Seit Monaten streiten sich die Lufthansa und die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) über die Ruhestandsregelung für die rund 5400 Piloten des Konzerns. Die jüngsten Gespräche hatte die Gewerkschaft am Wochenende für gescheitert erklärt. Ab 12.00 Uhr sollen zunächst Kurz- und Mittelstreckenflüge bestreikt werden, ab Dienstag um 3.00 Uhr morgens auch die besonders lukrative Langstrecke. Enden soll der Streik am Dienstag um 23.59 Uhr. Die Töchter Swiss, Austrian Airlines, Germanwings und Air Dolomite sind nicht betroffen.

Der Ausstand entbehre erneut jeglicher Verhältnismäßigkeit, erklärte die Lufthansa. "Wir rufen die VC zur unverzüglichen Fortsetzung der Gespräche auf." Lufthansa sei jederzeit dazu bereit. Beim Tarifangebot sei der Konzern bereits auf die Piloten zugegangen. Auch bei der Übergangsversorgung habe es Annäherungen gegeben - auseinander sei man aber noch bei der Forderung, die Regelung auch für künftige Piloten beizubehalten.

Die Gewerkschaft warf der Lufthansa hingegen eine Blockadehaltung vor. Die Lufthansa wolle überhaupt keinen Tarifvertrag mehr zur Übergangsversorgung abschließen, sagte VC-Sprecher Jörg Handwerg im Bayerischen Rundfunk. "Die neuen Kollegen, die jetzt nachkommen, sollen überhaupt keine Übergangsversorgung mehr bekommen", kritisierte er. "Das soll einfach unter den Tisch fallen und wir wollen diese extrem großen Unterschiede im Personal nicht."

Wegen des harten Wettbewerbs über den Wolken sieht sich die Lufthansa nicht mehr in der Lage, die im Branchenvergleich großzügigen Vorruhestandsregeln weiter zu finanzieren. Lufthansa-Piloten konnten bislang mit 55 Jahren aufhören - im Schnitt gehen sie mit 59 Jahren in die Rente. Lufthansa will dies auf 61 erhöhen.

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UNMUT DER PASSAGIERE

Die Flugzeugführer haben seit April bereits achtmal gestreikt. Zuletzt wurden im Oktober für 35 Stunden innerdeutsche sowie Verbindungen in Europa und zum Teil auch die Langstrecke lahmgelegt. Die Lufthansa bezifferte die Kosten durch die Streiks zuletzt auf 160 Millionen Euro.

Passagiere bekamen den jüngsten Streik schon im Vorfeld zu spüren. Die Lufthansa strich bereits vor Beginn des Ausstands erste Flüge. Er habe zwar Verständnis für die Piloten, wenn sie ihre Forderung durchsetzen, sagte Fluggast Helmut Neurohr am Frankfurter Flughafen. "Es geht halt immer auf unseren Rücken", fügte er hinzu. Dazu kämen die Streiks bei der Bahn. "Und das wird langsam ein bisschen viel und fängt an zu nerven." Passagierin Elfriede Bretagne kritisierte, sie gönne den Piloten zwar das Geld. "Wenn du irgendwohin in Urlaub willst und kriegst dann alles vermadet und vermiest, das finde ich dann nicht ok."

Wegen des Ausstands dürften viele Reisende auf die Bahn umsteigen. Der Konzern erklärte, auf einen möglichen Passagieransturm gut vorbereitet zu sein. Am Fernbahnhof im Frankfurter Flughafen, am Hauptbahnhof in München und eventuell in weiteren Bahnhöfen seien zusätzliche Mitarbeiter im Einsatz. Die Bahn könne bei Bedarf auch zusätzliche Züge einsetzen. Ein Wechsel auf den Zug ist aber nicht überall möglich: So wurden wegen eines Streiks in Teilen Belgiens Schnellverbindungen von Deutschland in das Nachbarland gestrichen.

Reuters