Schließlich sei die Lufthansa 1926 in Berlin gegründet worden. Und Spohr hat schon das nächste Ziel vor Augen.

Sollte es einen Neustart bei der ebenfalls Pleite gegangenen Alitalia geben, wäre die Lufthansa-Aktie an Gesprächen interessiert, sagte Spohr.

Börsianer jubelten. Die Lufthansa-Aktie kletterte auf den höchsten Stand seit fast 17 Jahren. Mit einem Plus von drei Prozent auf 25,34 Euro war das Papier größter Dax-Gewinner. Die Investmentbanken Bernstein und HSBC halten sogar einen Anstieg auf bis zu 30 Euro für möglich. "Der Air-Berlin-Deal macht die Lufthansa in ihrem Heimatmarkt stärker, was in den kommenden Jahren zu steigenden Erträgen führen sollte", schrieben die HSBC-Analysten.

Die schon länger dahinsiechende Air Berlin ist seit Mitte August pleite. Wochenlang hatte Spohr hinter den Kulissen intensiv verhandelt. Nun steht fest: Die Lufthansa will mit den 81 der zuletzt gut 130 Flugzeuge der Air-Berlin-Flotte ihre Billigtochter Eurowings ausbauen, um sie für den Wettbewerb mit der irischen Ryanair und der britischen EasyJet zu stärken. Ryanair-Chef Michael O'Leary schimpfte sehr früh im Verkaufsprozess, Lufthansa und die Bundesregierung hätten ein abgekartetes Spiel betrieben. Auch unterlegene Interessenten wie der Luftfahrt-Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl kritisierten, die Lufthansa werde zu einem Monopolisten im Heimatmarkt.

Ob der Kauf den Wettbewerb beschneidet, hat nach der Vertragsunterschrift die EU-Kommission zu prüfen. Spohr setzt darauf, dass die Behörde bis Jahresende grünes Licht gibt. Erst dann können die Maschinen den Besitzer wechseln. Kartellamtspräsident Andreas Mundt kündigte bereits an, dass die Wettbewerbshüter alles sorgfältig unter die Lupe nehmen würden. "Die Europäische Kommission wird sich das sehr genau ansehen", sagte Mundt der "Rheinischen Post" (Freitagausgabe). "Wir werden das dortige Verfahren begleiten."

Die Kranich-Airline würde neben dem Kaufpreis, der Insidern zufolge bei rund 200 Millionen Euro liegt, noch 100 Millionen Euro vorschießen, um den Flugbetrieb aufrecht zu erhalten.

WAS PASSIERT MIT DEM REST?



Air Berlin verhandelte neben der Lufthansa auch mit EasyJet über einen Teilverkauf. Spohr geht nach eigenen Worten aber nicht davon aus, dass es zeitnah weitere Abschlüsse gibt. EasyJet lehnte einen Kommentar dazu ab. Die Briten waren an rund 30 Flugzeugen interessiert, zögerten zuletzt aber. Sollte sich EasyJet zurückziehen, könnten die Thomas Cook-Tochter Condor oder andere Interessenten wieder ins Spiel kommen. Die Zeit drängt allerdings, weil Air Berlin zum Schutz der Gläubiger bis zum 28. Oktober den Flugbetrieb mit dem Teil der Flotte einstellen muss, der nicht zur Lufthansa wechselt. Zu den Gläubigern, die vorrangig bedient werden müssen, gehört die Bundesregierung mit ihrer Kreditlinie von 150 Millionen Euro.

Air Berlin war vor rund 40 Jahren gegründet worden. Dem Unternehmen wurde ein zu rasanter Expansionskurs zum Verhängnis. Zuletzt hielten nur noch Finanzspritzen vom Großaktionär Etihad die Flieger in der Luft.

Von den gut 8000 Mitarbeitern hat ein großer Teil der Piloten und Flugbegleiter nun gute Chancen, bei der Lufthansa unterzukommen. Die rund 1700 Beschäftigten des Ferienfliegers Niki und der Regionalfluggesellschaft LGW, die Teil des Pakets sind, können fest mit einer Übernahme rechnen. Die restlichen rund 1500 Crewmitglieder können sich schon seit einigen Wochen auf Stellenangebote bei Eurowings bewerben. Um Jobs zittern unterdessen die Air-Berlin-Mitarbeiter von Verwaltung und Technik. Sie konnten sich diese Woche auf Job-Messen in der Konzernzentrale nach Stellen bei anderen Arbeitgebern umsehen. Air Berlin Technik hofft noch auf einen Käufer.

rtr