Der starke Euro nagt am Ergebnis des Münchener Industriegasekonzerns Linde. Der Kursanstieg des Euro zum australischen Dollar, zum US-Dollar und zum südafrikanischen Rand belastete im ersten Halbjahr die Geschäftszahlen des weltgrößten Industriegase-Produzenten. Der neue Konzernchef Wolfgang Büchele zeigte sich dennoch zufrieden.

"Wir haben Stabilität bewiesen, obwohl unser berichtetes Wachstum erneut durch ungünstige Währungskurseffekte gebremst wurde", erklärte Büchele, der im Mai nach der Hauptversammlung das Ruder vom langjährigen Firmenchef Wolfgang Reitzle übernahm. An den Geschäftszielen für das Gesamtjahr hielt Linde auch unter der neuen Führung fest.

Der Konzern erzielte im ersten Halbjahr einen operativen Gewinn von 1,90 Milliarden Euro - ein Minus von 3,6 Prozent binnen Jahresfrist. Währungsbereinigt hätte das Ergebnis um 1,7 Prozent zugenommen. Im zweiten Quartal stand ein operativer Gewinn von 969 Millionen Euro zu Buche. Analysten hatten 965 Millionen Euro erwartet. Das Unternehmen, das unter anderem Chemie- und Stahlfirmen mit Gasen versorgt und Medizingase für die Gesundheitsbranche herstellt, setzte von Januar bis Juni 8,21 Milliarden Euro um, was in etwa dem Vorjahreswert entsprach. Der Konzerngewinn sank um 5,5 Prozent auf 624 Millionen Euro.

Für das Gesamtjahr erwartet Büchele wie schon sein Vorgänger ein "solides" Umsatzwachstum und eine "moderate" Verbesserung des operativen Konzernergebnisses. Darunter versteht Linde ein Umsatzplus von bis zu 6,5 Prozent und einen Anstieg des operativen Ergebnisses von 3,5 bis 5,5 Prozent. 2013 setzten die Münchener 16,66 Milliarden Euro um und kamen auf ein operatives Ergebnis von 3,97 Milliarden Euro. Büchele bekräftigte auch die Mittelfrist-Ziele des Unternehmens.

Im wichtigen Asiengeschäft, das bei Linde zuletzt zu den Ergebnisstützen zählte, profitierte der Konzern in der Gasesparte vor allen von einer starke Nachfrage in China. Hier erzielte Linde einen zweistelligen Umsatzanstieg. In Europa entwickelte sich vor allem das Geschäft mit der Versorgung von Industriekunden vor Ort positiv. Die Umsätze im Geschäft mit Flaschen- und Flüssiggasen in der Eurozone legten allerdings wegen der nach wie vor eher flauen Konjunktur nur leicht zu. Insgesamt sanken Umsatz und operatives Ergebnis in der Gasesparte im Halbjahr leicht. Im kleineren Anlagenbaugeschäft nahm der Umsatz dagegen um 13,6 Prozent zu. Der operative Gewinn blieb aber unter Vorjahr.

Der amerikanische Rivale Air Products hatte bereits vor einigen Tagen seinen Zwischenbericht vorgelegt. Der US-Konzern profitierte im dritten Quartal seines Geschäftsjahres 2013/14 von kräftiger Nachfrage nach Flaschen- und Flüssiggasen. Der Gewinn nahm um neun Prozent auf 314 Millionen Dollar zu. Auch höhere Preise trugen zu dem Gewinnanstieg bei.

Reuters

Einschätzung der Redaktion

Die Zahlen, die Linde am Morgen vorlegte, fallen besser aus als erwartet. Sowohl beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) als auch unter dem Strich beim Nettogewinn je Aktie toppt der Gasespezialist die Konsensschätzungen des Marktes. Auch beim Ausblick bleibt Linde grundsätzlich positiv gestimmt. Der operative Gewinn soll im Gesamtjahr moderat wachsen. BÖRSE ONLINE bestätigt die Kaufempfehlung für den DAX-Titel.

Lars Winter