Europas größte Airline, die Lufthansa, ist derzeit aus mehreren Richtungen einem heftigen Gegenwind ausgesetzt. Die am Morgen veröffentlichten Unternehmenszahlen zum zweiten Quartal kamen an der Börse gar nicht gut an. Gegenüber dem Vorjahresquartal kletterten die Umsätze zwar um 4 Prozent auf 9,6 Milliarden Euro (Vorjahr: 9,3 Milliarden Euro). Beim Vorsteuerergebnis (adjusted EBIT) war jedoch ein Rückgang von einer Milliarde Euro auf 754 Millionen Euro (-24,6 Prozent) zu beklagen. Dadurch hat sich die EBIT-Marge im zweiten Quartal von 10,8 auf 7,8 Prozent signifikant reduziert. Für die negative Entwicklung verantwortlich gemacht wurden unter anderem die deutlich gestiegenen Treibstoffkosten, die den vergleichbaren Vorjahreswert um 255 Millionen Euro übertroffen hatten. Außerdem belastete auf europäischen Kurzstrecken der Preiskampf in Deutschland und Österreich das Ergebnis der Fluggesellschaft.
Lufthansa-Finanzvorstand Ulrik Svensson erklärte, dass man weiterhin die Kosten senken und die Flexibilität erhöhen werde. Mit dem kürzlich vorgestellten Turnaround Plan soll zudem die Billigfluglinie Eurowings, die im ersten Halbjahr einen Verlust von 273 Millionen Euro (Vorjahr: minus 220 Millionen Euro) verursacht hat, zu einer "nachhaltig profitablen Airline" gemacht werden. Der im Juni kommunizierte Geschäftsausblick wurde indes nicht revidiert. So rechnet das Lufthansamanagement für das Gesamtjahr 2019 weiterhin mit einem Umsatzzuwachs im niedrigen einstelligen Prozentbereich und einer EBIT-Marge (adjusted) von 5,5 bis 6,5 Prozent. Derzeit sollten Anleger aber auch aus anderen Gründen eher die Finger von der Lufthansa-Aktie lassen.
In der Gesellschaft setzt sich im Zuge der Diskussionen um den Klimawandel nämlich mehr und mehr die Ansicht durch, dass man CO2-freundlichere Verkehrsmittel wie die Bahn verstärkt fördern sollte. So haben zum Beispiel die Grünen im Bundestag die Streichung sämtlicher Subventionen für den Luftverkehr gefordert. Die Grünen monieren, dass weder die Energiesteuer auf Kerosin noch die Umsatzsteuer auf internationale Flüge erhoben wird. Außerdem erhielten viele defizitäre Regionalflughäfen staatliche Subventionen. Die durch das Streichen der Subventionen eingesparte Geld sollte nach Ansicht der Grünen in die Bahn investiert werden. Außerdem wird in der Bundesregierung derzeit darüber nachgedacht, Bahntickets im Fernverkehr über eine Steuersenkung günstiger zu machen. Am 20. September könnte sich das Klimakabinett, ein Ausschuss der Bundesregierung, auf eine Erhöhung der Abgaben im Flugverkehr einigen. Das heißt: Weitere Turbulenzen können bei der Lufthansa-Aktie nicht ausgeschlossen werden.
Beim DAX-Wert Lufthansa stehen die "charttechnischen Ampeln" aus mehreren Gründen derzeit eindeutig auf "Rot". Erstens: Im April misslang der langfristigen 200-Tage-Linie ein Trendwechsel nach oben. Seither befindet sich diese Durchschnittslinie auf einer Talfahrt, was in der Chartlehre ganz klar als negativer Begleitumstand interpretiert wird. Zweitens: Mit dem jüngsten Kurssturz in Richtung 14 Euro wurde zudem eine wichtige Unterstützungszone verletzt, wodurch erhebliches Abwärtspotenzial bis zum nächsten bei 12 Euro verlaufenden Boden entstanden ist. Chartorientierte Investoren werten solche Ereignisse stets als Verkaufssignal. Durch den jüngsten Sinkflug befindet sich der Timingindikator Relative-Stärke-Index mittlerweile aber auf Tuchfühlung mit der überverkauften Zone, die unterhalb von 30 Prozent verläuft (aktuell: 31 Prozent). Sollte es in den nächsten Wochen zu einem markanten Überwinden der 30-Prozent-Marke kommen, könnten chartinduzierte Käufe einsetzen. Doch aufgepasst: In diesem Jahr erwiesen sich bereits zwei solcher RSI-Kaufsignale als "Bullenfallen".
Empfehlung: Verkaufen.