Einsparungen und straffere Abläufe sollen dem weltgrößten Industriegase-Hersteller Linde nach einem durchwachsenen Jahr wieder bessere Zeiten bringen. Konzernchef Wolfgang Büchele, der seit Mai 2014 am Steuer des Münchener Konzerns sitzt, setzt dabei auch auf ein anziehendes Gasegeschäft. Büchele stellte für das laufenden Jahr je nach Konjunkturverlauf und Entwicklung der Wechselkurse einen Umsatz von 18,2 bis 19 Milliarden Euro in Aussicht. Beim operativen Konzernergebnis erwarte er eine Verbesserung auf 4,1 bis 4,3 Milliarden Euro. Die Aktionäre will Büchele mit einer Anhebung der Dividende um 15 Cent auf 3,15 Euro je Aktie bei der Stange halten.

"Der weltweite Gasemarkt soll - so zumindest sagen es die Auguren - im laufenden Jahr etwas starker wachsen als im Vorjahr", sagte Büchele auf seiner ersten Bilanzpressekonferenz als Linde-Chef. Er wolle aber etwas Vorsicht einfließen lassen. "Wir haben diese Erwartungshaltung in den letzen vier Jahren regelmäßig gehabt und im Laufe des Geschäftsjahres wurde dann sukzessive nach unten korrigiert," warnte er. So würden unter anderem Kunden aus der Öl- und Petrochemieindustrie größere Projekte wegen des deutlich gesunkenen Ölpreises verschieben. Dazu kämen geopolitische Unsicherheiten wie die Ukraine-Krise und der Vormarsch der IS-Kämpfer im Nahen Osten.

An der Börse kam der Ausblick dennoch gut an: Die Linde-Aktie zog um 2,57 Prozent auf 193,55 Euro an. "Der kräftige Schlussspurt des Jahres und der positive Ausblick für 2015 unterstreichen Lindes exzellente Position, vom global wachsenden Gasemarkt zu profitieren", kommentierte Nils-Peter Gehrmann, Analyst beim Bankhaus Hauck & Aufhäuser.

Erst im Oktober hatte Büchele alte Prognosen seines Vorgängers Wolfgang Reitzle über den Haufen geworfen. Bis 2017 rechnet das Unternehmen, das Chemie- und Stahlfirmen mit Gasen versorgt und Medizingase für die Gesundheitsbranche herstellt, jetzt mit einem operativen Ergebnis von 4,5 bis 4,7 Milliarden Euro. Die Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROCE) solle bei elf bis zwölf Prozent liegen. "Wir verknüpfen diese Ziele mit einer Schärfung unserer strategischen Ausrichtung", erklärte Büchele im neuen Geschäftsbericht. So wolle sich Linde noch stärker auf sein Kerngeschäft konzentrieren - zu dem Büchele zufolge etwa die britische Logistik-Firma Gist nicht mehr gehört.

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GEWINNANSTIEG BEIM GROSSEN RIVALEN AIR LIQUIDE

Im vergangenen Jahr hatte Linde unter Problemen im Geschäft in Brasilien und Australien sowie unter zeitweise ungünstigen Wechselkursen gelitten. Das operative Ergebnis (bereinigtes Ebitda) sank um 1,2 Prozent auf 3,92 Milliarden Euro. Der Überschuss schrumpfte sogar um 18,7 Prozent auf 1,16 Milliarden Euro. Unter anderem drückten Abschreibungen im Gasegeschäft von 229 Millionen Euro auf den Gewinn. Auch kostete der Konzernumbau Linde im vergangenen Jahr 66 Millionen Euro. Seinen Konzernumsatz baute Linde dagegen um 2,4 Prozent auf 17,05 Milliarden Euro aus. Das operative Ergebnis der Gase-Sparte lag mit 3,84 Milliarden Euro knapp unter Vorjahr. In seinem kleineren Anlagenbaugeschäft - Linde baut unter anderem Olefin- und Erdgasanlagen - legte 2014 der Auftragsbestand auf knapp 4,7 (Vorjahr: 4,5) Milliarden Euro zu.

Beim große französischen Konkurrenten Air Liquide lief es vergangenes Jahr hingegen etwas besser. Der Umsatz des Linde-Rivalen nahm 2014 um 4,5 Prozent auf 15,4 Milliarden Euro zu. Der Gewinn zog um knapp vier Prozent auf 1,67 Milliarden Euro an. Das Einnahmenplus kam vor allem aus den Märkten in Amerika, dem Fernen Osten und den Schwellenländern. Konzernchef Benoit Potier stellte für das laufende Jahr einen weiteren Anstieg des Gewinns in Aussicht.

Reuters