Es ist schon der 13. Streik der Flugzeugführer seit Beginn des Arbeitskampfs vor eineinhalb Jahren. Auslöser ist ein Tarifkonflikt um die Auslagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland. Die Arbeitsniederlegung dürfte die Reisepläne von Tausenden Urlaubern durchkreuzen, da in den bevölkerungsreichen Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg in einer Woche die Schule wieder beginnt.

Die Lufthansa betonte, dennoch so viele Passagiere wie möglich ans Ziel bringen zu wollen. "Wir sind zuversichtlich, dass ein Großteil der Flüge stattfindet", sagte ein Sprecher. Betroffene Gäste sollen auf Flüge von Lufthansa-Töchtern wie Swiss und Austrian Airlines oder auf konzernfremde Fluglinien umgebucht werden. Ein Ersatzflugplan werde am Nachmittag veröffentlich, hieß es.

Der Streik ist für Europas größten Luftfahrtkonzern mit seinen 120.000 Mitarbeitern besonders schmerzhaft, da die lukrativen Flüge nach Übersee betroffen sind. Der finanzielle Schaden dürfe im einstelligen Millionen-Euro-Bereich liegen, sagte Branchenanalyst Dirk Schlamp von der DZ Bank. In diesem Jahr ging der Lufthansa wegen der Streiks bereits 100 Millionen Euro Gewinn verloren. Die Lufthansa-Aktie gehörte am Montag mit einem Minus von 0,6 Prozent auf 11,39 Euro zu den größten Verlierern im Dax.

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Die Fronten in der Tarifauseinandersetzung haben sich mittlerweile verschoben. Ging es der Gewerkschaft anfangs noch hauptsächlich darum, geplante Einschnitte bei der Frührente für gut 5000 Piloten in Deutschland zu verhindern, kämpft Cockpit nun gegen die Auslagerung von Arbeitsplätzen. Nach dem Absturz einer Germanwings-Maschine im März kam vorübergehend Ruhe in den Konflikt und es gab verschiedene Lösungsversuche. Doch auch der jüngste Anlauf, in dem die Piloten dem Konzern 500 Millionen Einsparungen anboten, scheiterte vorige Woche. Grund für das Aus war Cockpit zufolge die Tatsache, dass die Lufthansa den Ausbau des Billigfliegers Eurowings in Österreich auch während der Gespräche nicht auf Eis legen wollte. "Die Verweigerungshaltung der Geschäftsleitung ist umso unverständlicher, als die weitreichenden Zugeständnisse des Cockpitpersonals in die Zeit eines prognostizierten Rekordergebnisses von mehr als 1,75 Milliarden Euro fallen", sagte Cockpit-Vorstand Markus Wahl.

Offiziell erwartet Lufthansa-Chef Carsten Spohr bislang einen Gewinn von mehr als 1,5 Milliarden Euro - ohne die Kosten der Streiks. Dieses Ziel werde man wegen des guten Sommergeschäfts "komfortabel" erreichen, hatte Spohr vor wenigen Tagen in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters gesagt. Aus Sicht der Lufthansa-Spitze ist der rasche Ausbau von Eurowings überlebenswichtig, um den Vormarsch der Billigrivalen Ryanair und Easyjet zu stoppen

Reuters