Lufthansa-Passagiere müssen sich mitten in der reisestarken Sommerzeit auf neue Streiks einstellen. Die Vorgespräche über den Einstieg in eine Schlichtung zwischen der Lufthansa und der Vereinigung Cockpit seien gescheitert, teilte die Gewerkschaft am Montag mit. Damit sei auch die Zusage der Piloten, bis Ende des Monats nicht mehr zu streiken, hinfällig geworden. Die Gewerkschaft werde die nächsten Schritte nun mit ihren Mitgliedern absprechen.

In dem Tarifkonflikt geht es um die betriebsinterne Frührente für 5400 Piloten und die Konzernstrategie. Die Lufthansa forderte die Gewerkschaft auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. "Wir bedauern sehr, dass die Pilotengewerkschaft VC offenbar an dem von ihr selbst geforderten Verfahren einer Gesamtschlichtung nunmehr kein Interesse mehr hat."

Die Gefahr von neuen Arbeitskämpfen drückte die Lufthansa-Aktien. Die Dax-Titel weiteten ihre Verluste aus und notieren beim Tagestief von 11,40 Euro 1,8 Prozent niedriger. Nicht nur die Piloten machen der Lufthansa Ärger, auch die Flugbegleiter kündigten jüngst Streiks an. Erst ein Entgegenkommen in letzter Minute verhinderte den ab dem 1. Juli geplanten Ausstand.

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Die Piloten legten die Lufthansa seit Frühjahr 2014 insgesamt zwölf Mal lahm. Erst nach dem Absturz eines Germanwings-Flugzeugs im März kam kurzzeitig Ruhe in den Dauerkonflikt. Lufthansa-Chef Carsten Spohr ging Ende April auf die Piloten zu und unterbreitete ihnen einen Vorschlag zu Verhandlungen über alle offenen Tarifthemen. Cockpit hatte das lange gefordert und setzte in der Folge die Streikwelle bis Ende Juli aus. Als Schlichter war der frühere Finanzminister Theo Waigel ins Spiel gebracht worden. Doch zu einer Schlichtung kam es nie - der Versuch scheiterte bereits in der Vorbereitung.

Die Lufthansa und die Gewerkschaft streiten offiziell vor allem um die Altersversorgung der Piloten. Zudem geht es den Flugzeugführern auch um Themen, die nicht in Tarifverträgen geregelt sind. Vor allem der Ausbau der Lufthansa-Billigtochter Eurowings ist ihnen ein Dorn im Auge, da dort nur Flugzeugführer zum Einsatz kommen sollen, die nicht nach dem gut dotierten Konzerntarifvertrag bezahlt werden.

Cockpit fürchtet langfristig eine Zweiteilung des Konzerns mit seinen 120.000 Mitarbeitern, bei dem die angestammte Lufthansa unweigerlich schrumpft - mit entsprechenden Folgen für das Flugpersonal. Der Clinch um die Zukunft des neuen Ablegers brachte nun die Gespräche zu Fall, da die Lufthansa nach Aussagen von Cockpit nicht über Eurowings verhandeln wollte. "Eine Gesamtbefriedung des Konflikts ist nur möglich, wenn alle Tarifthemen auf den Tisch kommen", sagte ein Cockpit-Sprecher. Die Lufthansa verstecke sich hinter der unternehmerischen Freiheit und bestehe darauf, die Arbeitsplatzthemen aus der Gesamtschlichtung auszuklammern. Damit verkenne sie die elementaren Interessen des eigenen Cockpitpersonals.

Aus Sicht der Lufthansa ist der rasche Ausbau von Eurowings überlebenswichtig, um den Vormarsch der Billigrivalen Ryanair und Easyjet zu stoppen. Eurowings soll zu etwa 40 Prozent niedrigeren Kosten fliegen als die Lufthansa selbst. Dazu geht zum Jahreswechsel der bisherige Konzern-Billigableger Germanwings in Eurowings auf. Die Flotte von Eurowings soll im nächsten Jahr etwa 90 Flieger zählen.

Die Arbeitsniederlegungen der Piloten kommen die Lufthansa teuer zu stehen: Im ersten Halbjahr 2015 dürften sich die dadurch verursachten Gewinneinbußen auf 100 Millionen Euro summieren, hatte Spohr vorgerechnet. Im Jahr 2014 beliefen sich die Belastungen bereits auf 230 Millionen Euro.

Reuters