Das ließ die Lufthansa-Aktie zu Wochenbeginn um fast elf Prozent abstürzen und zog den gesamten Sektor mit nach unten. "Aggressiv in den Markt drängende Wettbewerber sind bereit, erhebliche Verluste hinzunehmen, um ihre Marktanteile auszubauen", erklärte die Lufthansa. So seien die Erträge im Europaverkehr, vor allem in den Heimmärkten Deutschland und Österreich, wegen anhaltender Überkapazitäten unter Druck.

Auch die Konkurrenz hatte sich zuletzt skeptisch geäußert. "Offen gesagt, wenn wir durch eine Phase zermürbender Preiskriege gehen, werden die Gewinne ein oder zwei Jahre leiden", sagte der Chef von Europas größtem Billigflieger Ryanair, Michael O'Leary, als er im Mai einen Gewinneinbruch um fast 30 Prozent für das Geschäftsjahr 2018/19 vorlegte. Zum deutschen Markt hatte er hinzugefügt, dass es in ein bis zwei Jahren wieder vernünftige Preise geben dürfte.


PROBLEME BEI EUROWINGS


"Es gibt im Markt einen knallharten Verdrängungswettbewerb", sagte Luftfahrtexperte Gerald Wissel zu Reuters. "Die eine oder andere kleine Airline wird es wohl noch erwischen." Zuletzt mussten die britische Fluggesellschaft Monarch, der Berliner Charterflieger Small Planet Airlines und Germania aufgeben. Das Problem sei oft, dass größere Fluggesellschaften Teile aufkauften, ohne aber Kapazitäten aus dem Markt zu nehmen, kritisierte Wissel. Das treibe die Preise nach unten. "Die Airlines sind aber auch selbst schuld, mit Kampfpreisen in den Markt zu gehen und die Erwartungshaltung bei Passagieren zu schüren, dass Fliegen billig ist." Kurzfristig sei keine Besserung in Sicht.

Ähnlich äußerte sich die Lufthansa. Der europäische Markt bleibe mindestens bis Ende 2019 herausfordernd, erklärte der Konzern. Hinzu kommen steigende Kerosinkosten. Hier erwartet die Lufthansa aber einen weniger rasanten Anstieg als noch im April. Bei der Billig-Tochter Eurowings räumte die Kranich-Linie Probleme ein: Da die Kosten dort langsamer sinken als erhofft, habe das Management "weitere Turnaround-Maßnahmen" beschlossen und wolle diese bald vorstellen. "Man müsste bei Eurowings Komplexität rausnehmen, eine stärkere Unabhängigkeit von der Konzernmutter haben und überlegen, wie profitabel die Langstrecke ist", betonte der Berater Wissel.

Noch im Mai hatte die Lufthansa ihre Gewinnprognose bekräftigt. Nun hieß es, die bereinigte Ebit-Marge werde 2019 eher bei 5,5 bis 6,5 (vorher: 6,5 bis 8,0) Prozent liegen. Für Eurowings erwartet der Konzern sogar einen negativen Wert zwischen minus vier und minus sechs Prozent.

Lufthansa kann sich auch der globalen Konjunkturabkühlung nicht entziehen. Die Frachttochter Lufthansa Cargo hat wegen schwächerer Nachfrage vor allem zwischen Europa und Asien drei Flieger aus dem Programm genommen und erwartet für 2019 nur noch einen Umsatz auf Vorjahresniveau; die Rendite soll bei 3 bis 5 Prozent (vorher: 7 bis 9 Prozent) liegen. Auch der internationale Luftfahrtverband IATA hatte jüngst im Frachtgeschäft Wachstumsraten von null Prozent beklagt. Wegen der Handelskonflikte und steigender Kerosinkosten senkte der Verband zudem die Gewinnprognose der weltweiten Luftfahrt für 2019 um gut ein Fünftel auf 26 Milliarden Euro.

Die Gewinnwarnung der Lufthansa drückte die Aktien von Air France um gut fünf Prozent und der British-Airways-Mutter IAG um rund drei Prozent ins Minus. Die Billig-Flieger Ryanair, EasyJet und Wizz büßten zwischen vier und fast sieben Prozent ein.

rtr