Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) kündigte am Freitag die seit Jahresanfang laufenden informellen Gespräche mit dem Unternehmen. "Trotz aller anderslautender Bekundungen scheint der Lufthansa-Vorstand offensichtlich kein Interesse an einer Losung mit seinen Konzerntarifvertrags-Piloten zu haben", sagte ein VC-Sprecher. Ziel der jüngsten Verhandlungen sei es gewesen "nachhaltige Arbeitsplatzperspektiven" fur das Cockpitpersonal bei Lufthansa, seiner Frachtsparte Lufthansa Cargo und Germanwings zu vereinbaren.

"Diese Gesprache sind trotz intensivster Bemuhungen der VC nun ergebnislos beendet." Die den Unterredungen zugrunde liegende Vereinbarung sei gekündigt worden. Die Lufthansa bot der Gewerkschaft postwendend an, die jüngste Verhandlungsrunde fortzusetzen. Ziel sei es weiter, gemeinsam mit der VC "eine Gesamtlösung aller Tarifthemen für die rund 5400 Piloten im Konzerntarifvertrag zu erarbeiten", sagte ein Konzern-Sprecher.

Dennoch dürfte zwischen den Konfliktparteien zunächst einmal Funkstille einkehren. Denn die Lufthansa und die Piloten wollten eigentlich ausloten, ob es sich lohnt, offizielle Tarifverhandlungen zu führen. Knackpunkt war neben dem Ausbau der neuen Billigflugtochter Eurowings vor allem der Fortbestand der Frühpensionen und der Konzerntarifverträge für die Piloten.

Anleger reagierten verschnupft auf die Aussicht, dass sich eine Lösung des Streits weiter verzögert. Die Lufthansa-Aktie war mit einem Minus von rund zwei Prozent einer der größten Verlierer im Leitindex Dax.

STREIKS NOCH LANGE NICHT IN SICHT



Streiks sind vorerst ausgeschlossen. Denn um einen Arbeitskampf rechtlich abzusichern, müssten zunächst ernsthafte Verhandlungen geführt und diese dann formal für gescheitert erklärt werden.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr sind die gut dotierten Arbeitsverträge der Piloten ein Dorn im Auge. Deshalb treibt er den Ausbau der neuen Billigflugtochter Eurowings voran - ohne Arbeitskräfte mit Konzerntarifvertrag. Aus Sicht der Piloten spielt er damit zwei Konzernteile gegeneinander aus, weshalb Cockpit seit Beginn Konflikts bereits 13-mal streikte.

Mit zwei Berufsgruppen hat die Lufthansa ihren Streit zuletzt beigelegt. Mit der Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo einigte sich der Konzern Anfang Juli auf einen neuen Tarifvertrag, die die große Mehrheit der 19.000 Stewards und Stewardessen kürzlich auch annahm. Ende 2015 erzielte der Vorstand auch einen Abschluss mit Verdi für die 30.000 Beschäftigten des Bodenpersonals und anderer Konzerntöchter.