angeschlagen erscheint, in die Kategorie Beobachten.