Schweinezyklus?
Aktuell ist die Befürchtung groß, dass der Lithium-Preis sehr enorm einbrechen könnte, da bald ein mögliches Überangebot den Markt erschüttern dürfte. Dies basiert auf den Annahmen mehrerer Analystenhäuser, welche im Lithium-Bereich einen klassischen Schweinezyklus vermuten. Dieser spielt sich für gewöhnlich im Rohstoff-Bereich so ab: Ein Preis steigt gewaltig an, da es eine plötzliche Nachfrage nach dem Rohstoff gibt, so wie Lithium plötzlich von E-Autobauern nachgefragt wurde. Anschließend steigen immer mehr und mehr Player in den Markt ein, um den Rohstoff abzubauen, da hier satte Margen winken. Nach kurzer Zeit herrscht allerdings bereits eine Überproduktion und das Angebot steigt so überproportional zur Nachfrage, dass es einen Preisrutsch mit vielen anschließenden Insolvenzen gibt. Aber ist das bei Lithium wirklich der Fall?
Lithium Carbon Preis nahe Allzeithoch
Die einfache Antwort ist: Nein. Es gibt noch lange keine Überproduktion, was daran deutlich wird, dass Lithium nahe seinem Allzeithoch notiert. Natürlich ist die Chance trotzdem groß, dass dieser etwas deutlicher, gerade mit Blick auf eine kommende Rezession korrigieren kann. Allerdings nicht wie teilweise von Analysten angenommen um 70 oder mehr Prozent. Grund dafür ist, dass es für ein Überangebot auch genügend Produzenten benötigt, welche im Minengeschäft erst durchfinanziert, lizenziert und Abbaustätten finden müssen. Was in einem globalen Wirtschaftsabschwung schon zunehmend schwierig ist, ist mit Blick darauf, dass sich die meisten unerschlossenen Vorkommen in China befinden, beinahe unmöglich. Denn hier hält die Regierung noch zusätzlich an ihrer Corona-Politik fest.
Fazit zum Lithiumpreis
Noch stehen also nicht alle Zeichen auf Sturm in der Lithium-Branche. Außerdem sind hier die Wachstumsfantasien der E-Autobauer, welche einen Billionen-Dollar schweren Markt transformieren werden, wohl noch nicht eingepreist. Ein deutlicheres Risiko könnte eher durch eine effiziente Recycling-Wirtschaft als durch ein Überangebot bestehen.
Ob diese Chance allerdings zeitnah vom Markt wahrgenommen wird, steht noch in den Sternen, da die kommenden Monate mit der aufkommenden Rezession und anderen Problemen wohl weniger zu Wachstumsphantasien einladen werden.