Auf der Konferenz, zu der John Malone nach New York eingeladen hat, präsentieren sich seine Tochtergesellschaften mit Ständen wie auf einer Messe. Der TV-Shoppingkanal QVC stellt Kassenschlager aus: Cremes, Parfüm, Kleidung. Das Reiseportal TripAdvisor demonstriert, wie Nutzer per App die passenden Hotels finden. Und Satellitenradio-Betreiber SiriusXM zeigt, wie Autofahrer ihre Lieblingskanäle einstellen.

An der Wall Street genießt Malone einen ausgezeichneten Ruf. Der Konferenzsaal im Gebäude der "New York Times" muss wegen Überfüllung geschlossen werden, so groß ist der Andrang. Selbst Vollprofis sind begeistert. Warren Buffett beteiligte sich über sein Investmentvehikel Berkshire Hathaway mit rund fünf Prozent an der Dachgesellschaft Liberty Media Corp. Und Value-Ikone Mario Gabelli schuf einen speziellen ETF, der Malones Geschäfte nachbildet.

Was Malone anfasst, wird meist zum Erfolg. Bestes Beispiel ist SiriusXM. Anfang 2007 machte sich Malone für eine Fusion der konkurrierenden Satellitenradio-Betreiber Sirius und XM stark. Beide standen kurz vor der Insolvenz. Nach langem Ringen gab der US-Kongress schließlich grünes Licht für die Verschmelzung. Im Tief dümpelte die Aktie bei 0,08 Dollar. Mittlerweile ist der Kurs auf 4,50 Dollar geschossen. Der einstige Sanierungsfall verdiente im vorigen Jahr über eine halbe Milliarde Dollar netto. Zwischen Januar und September erreichte der Profit schon 541 Millionen Dollar. Der freie Cashflow stapelt sich per Ende September auf eine Milliarde und soll bis Silvester 1,5 Milliarden Dollar umfassen. Wegen hoher Verlustvorträge wird die Steuerlast bis 2019 gering bleiben. SiriusXM hat 31 Millionen Abonnenten. In nahezu allen Premium-autos, die auf den US-Markt kommen, ist das Bezahlradio vorinstalliert. Das aber reicht Malone nicht. Er streckt seine Fühler nach Internetradio-Firmen aus.

Auf Seite 2: Mit Taylor Swift auf Tournee





Mit Taylor Swift auf Tournee



Daneben ist auch der Konzertveranstalter und Ticketvermarkter Live Nation wichtig für Malone. Das Unternehmen ist im Höhenflug. Seit 2005 kletterte der Umsatz um durchschnittlich zehn Prozent per annum. 2016 soll ein weiteres Rekordjahr werden - Stars sind auf Konzerte angewiesen wie nie zuvor. Unternehmens-chef Michael Rapino erklärt, dass etwa die Sängerin Taylor Swift den Löwenanteil ihres Einkommens mit Konzerten verdiene. Nur ein minimaler Anteil entfalle auf CD-Verkäufe oder Streamingdienste. Vom Tourneeboom profitiert Live Nation als Marktführer in besonderem Maße. "Junge Menschen schätzen Live-Events. Das sind magische Momente für sie. Sie lieben Festivals", schwärmt Rapino.

Mit dem Kauf der Formel 1 für acht Milliarden Dollar sorgte Malone für einen weiteren Paukenschlag. Fast 40 Jahre lang managte Bernie Ecclestone den Rennstall. Malones rechte Hand, Greg Maffei, sieht viel Potenzial. Maffei: "Es ist sehr selten, dass so eine Sportfirma verkauft wird. Du kannst nicht die Olympiade oder die FIFA kaufen." Live Nation werde helfen, die Rennserie, die 1,8 Milliarden Dollar umsetzt, besser zu vermarkten. Er möchte TV-Deals an Land ziehen, Werbung und Sponsoring ausbauen. Eine Onlinepräsenz sei nicht vorhanden. "Wir glauben, die Chancen sind enorm." Malone vergleicht das Interesse für Sport mit Drogen: "Sport ist ein bisschen wie Kokain. Es ist sehr stark. Wenn du im richtigen Markt bist, kannst du wirklich was bewegen."

Eine anderer Schatz ist TripAdvisor, das weltweit zu den führenden Reiseportalen gehört. Jede Minute geben Nutzer 280 neue Einschätzungen zu Hotels, Restaurants und Attraktionen ab. "Wir bezahlen ihnen nichts. Sie möchten nur dem nächsten Reisenden einen Rat geben", sagt Gründer Stephen Kaufer. Die Website besuchen 390 Millionen Besucher im Monat.

Neu ist, dass Reisen dort direkt gebucht werden können. Bislang galt TripAdvisor nur als Informationsquelle, gebucht wurde woanders. Die Buchungsfunktion wird indes schleppend angenommen. In den ersten neun Monaten stagnierte der Umsatz. TripAdvisor ist daher an der Börse abgestürzt - durchaus eine Kaufchance.

Mit der QVC Group knickte eine weitere Tochter ein. Der Umsatz enttäuschte bitter. Die US-Wahlen und die Olympiade hielten Zuschauer fern. Das Management versucht es mit Kostenkürzungen. Der Zukauf des Konkurrenten Zulily soll den Abschwung bremsen. QVC startete ferner den neuen Kosmetikkanal Beauty iQ.

Auf Seite 3: Mit QVC zum Spitzenstaubsauger





Mit QVC zum Spitzenstaubsauger



Als QVC bei 30 Dollar notierte, wollte jeder die Aktie haben. Jetzt bei rund 20 Dollar hassen sie alle. Weltweit geben die Kunden im Schnitt erstaunliche 25-mal im Jahr eine Bestellung auf. "Welches Unternehmen hat 25 Orders im Jahr?", fragt Maffei die Analysten. QVC wird den Kursrutsch für Aktienrückkäufe nutzen. 30 Jahre lang wuchs der Sender - außer in der Zeit der Finanzkrise. Ob für die jüngste Schwäche Onlinehändler Amazon verantwortlich ist? Möglicherweise. Auch haben Kaufhäuser mit ruinösen Rabatten Kunden abgeworben. Doch glaubt QVC-Lenker Michael George, den Einbruch umkehren zu können. Er möchte mit hochwertigen Staubsaugern und anderen gefragten Produkten punkten.

Zu den Liberty-Beteiligungen zählt auch der Kabelriese Charter, der Time Warner Cable gekauft hat. Oder Liberty Braves, ein Baseballteam in Atlanta. Malone hat jedenfalls ein dichtes Firmengeflecht geschaffen. Der Grund dafür: Er hasst es, Steuern zu zahlen.

Auf Seite 4: Malones Imperium auf einen Blick





Malones Imperium auf einen Blick





Clever: Charter Communications zählte zu den führenden Kabel-TV-Anbietern. Während der Finanzkrise schlitterte das Unternehmen 2009 in die Insolvenz. Nach einem Schulden­erlass kam die Aktie zurück an die Nasdaq. John Malone stieg 2013 ein. 2014 schluckte Charter den Rivalen Time Warner Cable und wurde so zum zweitgrößten Internetprovider der USA hinter Comcast. Sowohl die ­Charter-­Aktie als auch Liberty ­Broad­band (wo Malones Charter-Anteile liegen) sind kaufenswert.