Grund dafür seien Lufthansa-Firmenkunden, die nach Ende der Urlaubssaison im September wieder mehr Flüge gebucht hätten als erwartet. Erst vor drei Monaten hatte der größte europäische Luftfahrtkonzern seine Prognose gesenkt, damals mit Verweis auf eine Buchungsdelle bei Passagieren auf der umsatzstarken Langstrecke.
Börsianer bleiben allerdings vorsichtig. "Auch wenn die Prognoseanhebung leicht positiv überrascht, bleibt das Umfeld herausfordernd", sagte DZ-Bank-Analyst Dirk Schlamp. "Aus unserer Sicht zeigt sich noch keine wirkliche Trendwende am Markt." Die Skepsis der Anleger spiegelt sich in der Aktienkursentwicklung wieder: Seit dem Jahreshöchststand Anfang Januar brachen die Titel um ein Viertel ein. Wegen der im Vergleich zu anderen Dax-Konzernen kleinen Marktkapitalisierung von gut fünf Milliarden Euro läuft das Unternehmen zudem Gefahr, aus dem Vorzeige-Index zu fliegen.
Die Aussichten für Airlines in Europa sind derzeit sehr unterschiedlich. Der günstige Ölpreis und die hohen Passagierzahlen des Vorjahres ermunterten viele Fluglinien, ihre Kapazitäten deutlich auszubauen. Alte Flugzeuge werden länger betrieben, und zusätzlich kommen neue und große Maschinen in die Flotten. Folge ist ein Überangebot an Tickets. Die Flugpreise fallen dementsprechend. Die Lufthansa etwa hatte sich ein ambitioniertes Kapazitätswachstum um 6,6 Prozent vorgenommen. Mittlerweile sind es nur noch 5,4 Prozent. Zum Vergleich: 2015 hatte der Konzern die Kapazität um zwei Prozent hochgefahren. Gleichzeitig haben Billigfluglinien wie Ryanair und Easyjet nach Jahren der Zurückhaltung den deutschen Markt für sich entdeckt und expandieren massiv.
Die Lufthansa schlägt zurück und schickt die runderneuerte Günstig-Tochter Eurowings in den Wettbewerb. Um den Ausbau zu beschleunigen, mietet der Konzern vom Rivalen Air Berlin 40 Jets samt Crews. Allerdings droht Ungemach, da die Eurowings-Flugbegleiter auf Streikkurs sind. Ufo werde noch am Donnerstag einen konkreten Aufruf zu Arbeitsniederlegungen veröffentlichen, hatte eine mit den Vorbereitungen vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters gesagt. Der Schritt sei unvermeidbar, da sich das Eurowings-Management nicht auf eine Verhandlungslösung einlassen wolle.
rtr