Doch das Vorhaben ist den Piloten ein Dorn im Auge: Um die Tickets entsprechend günstig anbieten zu können, sollen die Cockpits der neuen Flieger nicht mehr mit teuren Konzernpiloten besetzt werden. Die Piloten laufen Sturm und kündigten für Donnerstag den nächsten Streik an - den bereits zehnten Ausstand in diesem Jahr.
Auf der Langstrecke will die Lufthansa Ende 2015 mit drei Flugzeugen ab Köln an den Start gehen und Flüge zu Badezielen in Florida, der Karibik oder am Indischen Ozean anbieten, wie Spohr sagte. Später solle die Flotte auf sieben Langstreckenflugzeuge vom Typ Airbus A330 erweitert werden. Die Flieger mit Platz für 310 Personen werden ausschließlich Sitze der Economy-Klasse bieten. Als Partner für den Betrieb habe der Charterflieger Sun-Express - ein Joint-Venture der Deutschen mit Turkish Airlines - den Zuschlag erhalten, sagte Spohr.
Trotz aller Widerstände gab der Aufsichtsrat grünes Licht für das Vorhaben - auch mit Stimmen von Arbeitnehmer-Vertretern, wie Reuters von einem Insider erfuhr. Die Kontrolleure kritisierten die Pläne aber auch. So werde befürchtet, dass die neue Fluggesellschaft in einem Preiskrieg mit der etablieren Langstrecken-Airline Condor geraten könnte, ergänzte die Person.
Die Pilotengewerkschaft Cockpit fürchtet, bei dem neuen Kurs außen vor zu bleiben und geht deshalb - und für ihre betrieblichen Frührente - auf die Barrikaden. Die Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit hat für Donnerstag zu einem neuen Streik auf Langstrecken- sowie Frachtflügen ab 03.00 Uhr bis Mitternacht aufgerufen. Wegen des Ausstands annulliert die Lufthansa jeden zweiten Interkontinental-Abflug. Bei Lufthansa Cargo fällt ein Drittel der Flüge aus.
Einlenken will Spohr aber nicht. "Wir haben grundsätzliche Weichenstellungen für die Zukunftsfähigkeit der Lufthansa zu treffen, weshalb wir mit den Streikkosten leben müssen", sagte der seit Mai amtierende Lufthansa-Chef. Ohne den Streik zu Wochenanfang summieren sich die Schäden für den Konzern in diesem Jahr auf 160 Millionen Euro. Nach Aussagen von Personalchefin Bettina Volkens hat der Konzern Cockpit eine Schlichtung vorgeschlagen, um den seit April tobenden Tarifkampf beizulegen. Die Tarifkommission der Gewerkschaft werde darüber nächste Woche beraten, sagte ein Cockpit-Sprecher. Insgesamt sehen die Piloten das Eurowings-Konzept kritisch. "Das Geschäftmodell von Billig-Airlines lässt sich nicht einfach auf die Langstrecke übertragen", sagte Cockpit-Sprecher Jörg Handwerg. Deshalb seien viele Airlines mit ähnlichen Vorhaben bereits gescheitert.
EUROWINGS SOLL AUCH IN EUROPA KUNDEN LOCKEN
Auch auf Europa-Flügen baut die Lufthansa ihr Billigkonzept aus - unter dem gleichen Namen. Hier soll Eurowings bis 2017 mit 23 Airbus A320 in die Luft gehen. Vorgabe ist, dass die Tochter bis zu 40 Prozent günstiger fliegt als die große Lufthansa. Piloten, die nach dem teueren Konzerntarifvertrag bezahlt werden, sollen auch hier nicht zum Einsatz kommen. Die Dachgesellschaft für die neuen Billigableger solle zunächst in Deutschland sitzen, sagte Spohr. "Wir prüfen aber auch, den Unternehmenssitz außerhalb Deutschlands anzusiedeln." Grund für den großen Aufwand ist eine alte Regelung mit den Piloten, nach der alle Flüge unter der Marke Lufthansa oder dem mit einer LH-Flugnummer auch von gutbezahlten Konzernpiloten gesteuert werden müssen. Mit der "Eurowings"-Konstruktion soll die Auflage umgangen werden.
Unklar ist damit die Zukunft des erst vor einem Jahr mit großem Aufwand ausgebautem Billigablegers Germanwings, der die Inlands- und Europaflüge abseits der beiden Drehkreuze Frankfurt und München von der Lufthansa übernimmt. Die Airline arbeitet aus Sicht des Managements aber mit zu hohen Kosten, um wirklich mit Rivalen wie Ryanair auf Augenhöhe zu konkurrieren. Germanwings fliegt nach Aussagen von Spohr zwar weiter, doch soll der Auftritt zum Kunden, also etwa die Web-Seite, in knapp einem Jahr auf Eurowings umgestellt werden. "Wir wollen nicht nur in Deutschland Präsenz zeigen, sondern auch im europäischen Punkt-zu-Punkt-Verkehr - da bietet sich Eurowings als Marke besser an."
Reuters