Ein schriftliches Dokument solle in den nächsten Tagen folgen. Linde weiß nach eigenen Angaben davon nichts: "Uns liegen keine diesbezüglichen Informationen vor", sagte ein Konzernsprecher in München. Die Entscheidung der FTC stehe noch aus.

Sie gilt als letzter Stolperstein, an dem die Fusion noch scheitern könnte. Linde und Praxair brauchen die Zustimmung bis zum kommenden Mittwoch, sonst müsste neu verhandelt werden. Die Wettbewerbshüter wollten sicherstellen, dass sich auf dem Markt für Industriegase wie Sauerstoff und Helium künftig nicht nur die drei Großkonzerne Linde/Praxair, Air Liquide und Air Products Konkurrenz machen. Deshalb hatte die FTC weitere Zugeständnisse gefordert.

Auf Arbeitsebene haben sich Linde und Praxair nach eigenen Angaben bereits mit der US-Behörde geeinigt, die Zustimmung der Führungsetage ("Commissioner") stand aber zuletzt noch aus. Der Newsletter "The Capitol Forum" aus Washington hatte berichtet, die Aufseher beäugten vor allem die vorgesehenen Käufer für das US-Geschäft von Linde kritisch.

Der deutsche Gasehersteller Messer hat sich dazu mit dem Finanzinvestor CVC zusammengetan. Er könnte mit der Übernahme auf den US-Markt zurückkehren. Linde ist bereit, dort nicht nur das Massengeschäft zu verkaufen, sondern weitere Unternehmensteile abzugeben. Ob diese ebenfalls komplett an CVC und Messer gehen, ist unklar. Formal steht auch die Zustimmung der EU-Kommission zu dem japanischen Käufer des Europa-Geschäfts von Praxair aus, diese gilt aber als Formsache.

DIE BÖRSE JUBELT SCHON



An der Börse wurde am Donnerstag bereits gefeiert. Die zum Umtausch in Aktien der künftigen Linde plc eingereichten Linde-Papiere schossen um bis zu zehn Prozent nach oben auf ein Allzeithoch von 228,60 Euro. Sie sind ein Maß für die Zuversicht, dass die Fusion über die Bühne geht. Nach der zurückhaltenden Äußerung aus München grenzten die Aktien ihre Kursgewinne wieder ein. Praxair legten um 4,1 Prozent zu.

Linde und Praxair hatten bereits signalisiert, dass die weiteren Zugeständnisse an die FTC die Sinnhaftigkeit des Zusammenschlusses nicht gefährdeten. Die beiden Gasekonzerne müssen zwar wohl mehr Umsatz abgeben als die 3,7 Milliarden Euro, die sie als Schmerzgrenze vereinbart hatten. Oberhalb der Schwelle könnten sich beide aus dem Vorhaben zurückziehen. Doch erwirtschaften die zum Verkauf stehenden Firmenteile zusammen offenbar weniger als die 1,1 Milliarden Euro operativen Gewinn (Ebitda), die Linde und Praxair als Schwelle festgesetzt hatten. Vor allem aber sind die geplanten Einsparungen von einer Milliarde Euro nicht in Gefahr, so dass keiner der beiden einen Grund haben dürfte, einen Rückzieher zu machen.

Für Linde-Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle wäre der Zusammenschluss die Krönung seines Lebenswerks. Der 69-Jährige soll an die Spitze des Verwaltungsrats des neuen Unternehmens rücken. Operativ geführt werden soll die Linde plc mit Sitz in London vom bisherigen Führungsduo von Praxair.

rtr