Allein vier Mal hat die Deutsche Post in diesem Jahr ihre Prognosen angehoben. Das lässt die Dynamik erahnen, mit der die Logistikbranche derzeit zulegt. Denn nicht nur der Bonner Konzern profitiert vom Schub, den der Onlinehandel in der Pandemie erlebte, und von einem wiederbelebten Welthandel. Auch die globalen Konkurrenten aus Übersee, Fedex und United Parcel Service (UPS), eilen von Rekord zu Rekord.

Geschlossene Geschäfte im Zuge der Corona-Maßnahmen in vielen Ländern rund um den Globus haben dem ohnehin seit Jahren zunehmenden Onlinehandel einen zusätzlichen Schub gegeben. Verbraucher ordern ihre Waren im Internet, die Logistikkonzerne liefern diese aus und werden mit den Rücksendungen beauftragt. Post-Chef Frank Appel rechnet nicht mit einem raschen Abflauen der Entwicklung. Das zweite Quartal habe gezeigt, dass der Boom beim Onlinehandel von Dauer sei, so Appel. Auch die Konsumforscher der GfK rechnen damit, dass der Trend nach der Pandemie anhält und sich der Handel über das Internet auf einem höheren Niveau einpendeln wird als vor der Krise. Das spielt den Logistikern in die Karten.

Frachtvolumina im Plus

Aber auch der Welthandel zieht aktuell wieder an. Das lässt sich an den Ergebnissen der Frachtsparte der Deutschen Post Global Forwarding/Freight im ersten Quartal 2021 ablesen. Nach vier Quartalen mit schrumpfenden Erlösen stiegen erstmals nicht nur die Transportvolumina. Auch der Umsatz nahm im Vergleich zum Vorjahresquartal bei der Luftfracht um 59 Prozent zu. Beim Transport über den Seeweg stieg er um 49 Prozent. Als Weltmarktführer auf dem Markt für Luftfracht und als Nummer 2 bei der Seefracht dürften die Bonner mit der Rückkehr zur Normalität vor allem in den wirtschaftsstarken Regionen Nordamerika und Europa am stärksten profitieren.

Konzernweit legte der Umsatz um 22 Prozent auf 18,9 Milliarden Euro zu. Zum Wachstum trugen alle Unternehmensbereiche und Regionen bei. Die nach Umsatz und operativem Ergebnis größte Sparte der Deutschen Post ist das Expressgeschäft, in dem eilige Dokumente, Kleinteile für Maschinen oder dringend benötigte Ersatzteile auf Termin transportiert werden. Mit mehr als 110.000 Mitarbeitern für 2,7 Millionen Kunden erzielte die Post im ersten Quartal fast 5,5 Milliarden Euro Umsatz, ein Plus im Vergleich zum Vorjahr von 32,5 Prozent. Der operative Gewinn (Ebit) lag bei gut 960 Millionen Euro.

Den geringsten Zuwachs erwirtschaftete der Konzern im klassischen Post- und Paket-Geschäft. Hier stieg der Umsatz immerhin zwar noch um gut 15 Prozent bei einem Ebit von fast 560 Millionen Euro. In Deutschland aber war der Umsatz leicht rückläufig. Grund dafür waren vor allem gekürzte Werbeausgaben der Unternehmenskunden für Werbepost.

Luftflotte verstärkt

Die wirtschaftlich komfortable Situation erlaubt der Deutschen Post erhebliche Investitionen. So modernisiert das Unternehmen seine Interkontinentalflotte. Seit 2018 wurden ins- gesamt 22 neue Frachtflugzeuge bestellt, die zu einem großen Teil bereits im Einsatz sind. Chancen sieht die Deutsche Post für sich in der Digitalisierung. Die entsprechenden Investitionen sollen bis zum Jahr 2025 rund zwei Milliarden Euro betragen und bis dahin einen jährlichen Ergebnisbeitrag von mindestens 1,5 Milliarden Euro liefern.

