Einmal von Köln nach Dubai für 99
Euro, einmal von Köln nach Bangkok
für 199 Euro - Fernflüge werden so
billig wie ein Kurzstreckenflug nach Mallorca.
Zumindest bei Eurowings. Auf der
Reisemesse ITB in Berlin kündigte die Billigtochter
der Lufthansa "Mallorca-Preise"
für Traumziele in Südostasien, im Indischen
Ozean und am Arabischen Golf an.
Mit solchen Kampfpreisen will Lufthansa
verlorenes Terrain auf Langstrecken
zurückgewinnen. Eurowings "ist einer der
Wege, mit denen die Lufthansa neue
Wachstumswege beschreiten will", sagte
Vorstand Karl Ulrich Garnadt auf der ITB.
Bis 2017 soll Eurowings Gewinne erwirtschaften.
Die Billigstrategie der Lufthansa
ist eine Kampfansage an die rasant expandierenden
Golf-Airlines. In den vergangenen
Jahren haben Qatar Airways, Emirates
und Etihad der Lufthansa kräftig Marktanteile
auf den Fernstrecken in den Mittleren
Osten und nach Asien abgenommen. Jedoch
"werden wir mit zwei Flügen pro
Woche den arabischen Fluggesellschaften
kaum nennenswerte Marktanteile streitig
machen", räumte Garnadt ein.
In der Vergangenheit hatten Lufthansa-
Rivalen wie Air France, British Airways
oder Iberia versucht, Billigableger zu gründen,
scheiterten aber. Nur IAG (British Airways
und Iberia) schaffte über den Zukauf
von Vueling den Einstieg ins Low-Cost-Segment.
Doch die Lufthansa will es ohne
Übernahmen schaffen - und Eurowings
mittelfristig zur drittgrößten europäischen
Billigfluggesellschaft machen.
Auf Seite 2: Der Absturz des Kranichs
Der Absturz des Kranichs
Die Lufthansa braucht dringend Erfolge.
Denn 2014 geriet die Kranich-Airline in die
Verlustzone. Nach deutscher Rechnungslegung
(HGB) fiel ein Defizit von 732 Millionen
Euro an. Die Lufthansa-Aktie hat auf
Einjahressicht mehr als ein Viertel an Wert
eingebüßt. Nun strich der DAX-Konzern
auch noch die Dividende.
Nicht nur die Streiks kamen die Lufthansa
teuer zu stehen. Auch der drastisch
gesunkene Ölpreis erwies sich als Belastung.
Grund: Europas größte Fluggesellschaft
hat den Ölpreis bei 68 Dollar je Barrel
abgesichert. Da das "schwarze Gold"
weit unter diese Marke fiel, wurden Rückstellungen
auf die Treibstoffsicherungsgeschäfte
notwendig. Airlines, die weniger
stark abgesichert waren, profitierten dagegen
vom fallenden Ölpreis - wie American Airlines, die überhaupt keine Absicherungsgeschäfte
macht. Folglich verdoppelte
sich der Kurs 2014.
Absoluter Überflieger
war Southwest Airlines. Mit einem
Kursplus von 123 Prozent war die Aktie der
größte Gewinner an der Wall Street. Die
"Mutter aller Billigfluglinien" fokussiert
sich auf den Heimatmarkt USA, der dank
guter Konjunktur stark wächst.
In Europa hat Ryanair bei den Billigfliegern
die Nase vorn. Die Iren erleben derzeit
einen nie geahnten Kundenansturm -
und haben bereits fünfmal die Gewinnprognose
für das Geschäftsjahr 2014/15 angehoben.
Ryanair peilt einen Gewinn von
840 bis 850 Millionen Euro an. Die Aktie
erreichte mit 10,80 Euro jüngst ein Rekordhoch.
Neuen Schub soll das Geschäft mit
Businesskunden bringen. 2017 planen die
Iren, zehn Millionen Geschäftsreisende -
also gut 200 000 pro Woche - zu befördern.
Derzeit sei das Segment mit Geschäftsreisenden
noch sehr klein, erklärte
Marketingchef Kenny Jacobs. Aktuell verkaufe
Ryanair 10 000 Businesspakete wöchentlich
- und das ohne große Werbung.
In Deutschland sehen die Iren noch erhebliches
Potenzial. Am Rand der ITB kündigte Ryanair
eine Ausweitung des Angebots in
Berlin und die Eröffnung von 16 neuen Strecken
an. Eine Kampfansage an Air Berlin.
Für den deutschen Billigflieger ist 2015 mal
wieder ein Schicksalsjahr. Ex-Thomas-
Cook-Chef Stefan Pichler hat im Februar
das Steuer von Wolfgang Prock-Schauer
übernommen. Mit mehr Nebeneinnahmen
im Flugbetrieb sowie der Konzentration
auf deutschsprachige Märkte und Mallorca
will Pichler Air Berlin 2016 endlich rentabel
machen. Für 2014 droht ein Rekordverlust
von mehr als 350 Millionen Euro.
Auf Seite 3: Mit harten Bandagen
Mit harten Bandagen
Nun kündigte Air Berlin eine neue Billigoffensive
mit rund einer Million günstiger
One-Way-Tickets an. Ab Mai führt der Billigflieger
ein neues Tarifkonzept mit einem
besonders günstigen Tarif ein. Ob das der
Aktie neuen Schub geben kann, ist fraglich.
In den zurückliegenden zwölf Monaten
verlor die Aktie gut ein Drittel an Wert.
Air Berlin leidet unter dem Preisdruck.
In den vergangenen zwei Jahren sind nach
Einschätzung von Condor-Chef Ralf
Teckentrup die Ticketpreise auf Kurz- und
Mittelstrecken um zehn bis 15 Prozent gefallen.
Er rechnet mit einer Konsolidierung
der Branche. In den nächsten fünf bis zehn
Jahren werde sich die Zahl der europäischen
Fluggesellschaften halbieren. Ryanair-
Chef Michael O’Leary prophezeit gar,
dass es 2020 nur noch fünf große Airlines
in Europa geben wird. Da die Iren alles daransetzen
dürften, zu diesen Top Fünf zu
gehören, bleibt die Aktie aussichtsreich.
Weltweit dürften die Golf-Airlines und
Turkish Airlines weiter an Einfluss gewinnen,
die zunehmend mit Service punkten.
Zuletzt verdoppelte Turkish Airlines den
Gewinn. Allerdings fliegt ein Schwellenlandrisiko
mit.
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