Die Lufthansa-Aktie ist im ersten Halbjahr der Spitzenreiter im Dax: Sie stieg um knapp 63 Prozent. Noch am Dienstag hatte der Versorger RWE mit einem Plus von rund 53 Prozent geführt. Doch das Papier fiel am Mittwoch - durch skeptische Analystenkommentare - schon den achten Tag in Folge. Die Kranich-Airline überholte.
Gebührenstreit mit Fraport beigelegt
Der Streit zwischen der Lufthansa und dem Flughafenbetreiber Fraport über Gebühren ist Insidern zufolge beigelegt. Neue Fluglinien sollen den gleichen Rabatt wie der Billigflieger Ryanair bekommen. Von den Rabatten würde die Lufthansa-Tochter Eurowings profitieren. Diese soll im kommenden Jahr auch in Frankfurt starten. Die endgültige Einigung verzögert sich noch und wird kommende Woche erwartet.
Hintergrund ist, dass Fraport wegen sinkender Passagierzahlen Ryanair mit Preisnachlässen an den Airport gelockt hatte. Die Lufthansa hatte dem Flughafenbetreiber vorgeworfen, den irischen Billigflieger zu bevorzugen.
Keine Übernahme von Air Berlin
Anfang dieser Woche hatten Lufthansa-Aktionäre noch einen anderen Grund zum Jubeln: Konzern-Chef Carsten Spohr hatte sich gegen den Kauf des verlustreichen Konkurrenten Air Berlin ausgesprochen. "Eine Unternehmensübernahme sehe ich dagegen aktuell nicht," sagte er der Zeitung "Bild am Sonntag". Grund dafür seien die 1,2 Milliarden Euro Schulden, die auch der Hauptaktionär Ethihad (29,2 Prozent) nicht übernehmen will. Auch die Kosten innerhalb des Air Berlin-Konzerns seien zu hoch. Zudem bestünden kartellrechtliche Fragen.
Lufthansa mietet bereits 38 Flugzeuge von Air Berlin. Spohr könne sich zusätzliche Hilfe vorstellen, sagte er - indem die Airline weitere Flugzeuge least. "Dabei gibt es für mich auch keine Grenze nach oben."
Air Berlin steckt in einer existenziellen Krise. Probleme mit der Bodenabfertigung am Flughafen Berlin Tegel führten etwa jüngst zu Verspätungen und Flugausfällen. Zudem platzte kürzlich eine Kooperation mit Tuifly. Im vergangenen Jahr flog Air Berlin 800 Millionen Euro Verlust ein. Die Lufthansa hingegen erzielte einen Rekordgewinn von 1,8 Milliarden Euro, fünf Prozent mehr als im Vorjahr - trotz zahlreicher teurer Pilotenstreiks und weniger Passagieren aus Asien aus Angst vor Terror.
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Einschätzung der Redaktion
Die Lufthansa-Aktie ist auf Rekordjagd. Am Mittwoch stieg sie um 3,57 Prozent erstmals wieder seit April 2014 über 20 Euro. Das Papier führt im ersten Halbjahr mir einem Plus von knapp 63 Prozent die Gewinnerliste im Dax an. In den vergangenen 12 Monaten gewann sie sogar rund 92 Prozent.
Von den Problemen bei Air Berlin kann die Lufthansa profitieren. Denn die häufigen Verspätungen und Flugausfälle halten immer mehr Passagiere davon ab, überhaupt dort zu buchen. Da die Nachfrage nach Flügen bestehen bleibt, könnten sich die Fluggäste der Lufthansa zuwenden.
Die bevorstehende Einigung mit Fraport würde die Lufthansa weiter stärken. Die Billigtochter Eurowings kann mehr Passagiere anziehen, wenn sie vom größten deutschen Flughafen Frankfurt startet. Die Konkurrenz von Billigfluglinien drückt schon länger auf die Stimmung. Durch die Rabatte, die Eurowings bekommen soll, könnte der Konzern die Preise deutlich senken - und würde so mit Ryanair und Co. mithalten.
Positiv ist ebenfalls die Einigung im Pilotenstreit im Februar. Durch die vorangegangenen Streiks ist das Vertrauen der Passagiere in die Lufthansa gesunken. Diese Gefahr ist vorerst gebannt, denn die Verträge laufen bis Ende 2019.
Auch kurzfristig sind die Aussichten für die Lufthansa gut. Denn die Hauptreisezeit im ertragreichen Sommer und Anfang Herbst steht bevor. Die Airline rechnet mit einem Rekordgeschäft. Der niedrige Ölpreis sorgt für Rückenwind: Denn dadurch sinken die Treibstoffkosten. Analyst Damian Brewer vom Analysehaus RBC Capital erwartet in einer Studie vom Dienstag für das laufende Geschäftsjahr ein höheres operatives Ergebnis.
Chancen ergeben sich am Münchener Flughafen. Die Lufthansa hält 40 Prozent am Terminal zwei. Dementsprechend erhält sie einen Teil der Gewinne von den Restaurants und Shops. Der Münchener Flughafen hatte 2016 42,3 Millionen Passagiere. Bis 2025 rechnet der Betreiber mit rund 38 Prozent mehr - viel Potenzial für die Lufthansa.
Herausforderungen ergeben sich für die Lufthansa - wie für alle Airlines - durch die Abhängigkeit vom Ölpreis. Dieser ist derzeit mit rund 46 Dollar je Barrel der Nordseesorte Brent sehr niedrig, kann aber auch wieder steigen.
Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 22,00 Euro
Stopp: 15,15 Euro