Somit haben nun auch Indexfonds genügend Zeit, ihre Anteile zum Umtausch einzureichen - viele durften ihre Aktien wegen eigener Regularien bisher nicht andienen.

Mit dieser "Sicherheitsmaßnahme" seien die letzten Zweifel ausgeräumt, sagte ein Börsianer. "Damit sollte der Deal klappen." Die Fusion von Linde und Praxair zu einem führenden Industriegase-Konzern mit 29 Milliarden Euro Umsatz, einem Börsenwert von annähernd 70 Milliarden Euro und rund 88.000 Mitarbeitern weltweit soll im zweiten Halbjahr perfekt sein.

Winken die Aktionäre den Zusammenschluss durch, müssen die Wettbewerbsbehörden in der EU und in anderen Ländern zustimmen. Sie dürften dabei zur Auflage machen, dass der fusionierte Konzern sich von Geschäftsteilen trennt. Linde und Praxair wollen dabei nicht mehr als 3,7 Milliarden Dollar Umsatz abgeben. Insidern zufolge bereiten Linde und Praxair den Verkauf von Firmenteilen mit einem Unternehmenswert von 6,5 bis 7,5 Milliarden Euro vor, die zusammen auf einem Betriebsgewinn von 650 bis 750 Millionen Euro kommen. Linde lasse sich dabei von Goldman Sachs und der Deutschen Bank beraten, Praxair hat Credit Suisse engagiert.

LINDE-TEILE IM WEIHNACHTSANGEBOT



Der Verkaufsprozess dürfte um Weihnachten herum starten, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Insgesamt stünden Unternehmensteile mit mehr als 2,7 Milliarden Euro Umsatz zum Verkauf, der größte Teil davon in Nordamerika. In Europa - vor allem in Deutschland - gehe es um 700 bis 900 Millionen Euro Umsatz, in Südamerika um rund 500 Millionen. Linde-Konkurrent Messer hat schon Interesse bekundet, auch die internationalen Rivalen Air Products und Air Liquide wollen sich mögliche Gelegenheiten anschauen. Den Insidern zufolge sind auch Finanzinvestoren wie CVC, Blackrock und Carlyle interessiert und bereiten Gebote vor. CVC habe sich dazu mit Messer zusammengetan.

Linde und Praxair wollten sich zu möglichen Verkäufen nicht äußern. Die genannten Interessenten lehnten eine Stellungnahme ab oder waren nicht zu erreichen.

Den Indexfonds unter den Linde-Aktionären lief in der Annahmefrist die Zeit weg: Denn erst seit Freitag haben mehr als 50 Prozent des Aktienkapitals das Tauschangebot angenommen - für viele Fonds zu spät, als dass die ihre Aktien rechtzeitig bis Dienstag hätten einreichen können. Einige Fonds, die den Leitindex Dax abbilden, können sie erst abgeben, wenn die zum Umtausch angebotenen Papiere in den Index einziehen. Das ist bei Linde laut Deutscher Börse erst am Mittwoch der Fall - einen Tag nach dem Ende der ursprünglichen Frist. Nach früheren Angaben liegen zwischen 10 und 13 Prozent der Linde-Anteile bei börsengehandelten Fonds (ETFs) und Indexfonds.

Werden die 60 Prozent bis 7. November erreicht, haben die restlichen Anleger nach den Übernahmeregeln noch weitere zwei Wochen Zeit, um die Offerte noch annehmen zu können. Am Ende dieser Nachfrist muss Linde allerdings auf eine Umtauschquote von mindestens 74 Prozent kommen, um die Steuervorteile durch den offiziellen Firmensitz des fusionierten Unternehmens in Irland wahrnehmen zu können. Daran könne der Zusammenschluss noch scheitern, warnte Linde.

rtr