Ergebnis der Gespräche könnte eine Marketing-Partnerschaft sein, bei der die Lufthansa Flugkapazitäten von Condor einkaufe, sagte eine der Personen. Möglich sei aber auch eine Kapitalbeteiligung oder eine komplette Übernahme der 4000 Mitarbeiter starken Airline, die jahrzehntelang zur Lufthansa gehörte. Für die Kranich-Linie sei Condor wieder interessant, da sie mit ihr beim Ausbau von Eurowings einen großen Schritt vorankäme. Mit der Billig-Marke will die Lufthansa den Marktführern Ryanair und Easyjet Paroli bieten.

Bei einem Kauf will die Lufthansa offenbar kaum Geld auf den Tisch legen. "Aufgrund der 800 Millionen Euro Schulden von Condor, die die Lufthansa voraussichtlich übernehmen müsste, wird es bei einer Übernahme nur einen symbolischen Preis geben", sagte einer der Insider. Zudem müsse Condor bald seine Boeing-Langstreckenflotte erneuern. Die Gespräche seien schon so weit, dass Condor-Chef Ralf Teckentrup in der Lufthansa-Zentrale ein- und ausgehe. Sie könnten aber auch noch scheitern. Ein erster Anlauf sei im vergangenen Sommer wegen unterschiedlicher Preisvorstellungen abgesagt worden. Lufthansa, Condor und Thomas Cook wollten sich dazu nicht äußern. Die an der Londoner notierte Thomas-Cook-Aktie kletterte mehr als drei Prozent.

Mit der in Frankfurt ansässigen Condor fliegen im Jahr gut sieben Millionen Passagiere. Im jüngsten Geschäftsjahr summierte sich der operative Gewinn auf 56 Millionen Pfund (71 Millionen Euro).

LUFTHANSA AUF EINKAUFSTOUR



Condor ist nicht die einzige Fluglinie, die die Lufthansa derzeit auf ihrem Einkaufszettel hat. Um Eurowings voranzubringen, verhandle der Konzern auch mit den Eignern der skandinavischen SAS, hatten zwei mit den Planungen der Lufthansa vertraute Personen vor einer Woche zu Reuters gesagt. Zudem werde über den Kauf eines Aktienpakets von 55 Prozent an Brussels Airlines mit den Besitzern gesprochen. 45 Prozent an der belgischen Gesellschaft hält die Lufthansa bereits. Insgesamt soll die Eurowings-Flotte Insidern zufolge auf 220 bis 230 Flugzeuge von derzeit knapp 90 wachsen.

Für die Lufthansa ist die Einkaufstour, falls sie denn zu Stande kommt, ein Strategieschwenk: Seit der Übernahme von Austrian Airlines 2009 war der Konzern vor allem damit beschäftigt, seine Töchter zu sanieren oder wie im Fall der britischen BMI zu verkaufen. Der Kurs hat intern auch seine Kritiker: Konzerninsider befürchten, dass die Lufthansa sich mit den Käufen und der Integration von teils sanierungsbedürftigen Rivalen übernimmt.

CONDOR IST FÜR LUFTHANSA EIN ALTER BEKANNTER



Bis heute erinnern die ähnlichen Logos der Airlines daran, dass die Lufthansa den Ferienflieger 1955 mit gegründet hat und jahrelang unter ihren Fittichen hielt. 2009 verkaufte sie ihr letztes Aktienpaket an Thomas Cook. Der Lufthansa-Vorstand ging damals davon aus, dass das Geschäft mit Touristikflügen, in dem Condor sehr stark ist, bald von Billigfliegern beherrscht werden würde. Die Einschätzung erwies sich als falsch. Mittlerweile wachsen die Passagierzahlen im Segment mit Urlaubern schneller als etwa die der Geschäftskunden. Deshalb spielte die Lufthansa nach Aussagen einer anderen Quelle bereits vor knapp drei Jahren mit der Idee, Condor zurückzukaufen. Die Pläne wurden verworfen. Stattdessen verordnete die Lufthansa der Regionaltochter Eurowings einen ambitionierten Wachstumskurs. Mit den Verbindungen zu Badezielen und insbesondere nach Kuba macht Eurowings Condor direkt Konkurrenz. Nun könnte die Rivalität der einstigen Schwester-Airlines bald enden.

Reuters