Mit dem achten Ausstand in dem monatelangen Arbeitskampf wächst der Schaden für Europas größten Luftfahrtkonzern. Entnervte Passagiere könnten sich künftig zwei Mal überlegen, ob sie die Airline noch buchen. Analysten warnen bereits davor, dass die Fluggesellschaft ihre Ziele für den Jahresgewinn kippen könnte.

"Wir weiten den Streik aus, um ein deutlicheres Signal zu setzen - vielleicht schwenkt die Lufthansa jetzt endlich ein", sagte Markus Wahl, Vorstand der Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit, am Montag zu Reuters. Aus Sicht der Lufthansa ist der Arbeitsausstand unverhältnismäßig. "Die Streiks verursachen nicht nur einen großen direkten wirtschaftlichen Schaden, sondern auch einen Imageschaden für Lufthansa", sagte Finanzchefin Simone Menne. Die Folgen für das Unternehmen mit rund 115.000 Mitarbeitern seien unabsehbar. In dem Arbeitskampf, der sich seit sieben Monaten hinzieht, geht es um die bezahlte Frührente der 5400 Piloten. Die Lufthansa hält die alten Pensionszusagen auf Dauer für unbezahlbar.

Der Streik trifft zum Wochenbeginn 250.000 Fluggäste. Durch nicht streikende Piloten, Flugkapitäne aus dem Management und andere Airlines der Lufthansa-Gruppe könnten aber 84.000 dieser Passagiere an ihre Ziele gebracht werden. Von den geplanten 2330 Verbindungen sollen 1510 ausfallen. Der Streik auf der Kurz- und Mittelstrecke begann um 13.00 Uhr. Am Dienstag ab 6.00 Uhr wird der Ausstand auf Interkontinentalverbindungen ausgeweitet. Hier sind nahezu alle Flüge vom Drehkreuz Frankfurt gestrichen. Streikende ist am Dienstag um Mitternacht. Die Lufthansa-Billig-Tochter Germanwings ist ausgenommen, nachdem sie vergangene Woche bestreikt worden war.

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ANALYST: GEWINNAUSBLICK EINGETRÜBT

Die Streikwelle nagt an den Nerven der Passagiere und könnte Experten zufolge die Prognose des Konzerns für dieses Jahr zunichte machen. Der direkte Schaden aus den bisherigen Streiks dürfte sich auf 70 Millionen Euro belaufen, dazu kämen noch 30 Millionen Euro für die Ausstände am Montag und Dienstag, sagte Analyst Jochen Rothenbacher von der Equinet Bank. Hinzu komme der langfristige Effekt. "Passagiere könnten künftig anderen Airlines den Vorzug geben." Daher könnte die Prognose für 2014 von einer Milliarde Euro operativen Konzerngewinns in Gefahr sein. Die Aktien verloren in der Spitze 2,5 Prozent.

Die Flugzeugführer kämpfen für die Beibehaltung der Frührentenregelung für die Piloten. Die Lufthansa sieht sich wegen harter Konkurrenz außerstande, die im Branchenvergleich großzügigen Vorruhestandsregeln weiter zu finanzieren. Bislang konnten die Piloten frühestens mit 55 Jahren das Steuer aus der Hand legen - durchschnittlich starten sie mit 59 Jahren in die Rente. Die Lufthansa will den Schnitt auf 61 Jahre erhöhen. Zudem kämpfen die Piloten gegen Pläne der Konzernleitung für neue Billig-Fluglinie.

Die Deutsche Bahn beklagt derweil nach dem Streik der Lokführergewerkschaft GDL vom Wochenende einen Schaden in zweistelliger Millionenhöhe. Im Personenverkehr seien während des 60-stündigen Ausstands erhebliche Kosten angefallen, erklärte der Konzern. Neben den Einnahmeausfällen habe man im großem Umfang Erstattungen für ausgefallene Reiseverbindungen, Übernachtungen und Taxifahrten zahlen müssen. Nach Bahn-Angaben bemalten zudem Unbekannte die abgestellten Züge. Allein in Berlin seien 69 S-Bahn-Waggons mit Graffiti besprüht worden. Eine Lösung für den festgefahrenen Streit zwischen Bahn und GDL zeichnete sich nicht ab. Die GDL erklärte allerdings, in dieser Woche auf Streiks zu verzichten.

Reuters