Die Lufthansa forciert ihr Wachstum, um ihren neuen Billigableger Eurowings so schnell wie möglich zu einer Größe auf dem Flugmarkt zu machen. Das Problem des Konzerns mit 120.000 Mitarbeiter offenbart sich bei einem tieferen Blick in die Zahlen: In den ersten drei Monaten flogen 22,3 Millionen Menschen mit der Lufthansa und ihren Töchtern wie Swiss oder Austrian Airlines - ein Plus von 3,6 Prozent. Gleichzeitig gingen die damit erzielten Umsätze - also die Ticketeinnahmen - wegen des harten Preiskriegs um vier Prozent zurück. Negativ auf die Flugerlöse wirkte sich zudem die wirtschaftliche Situation in einigen Ländern Südamerikas aus - sowie der Umstand, dass Reisegruppen aus China und Japan weniger buchten. "Die Trends sind ausgeprägter als noch vor einigen Wochen von uns erwartet", sagte die Finanzchefin.
Die Lufthansa ist mit ihrer neuen Vorsicht nicht allein: Auch die drittgrößte Airline-Gruppe British Airways/Iberia stutze vorige Woche ihre Expansionspläne. Lufthansa-Anleger bangen nach Aussagen von Marktanalyst Heino Ruland vom Brokerhaus ICF nach der Kurskorrektur nun um die Konzernprognose für das Gesamtjahr und schickten die Aktien auf Talfahrt: Die Dax-Titel fielen zeitweise um mehr als sieben Prozent. Dabei hielt der Vorstand am Mitte März ausgegebenen Gewinnziel für das Gesamtjahr fest: Das Betriebsergebnis werde 2016 den Vorjahreswert von 1,8 Milliarden Euro "leicht" übersteigen. Im ersten Quartal fiel allerdings ein operativer Verlust von 53 Millionen Euro an nach einem Fehlbetrag von 167 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Airlines fahren im reiseschwachen Jahresauftaktquartal meist rote Zahlen ein - Geld wird in der Regel erst in der Hochsaison im Sommer verdient.
CARGO-KRISE
Eine weitere Baustelle hat sich bei der Lufthansa im Frachtgeschäft aufgetan. Hier betreibt der Konzern von der Frankfurter Heimatbasis aus eine Flotte von 19 Cargo-Jets, die ausschließlich Paletten und Kisten befördern. "Es gibt ein Überangebot an Transportkapazitäten durch Passagierflugzeuge, die zunehmend Waren in ihren Frachträumen mitnehmen", sagte Menne. Die Cargo-Tochter rutschte im Auftaktquartal mit 20 Millionen Euro in die roten Zahlen. Nach ersten Sparmaßnahmen werde nun geprüft, wie das Geschäft mit 4500 Mitarbeitern wieder auf Vordermann gebracht werden könne, sagte die Top-Managerin. Die anderen beiden großen Airline-Gruppen in Europa - Air France/KLM und die British Airways/Iberia - standen vor Jahren vor vergleichbaren Problemen und haben radikale Lösungen gewählt. Heute haben beide keine nenneswerten Frachtflotten mehr.
Reuters