Seit April 2014 streitet die Lufthansa mit der Vereinigung Cockpit (VC) über die Gehälter der Piloten. Die Gewerkschaft fordert für die 5400 Flugzeugführer 3,66 Prozent mehr Gehalt ab 2012. Mit Zinseffekten beläuft sich die Forderung auf insgesamt 22 Prozent. "Solange wir kein verhandlungsfähiges Angebot haben, kann es immer wieder zu Streiks kommen", kündigte Cockpit-Vorstand Jörg an. Ein solches habe die Lufthansa nicht vorgelegt, sagte sein Kollege Alexander Gerhard-Madjidi. Die Lufthansa bietet 0,7 Prozent mehr Lohn für die kommenden sechs Jahre. Zusätzliche Streitpunkte im Tarifkonflikt sind die Alters- und Vorruhestandsversorgung der Piloten und der Ausbau der Lufthansa-Billigflotte Eurowings.
Pilotenstreiks schon in der vergangenen Woche
Die aktuelle Tarifauseinandersetzung läuft seit rund einer Woche. Die Vereinigung Cockpit kündigt jeden Ausstand mit einem Vorlauf von 24 Stunden an. Insgesamt fielen seit Mittwoch 2790 Flüge aus.
Am Montagabend scheiterte die Lufthansa am Arbeitsgericht München mit einer einstweiligen Verfügung gegen den Pilotenstreik. "Damit dürfen Sie ab Mitternacht streiken", sagte die Vorsitzende Richterin Camilla Rösch zu den Gewerkschaftsvertretern. Der Konzern ging in Berufung, zog die Beschwerde aber nach kurzer Zeit zurück. Lufthansa scheiterte mit der Klage vor einigen Tagen bereits am Landesarbeitsgericht in Frankfurt.
Jeder Streiktag verursacht immense Kosten. Lufthansa-Vorstand Harry Hofmeister sagte, der direkte Schaden belaufe sich auf zehn Millionen Euro - pro Tag. Auch mittelfristig drohen Einbußen: Die Buchungszahlen sind bereits spürbar zurückgegangen.
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Empfehlung zur Aktie
Zuletzt war die Performance der Lufthansa-Aktie stark. Seit Anfang Oktober legte sie durch die guten Quartalszahlen und Prognosen um rund 40 Prozent auf bis zu 13,18 Euro zu.
Doch der Arbeitskampf setzt der Aktie zu. In der vergangenen Woche fiel das Papier um rund sieben Prozent. Am Montag fiel der Kurs um zwei Prozent an das Dax-Ende. Mit jedem zusätzlichen Streiktag drohen weitere Verluste.
Der Commerzbank-Analyst Johannes Braun geht in einer am Montag veröffentlichten Kurzstudie davon aus, dass der gesamte Streik bisher mehr Kosten von mehr als 100 Millionen Euro verursacht habe. Das operative Ergebnis am Jahresende schätzt er - wie der Konzern selbst - auf 1,8 Milliarden Euro.
Die Lufthansa steht vor immensen Problemen. Der Preisdruck durch die Billigflieger drückt auf die Stimmung - Ryanair etwa will ab dem kommenden Sommer den Lufthansa-Heimatflughafen Frankfurt anfliegen. In den vergangenen sechs Jahren stiegen zudem die Personalkosten stärker als der Umsatz. Die Lufthansa ist zusätzlich stets abhängig vom Ölpreis.
Je länger der Tarifstreit mit den Piloten andauert, desto schwieriger wird es, eine Lösung zu finden. Dies belastet die Aktie weiter. Wenn ein Kompromiss gefunden wird, kann dies auch nur bedeuten, das der Streit vertagt wird. Wenn es zu keiner Einigung kommt und Lufthansa-Chef Carsten Spohr seinen harten Kurs weiter verfolgt, wird die Aktie weiter sinken. Auch das Risiko, dass das Bodenpersonal oder die Flugbegleiter streiken, besteht weiterhin. Durch die andauernden Streits sinkt das Vertrauen der Geschäftskunden in den Konzern. Vor allem große Firmen können sich nach Alternativen umsehen und die Lufthansa verlassen.
Empfehlung: Verkaufen
Ziel: 9,00 Euro
Stopp: 13,00 Euro