Darauf habe sich der Gläubigerausschuss verständigt, bestätigten zwei weitere Insider. Die Verhandlungen gingen allerdings noch bis zum 12. Oktober weiter. Deshalb werde es am Montag anders als geplant noch keine abschließende Entscheidung im Air-Berlin-Aufsichtsrat über die Käufer geben.

Air Berlin teilte zunächst nur mit, die Gläubiger hätten den Generalbevollmächtigten Frank Kebekus, Sachwalter Lucas Flöther und Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann beauftragt, "die Verhandlungen mit den Bietern weiter zu führen und einen Abschluss anzustreben". Da auch der Aufsichtsrat von Air Berlin dem Deal zustimmen müsse, werde das Gremium am Montag darüber beraten. "Anschließend soll der Stand des Bieterverfahrens der Öffentlichkeit vorgestellt werden."

Am späten Abend teilte das Unternehmen mit, dass gemäß einer Entscheidung der vorläufigen Gläubigerausschüsse mit Blick auf die Veräußerung der Lufttransport-Bereiche bis zum 12. Oktober "mit einem ausgewählten Bieterkreis" weiter verhandelt werden solle. Zu dem Bieterkreis zählten die Lufthansa und EasyJet. Auch Teilveräußerungen sollten in Betracht gezogen werden. Hinsichtlich der sonstigen Teilbereiche der Air Berlin-Gruppe würden die Verkaufsverhandlungen mit weiteren Bietern fortgesetzt.

Die Lufthansa äußerte sich nicht zu den Informationen. Sprecher von Condor und dem ebenfalls bietenden Logistikunternehmen Zeitfracht erklärten, über die Beschlüsse keine Kenntnis zu haben.

POLITISCH HEIKEL - "ABGEKARTETES SPIEL"



Air Berlin hat rund 8000 Mitarbeiter und ist seit Mitte August pleite, weil der Großaktionär Etihad den Geldhahn zugedreht hat. Derzeit kann die Airline nur dank eines staatlichen Kredits über 150 Millionen Euro weiterfliegen. Womöglich müssen die künftigen Eigner weiteres Geld zuschießen, bevor die EU ihre kartellrechtliche Prüfung abschließt und grünes Licht für den Deal gibt.

Der Verkauf von Air Berlin gilt als politisch heikel - nicht zuletzt wegen der staatlichen Beihilfe. Regierungsmitglieder wie Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) und Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hatten sich sehr früh dafür ausgesprochen, dass die Lufthansa große Teile von Air Berlin übernimmt. Auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller hatte sich für den deutschen Branchenprimus starkgemacht und eine Übernahme durch den irischen Rivalen Ryanair abgelehnt. Dessen Chef Michael O'Leary kritisierte das Bieterverfahren als "abgekartetes Spiel" zugunsten der Lufthansa und verzichtete auf ein Angebot.

Die Lufthansa hat sich trotz ihres hohen Marktanteils in Deutschland gute Chancen für eine Übernahme von bis zu 78 der insgesamt 144 Air-Berlin-Flugzeuge ausgerechnet. "Viel mehr werden wir kartellrechtlich gar nicht machen können", sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Mittwochabend in Frankfurt. Einschließlich aller Umsteigflüge habe die Lufthansa-Gruppe in Deutschland einen Marktanteil von 34 Prozent. Dieser Wert werde auch für die Kartellbehörden entscheidend sein. "Deshalb sind wir optimistisch, dass das, was wir uns vorstellen, genehmigungsfähig ist", sagte Spohr.

Priorität habe für die Lufthansa, sich die 38 Maschinen von Air Berlin zu sichern, die schon für die Lufthansa-Tochter Eurowings geleast wurden. Dazu sollten 20 bis 40 weitere Maschinen für Kurz- und Mittelstrecken kommen. "Wir glauben, durch die Entwicklung in Berlin voraussichtlich bis zu 3000 neue Mitarbeiter begrüßen zu dürfen", sagte Spohr. Das sei angesichts der Belegschaft von derzeit rund 130.000 bei Lufthansa eine riesige Zahl. Für die mittlerweile schon größtenteils stillstehenden Langstreckenmaschinen der Air Berlin habe er nicht geboten. Wie Reuters jüngst von Insidern erfahren hatte, streicht Air Berlin voraussichtlich zum 15. Oktober auch die letzten Langstreckenflüge aus Düsseldorf.

BIETERVERFAHREN FÜR TECHNIK-SPARTE WIRD VERLÄNGERT



Interesse an Teilen von Air Berlin hatten Insidern zufolge auch die British-Airways-Muttergesellschaft IAG sowie das Berliner Logistikunternehmen Zeitfracht. Auch der Gründer und Namensgeber der Air-Berlin-Tochter Niki - der frühere Rennfahrer Niki Lauda - der Luftfahrtunternehmer Hans Rudolf Wöhrl, der Ex-Energiemanager Utz Claassen und der chinesische Regionalflughafenbetreiber Link Global Logistics hoben den Finger. Eine Sprecherin von Wöhrl sagte nun in einer ersten Reaktion, dem 69-Jährigen fehlten die Worte. "Für ihn ist es nicht nachvollziehbar, dass mit Steuermitteln Arbeitsplätze vernichtet und ein Monopol geschaffen werden."

Insgesamt hat die zweitgrößte deutsche Airline mehr als 8000 Beschäftigte. Der Betriebsrat von Air Berlin befürchtet, dass die rund 2800 Mitarbeiter außerhalb des Flugbetriebs in Verwaltung und Technik schlechte Aussichten auf eine Übernahme haben. Das Land Berlin strickt gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit an einer Transfergesellschaft, wie die "Berliner Morgenpost" vorab aus ihrer Freitagausgabe berichtete. Dabei sei auch geplant, vor allem Mitarbeitern aus der Berliner Firmenzentrale freie Stellen im Landesdienst anzubieten, sagte Senatskanzleichef Björn Böhning der Zeitung.

Das Bieterverfahren für die Technik-Sparte mit ihren rund 850 Beschäftigten soll verlängert werden, wie Air Berlin mitteilte. Denn die Interessenten müssten zunächst Klarheit über die Entwicklungen der gesamten Airline haben, um dann ein "passgenaues Angebot abgeben zu können". Die Bieter für das Technik-Geschäft müssen ihre Angebote bis zum 6. Oktober vorlegen. "Die Gespräche mit potenziellen Investoren sind auf positive Resonanz gestoßen."

rtr