Die Lufthansa-Aktie sackte nach den Neuigkeiten von der Gewinn- in die Verlustzone. Am späten Vormittag lag das Papier mit knapp einem Prozent im Minus, nachdem es vor Bekanntwerden des Streikvotums zeitweise um mehr als ein Prozent zugelegt hatte.
JEDER STREIKTAG KOSTET MILLIONEN
Wie teuer ein Pilotenstreik die Lufthansa zu stehen käme, hängt vor allem vom Termin und der Dauer des Ausstands ab. Commerzbank-Analyst Frank Skodzik schätzt, dass regionale Warnstreiks den Konzern täglich einen niedrigen einstelligen Millionen-Euro-Betrag kosten. Ein voller Streik auf den Lufthansa-Hauptrouten würde nach seinen Berechnungen jeden Tag mit 30 bis 40 Millionen Euro zu Buche schlagen.
Den größten Schaden würde aus Skodziks Sicht derzeit ein Streik in den Osterferien in der zweiten Aprilhälfte anrichten. 'Unser Wille ist es, die Osterferien nicht zu bestreiken', sagte der Chef der Tarifkommission, Thomas von Sturm. Das könne sich aber im Fall einer aggressiven Reaktion der Lufthansa ändern.
AUCH GERMANWINGS BETROFFEN
Betroffen wären die Gesellschaften Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings. In dem verzwickten Tarifkonflikt geht es nicht nur um die nächste Gehaltserhöhung, sondern auch um Betriebsrenten und Übergangsregelungen, wenn Piloten im Alter unter 65 Jahren aufhören.
Die Lufthansa zeigte sich in einer ersten Reaktion offen für weitere Verhandlungen über Gehälter und Betriebsrenten. Das Unternehmen sei überzeugt, dass eine Einigung möglich sei. Auch für das vorzeitige Ausscheiden von Piloten und Flugbegleitern könnten beide Seiten gemeinsam neue Regelungen erarbeiten. Das Unternehmen sei daran interessiert, so schnell wie möglich Klarheit für die Beschäftigten zu schaffen.
GROSSE MEHRHEIT FÜR DEN AUSSTAND
In der seit sechs Wochen laufenden Urabstimmung zur Vergütung hatten 97,2 Prozent der rund 5400 Piloten für den Arbeitskampf gestimmt. Die Tarifverhandlungen laufen bereits seit rund zwei Jahren ergebnislos. Zum Jahresende 2013 wurden sie zusätzlich kompliziert, weil die Lufthansa einseitig ihre Verpflichtungen zu Betriebsrenten und der Übergangsversorgung für Piloten und Flugbegleiter gekündigt hatte. In der Urabstimmung zur Übergangsversorgung stimmten sogar 99,1 Prozent der Piloten für einen Arbeitskampf.
dpa-AFX