Die Lufthansa ist vorerst mit ihrem Versuch gescheitert, den Flugbegleiter-Streik per Gericht stoppen zu lassen. Das Arbeitsgericht Darmstadt wies in der Nacht zum Mittwoch den Antrag der Kranichlinie auf einstweilige Verfügung zurück. Damit kann bis Freitag weiter gestreikt werden. Die Streikziele und -aufrufe seien hinreichend bestimmt gewesen, sagte Arbeitsrichter Rainer Lösch. Der Konzern wollte mit dem Eilantrag den laufenden Ausstand stoppen. Mit einem anderen Eilantrag in Düsseldorf hatte Lufthansa zuvor mehr Erfolg: Dort untersagte das Arbeitsgericht den Ausstand des Kabinenpersonals am Flughafen der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt.
Der Darmstädter Arbeitsrichter hob hervor, dass die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo ihre Streikziele und -aufrufe hinreichend präzise gefasst habe. Die Funktion eines Arbeitskampfes bestehe nur darin, die eigentlichen Tarifverhandlungen anzuschieben, sagte Lösch. Er hatte zuvor beiden Parteien einen Einigungsvorschlag gemacht, den die Lufthansa aber abgelehnt hatte. Endgültig ist die Entscheidung in Darmstadt noch nicht, denn die unterlegene Partei geht üblicherweise vor der nächsten höheren Instanz in Berufung. Das wäre in diesem Fall das hessische Landesarbeitsgericht in Frankfurt. In dem seit zwei Jahren schwelenden Tarifkonflikt geht es neben vielen anderen Punkten um die Altersversorgung für die 19.000 Stewards und Stewardessen bei der Lufthansa.
Vor der Verhandlung in Darmstadt hatte sich Ufo nach vier Tagen Streik bereit erklärt, den längsten Ausstand in der Lufthansa-Geschichte unter bestimmten Bedingungen zu beenden. Dazu müsse der Konzern eine Schlichtung ohne Vorbedingungen anbieten, sagte Ufo-Chef Nicoley Baublies in Frankfurt. Ufo werde sich aber nicht darauf einlassen, den laufenden Streik wie von der Lufthansa gefordert vorher zu unterbrechen. Ansonsten werde wie geplant bis Freitag gestreikt.
Die Lufthansa betonte unterdessen, Ufo die Schlichtung aller offenen Tarifverträge für die im Passagiergeschäft der Kranich-Fluglinie beschäftigten Kabinenmitarbeiter angeboten zu haben. Sie beharrte vor einem Spitzengespräch mit der Gewerkschaft auf einer vorherigen Absage des Streiks. Die Situation scheint festgefahren: Denn Ufo kündigte an, von Mittwoch bis Freitag nun ganztägig den gesamten Flugbetrieb der Lufthansa an den Flughäfen Frankfurt, München und Düsseldorf zu bestreiken.
Am Dienstag, dem vierten Streiktag, legte das Kabinenpersonal auf Langstreckenflügen, die von Frankfurt und München starten sollten, die Arbeit nieder. Zudem traf der Ausstand die Lufthansa-Verbindungen ab Düsseldorf. Ein kompletter Streiktag kostet dem Unternehmen rund 20 Millionen Euro Betriebsgewinn. Die Lufthansa streicht am Mittwoch 930 Flüge. Von den Annullierungen seien insgesamt knapp 100.000 Fluggäste betroffen.
Reuters