Die Luft am deutschen Aktienmarkt könnte nach Ansicht von Experten in der neuen Börsenwoche erst einmal raus sein. Die Geldschwemme der Europäischen Zentralbank (EZB) sei mit immer neuen Dax -Rekorden ausreichend bejubelt worden, sagte ein Börsianer. "Jetzt könnte erst einmal die Kraft für größere Sprünge nach oben fehlen."
In der abgelaufenen Woche markierte der Leitindex bei 10.810 Punkten ein frisches Allzeithoch. Seit dem EZB-Beschluss zum Ankauf von Staatsanleihen vor gut einer Woche hat der Leitindex rund vier Prozent zugelegt. "Nun könnten wieder negative Faktoren wie die Leitzinswende der Fed, das sich abschwächende Wachstum in China, die Krise in Russland und die Warnstreiks in der deutschen Industrie in den Blickpunkt der Investoren rücken", sagt Commerzbank-Stratege Andreas Hürkamp.
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POLITISCHE RISIKEN BREMSEN
Hürkamp rechnet für die kommenden Monate damit, dass sich der Dax zwischen 10.000 und 11.200 Punkten bewegen wird. Am Freitag notierte das Börsenbarometer bei 10.665 Zählern. "Ohne Spekulationen um immer mehr Notenbankliquidität, wird es kaum etwas mit nachhaltig immer weiteren Kursanstiegen", ist Marktexperte Jens Klatt vom Online-Broker DailyFX überzeugt. Sobald sich diese Einschätzung unter den Marktteilnehmern manifestiere, dürften verstärkt Gewinnmitnahmen einsetzen.
Vor allem die politischen Risiken könnten dem Aktienmarkt zu schaffen machen, sagt Helaba-Analystin Claudia Windt. So verdüstern sich die Konjunkturaussichten Russlands in Folge der westlichen Sanktionen wegen der Ukraine-Krise und des Ölpreisverfalls zusehends.
Hinzu kommt die Unsicherheit um den künftigen Kurs in Griechenland. Der neue griechische Regierungschef Alexis Tsipras von der linken Syriza-Partei kündigte einen radikalen Wechsel an und stoppte als erstes geplante Privatisierungen von Staatsunternehmen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit würden die Verhandlungen um einen möglichen Schuldenschnitt schwierig und zu Unruhe führen, urteilt die Helaba. Bereits in der alten Börsenwoche hatten die Äußerungen Tsirpas den griechischen Aktienmarkt auf Talfahrt geschickt, der Bankenindex verlor zeitweise bis zu 30 Prozent an Wert.
Mit Italien kommt mit der laufenden Wahl eines Staatspräsidenten ein weiterer Störfaktor hinzu. "Wahlen in Südeuropa bleiben in diesem Jahr ein hoch sensibles Thema", sagt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Sollte der Kandidat von Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi scheitern, könnte das Zweifel an Renzis Fähigkeiten wecken, die von ihm angestrebten Wirtschaftsreformen und Verfassungsänderungen durchzudrücken.
Auch Konjunkturdaten dürften wieder verstärkt ins Rampenlicht rücken. Positiv überraschen könnten dabei vor allem Wirtschaftsdaten aus Europa, sagt Analystin Ann-Katrin Petersen von Allianz Global Investors. Besonders interessant sei, ob sich die zuletzt aufgehellte Verbraucherstimmung in den am Mittwoch für die Euro-Zone anstehenden Einzelhandelsumsätzen niederschlage. Am Donnerstag steht unter anderem der Auftragseingang in Deutschland an.
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BILANZSAISON IN DEUTSCHLAND NIMMT FAHRT AUF
In den USA richtet sich das Augenmerk vor allem auf den Arbeitsmarktbericht am Freitag. Die Aussichten bleiben gut. Von Reuters befragte Experten rechnen im Schnitt mit 230.000 neu geschaffenen Jobs im Januar. Für die US-Notenbank dürfte allerdings die Lohnentwicklung eine größere Rolle spielen. Denn so lange die Löhne nicht anzögen, dürfte sich auch die Teuerung kaum nachhaltig verstärken, sagt Commerzbank-Analyst Christoph Balz. Das könnte eine Zinswende verzögern.
Während in Amerika bereits rund die Hälfte der Unternehmen ihre Zahlen für 2014 vorgelegt haben, nimmt hierzulande die Berichtssaison erst richtig Fahrt auf. Im Autosektor blicken Anleger besonders auf Daimler am Donnerstag, nachdem einen Tag zuvor GM und Toyota vorlegen. Der weltgrößte Rückversicherer Münchener Rück veröffentlicht am Donnerstag vorläufige Zahlen.
Reuters