"Der Wegfall von Air Berlin schadet dem Wettbewerb und verknappt momentan das Angebot insbesondere auf vielen innerdeutschen Flugstrecken. Uns liegen Beschwerden über erhebliche Preiserhöhungen zum Nachteil der Kunden vor", erklärte Mundt. Im Fokus stehe dabei die Preispolitik der Deutschen Lufthansa.
Die Lufthansa hatte mehrfach betont, dass sie ihre Preisstruktur nicht verändert habe. Die höheren Durchschnittspreise entstünden durch die deutlich größere Nachfrage. Die vollautomatischen Buchungssysteme riefen dadurch wesentlich schneller höhere Preisklassen für Tickets auf. Bei der Lufthansa gibt es - je nach Buchungszeitpunkt und Auslastung - 26 verschiedene Preisklassen für ein Ticket.
Die Lufthansa verweist außerdem darauf, dass sie trotz hoher Kosten sogar einen Jumbo im Inlandsverkehr einsetze, um den Mangel auszugleichen. Der Chef der Fluglinie, Carsten Spohr, hatte außerdem vor kurzem 1000 neue innerdeutsche Flügen pro Monat angekündigt, sobald die EU-Wettbewerbsbehörde grünes Licht gebe. Dann würden sich auch die Preise wieder stabilisieren.
Die Zustimmung aus Brüssel ist erforderlich für den geplanten Verkauf großer Teile der insolventen Air Berlin an die Lufthansa-Tochter Eurowings und den britischen Konkurrenten easyJet. Eine erste Entscheidung in Brüssel könnte nach Einschätzung aus Branchenkreisen schon am 07. Dezember fallen.
Möglich ist aber auch, dass die EU-Kartellbehörde eine vertiefte Prüfung verlangt. Dann würde sich das Verfahren weitere 90 Arbeitstage hinziehen. Hinzu kommen das aufwendige Zulassungsverfahren der Jets und die Aufstellung der Crews.
Die Neuordnung des deutschen Luftverkehrs und damit die Normalisierung der Ticketpreise könnten sich so noch bis zum Sommer oder sogar Herbst 2018 hinziehen. Derzeit stehen von einst 140 Air-Berlin-Jets rund 80 am Boden, deren Kapazität nicht kurzfristig ausgeglichen werden kann. Easyjet hatte bereits erklärt, dass die Fluglinie bis zur vollständigen Umstellung Zeit bis zum September 2018 benötige.
Das Bundeskartellamt hatte sich nach der Air-Berlin-Pleite zunächst eher zurückhaltend geäußert und auf das laufende EU-Verfahren verwiesen. Die Häufung der Beschwerden und der voraussichtlich lange Zeitraum bis zu einer Normalisierung der Preise dürfte nach Einschätzung von Branchenkennern nun für ein Umdenken gesorgt haben.