Allerdings sei er in der Vergangenheit zu optimistisch gewesen mit der Erwartung, dies werde schon im Juli geschehen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte dann auf September gesetzt. Aber auch daraus wird nichts, zumal die Europäische Union zuletzt wegen der Infektionslage die USA als Risikogebiet einstufte und damit die Auflagen für Einreisende von dort verschärfte.

Die Lufthansa werde dennoch ihr Transatlantik-Programm nicht zurückfahren, sagte Hohmeister. Denn wegen der Luftfracht lohnten sich die Flüge auch mit wenigen Passagieren an Bord. Die Buchungen in der Airline-Gruppe seien im Juli und August noch stärker gewesen als erwartet. Lufthansa-Chef Spohr hatte kürzlich aber gewarnt, die Fluggesellschaft habe wegen der Pandemie einen weiteren harten, langen Winter vor sich. Eine Öffnung Chinas für Reisende sehe er nicht vor dem zweiten Quartal 2022. Das sonst sehr profitable Langstreckengeschäft der Lufthansa bleibt das größte Sorgenkind.

"In dem Moment, wo über Veränderungen der Reiseregeln gesprochen wird, brechen nicht nur die Buchungen weg, sondern fangen auch Stornierungen an", sagte Hohmeister. Im August habe es teilweise 75 Prozent Stornos gebuchter Reisen gegeben. Das sei unerträglich. Hier werde sich die Lage hoffentlich in den nächsten zwölf Monaten stabilisieren. Grund zur Besorgnis seien auch teils chaotische Zustände an den Flughäfen beim Check-in wegen aufwändiger Überprüfungen von Corona-Reiseregeln wie Tests und Impfnachweisen. Trotz aller Bemühungen des internationalen Airline-Verbands IATA gebe es keine Standardisierung zu einer digitalisierten Abwicklung, sondern viel Zettelwirtschaft, kritisierte Hohmeister.

Eine geschäftliche Erholung des Luftverkehrs, der wie der Tourismus besonders hart von der Pandemie getroffen wurde, auf Vorkrisenniveau erwarte die Lufthansa nach wie vor erst Mitte des Jahrzehnts. Da die Airlines in den kommenden Jahren die Verluste der Krise verarbeiten müssten, rechne er mit stabilen bis steigenden Ticket-Preisen. Weil die Verbraucher Milliarden an Konsumausgaben eingespart hätten, sind höhere Flugpreise nach Hohmeisters Ansicht durchsetzbar. Er rechne mit einem länger anhaltenden Nachholeffekt bei Urlaubsreisen. Auch die Nachfrage nach Geschäftsreisen ziehe wieder an. Die Lufthansa und die Tochter-Airline Eurowings verdoppelten hier ihr Angebot im September gegenüber dem niedrigen Niveau im August.

rtr