Auch beim Konkurrenten UPS lief das erste Quartal vielversprechend. In den drei Monaten bis März stiegen die Umsätze um 27 Prozent auf 22,9 Milliarden Dollar. Die operative Marge des US-Konzerns mit Sitz in Atlanta erholte sich vom Vorjahreseinbruch auf satte 12,9 Prozent. Daher kletterte der bereinigte Gewinn je Aktie um 141 Prozent auf 2,77 Dollar. Wegen der Unsicherheiten durch die Pandemie hatte das Unternehmen erst im Juni einen konkreten Ausblick auf den weiteren Geschäftsverlauf veröffentlicht.

Hohe Investitionen

Bis 2023 soll der Umsatz in einer Spanne zwischen 15 und 20 Prozent auf jährlich zwischen 98 und 102 Milliarden Dollar zunehmen. Bei einer mindestens gleichbleibenden Marge kann sich UPS in den Jahren bis 2023 einen tiefen Griff in die Tasche leisten und plant Investitionen von bis zu 14,5 Milliarden Dollar.

Der US-Logistikriese Fedex erreichte im vierten Quartal per Ende Mai mit 22,6 Milliarden Dollar einen Umsatz in vergleichbarer Höhe wie UPS. Die operative Marge allerdings lag deutlich unter der des Konkurrenten und befindet sich mit 8,7 Prozent auch noch ein gutes Stück vom Niveau des Vorjahres entfernt. Das liegt unter anderem an gestiegenen Löhnen und zusätzlichen Ausgaben für Arbeitssicherheitsmaßnahmen wegen der Viruskrise.

Den Gewinn je Aktie konnte Fedex im Abschlussquartal auf 5,01 Dollar im Vergleich zum Vorjahresquartal fast verdoppeln und erfüllte damit die Erwartungen der Analysten. Zu den weiteren Geschäftsaussichten äußert sich Fedex allerdings nur zurückhaltend, da bilanzielle Anpassungen bei Pensionsplänen weiterhin nicht genau zu beziffern seien.

Den unter diesem Vorbehalt in Aussicht gestellten Gewinn je Aktie für das laufende Jahr zwischen 18,9 und 19,9 Dollar halten Experten angesichts der soliden Konjunktur in den USA und der Belebung des Welthandels für eine eher pessimistische Schätzung. Überhaupt ist die Mehrheit der Analysten für die Fedex-Aktie optimistisch gestimmt und empfiehlt sie zum Kauf. Das Kursziel sehen die Analysten im Durchschnitt bei knapp 290 Euro.
 


INVESTOR-INFO

Deutsche Post

Glänzende Aussichten

Der Logistiker hat zuletzt stark in den Ausbau seiner Kapazitäten investiert. Das kommt dem Konzern in der Boomphase nun spürbar zugute. Als größter globaler Player dürfte die Deutsche Post auch in den kommenden Quartalen überdurchschnitt- lich vom starken E-Commerce und dem zunehmenden Welthandel profitieren. Der Aufwärtstrend der Aktie ist intakt, der Chart sendet Kaufsignale. Attraktives Langfrist-Investment.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 70,00 Euro
Stoppkurs: 48,00 Euro

Fedex

Doppelter Profiteur

Die Corona-Krise befeuert das Geschäft des Logistikers. Zum einen nutzt Fedex den Schub des Onlinehandels, profitiert aber auch von Aufträgen zur Lieferung der Corona- Impfstoffe. Die Prognosen sind optimistisch und angesichts der sich stabilisierenden Weltkonjunktur auch realistisch. Die lange belastende Integration des niederländischen Wettbewerbers TNT kommt Fedex bei den E-Commerce-Zustellungen zugute.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 290,00 Euro
Stoppkurs: 219,00 Euro

United Parcel Service

Starker Konkurrenzdruck

Auch UPS legt beim Umsatz in der Pandemie zu. Allerdings generiert das Unternehmen den größten Teil seines Umsatzes auf dem nordamerikanischen Heimatmarkt. Dort herrscht ein intensiver Konkurrenzkampf, der es schwer machen dürfte, die Margen zu halten. Die Aktie ist gemessen am KGV auf Basis der Gewinnschätzungen für 2021 und 2022 teurer als die der Konkurrenz. Halten.

Empfehlung: Beobachten
Kursziel: 190,00 Euro
Stoppkurs: 157,00 Euro