Die Coronavirus-Pandemie hat der Weltwirtschaft bekanntlich arg zugesetzt. Besonders stark negativ betroffen war der Reisesektor. Nach Aussage des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft hat Covid-19 die Tourismuswirtschaft ins Mark getroffen.
Nach Schätzungen der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) und der Welttourismusorganisation UNWTO könnten sich die Coronavirus-Einbußen für den Tourismus weltweit auf rund 3,4 Billionen Euro belaufen. Allein im Jahr 2020 hätten die Corona-Auswirkungen auf die Tourismusbranche - die zu einem Rückgang der internationalen Touristen um fast drei Viertel geführt hatten - die globale Wirtschaftsleistung um schätzungsweise 2,4 Billionen Dollar einbrechen lassen.
Die UNWTO schätzt, dass die Tourismuszahlen auch 2021 noch um 63 bis 75 Prozent unter den Vergleichswerten vor der Pandemie liegen könnten. Der Bericht geht davon aus, dass sich die internationale Tourismusbranche erst 2023 vollständig erholen wird.
Vor diesem Hintergrund ist es erstaunlich, wie viel Aufmerksamkeit den Reiseaktien selbst inmitten der tiefsten Krise im Zuge der Pandemie von Seiten der Anleger zuteilwurde. Und auch heute noch sind einige der Branchenvertreter stark gesucht, wie unter dieser Seite https://www.boerse-online.de/aktien/meistgesuchte-aktien nachzulesen ist.
Womöglich hat das unverändert rege Interesse mit der Hoffnung auf ein anziehendes Reisegeschäft zu tun. Jedenfalls mehren sich derzeit die Meldungen, wonach sich eine Normalisierung im Reiseverkehr für die Wintersaison 2021/22 abzeichnet. Für den nächsten Sommer seien sogar wieder Buchungen wie vor der Coronavirus-Krise drin war zudem in dieser Woche zu hören.
Vor diesem Hintergrund bietet es sich an, einen näheren Blick auf die bei den BÖRSE ONLINE-Lesern besonders gefragten Aktien zu werfen. Das sind Carnival, TUI und Lufthansa. Bei unserer Analyse sehen wir uns an, was dieses Trio in Sachen Bewertung, Strategie und Charttechnik zu bieten hat. Zudem zitieren wir Analystenstimmen und verraten, wie BÖRSE ONLINE diese Aktien einstuft.
Carnival-Aktie
Regelmäßig unter den meistgesuchten Aktien bei boerse-online.de ist Carnival zu finden. Aktuell ist dieser Wert immerhin so sehr gefragt wie Gazprom oder Commerzbank.
Charttechnik: Das rege Interesse überrascht, wenn man sich den Chart ansieht. Denn der Kurs notiert aktuell nicht höher als bereits im vierten Quartal 1997. Im Zuge der allgemeinen Coronavirus-Baisse ging es rasant nach unten, wobei ein Teil der dabei erlittenen Verluste wieder wettgemacht werden konnte.
Aktuell ist der Chart aber weder Fleisch noch Fisch. Denn seit Mitte Februar herrscht nur ein relativ volatiler Seitwärtstrend vor. Wichtig ist aber vor allem die Erkenntnis, dass der Kurs auch schon vor dem Ausbruch der Pandemie Schwierigkeiten damit hatte, einen wirklich beständigen Aufwärtstrend über einen ganz langen Zeitraum hinweg herauszubilden.
Aufstellung/Strategie: Carnival Cruise Line ist als America's Cruise Line bekannt, mit insgesamt 24 Schiffen, die von 14 US-Heimathäfen abfahren und mehr als 40.000 Teammitglieder aus 120 Nationalitäten beschäftigen. Die Reederei nahm am 3. Juli 2021 den Kreuzfahrtbetrieb wieder auf, während ihr neuestes und innovativstes Schiff, die Mardi Gras, mit der ersten Achterbahn auf See und dem ersten Schiff in Amerika, das mit umweltfreundlichem Flüssigerdgas (LNG) angetrieben wird, am 31. Juli 2021 in Port Canaveral, Florida, debütierte.
Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 50. Geburtstag soll die Carnival Celebration, das Schwesterschiff der Mardi Gras, Ende 2022 von PortMiami aus in Dienst gestellt werden, ebenso wie ein noch nicht benanntes Schiff, das 2023 in Dienst gestellt werden soll. Die Gesellschaft gilt als größter börsennotierter Kreuzfahrtbetreiber (Marktanteil von rund 45 Prozent). Das Unternehmen besitzt und betreibt mehrere Marken: Carnival Cruise Line, Princess Cruises, Costa, AIDA, Holland America, P&O Cruises, P&O Australia, Cunard, und Seabourn. Man plant weitere Schiffsneustarts im Januar und Februar, wobei man auf die Rückkehr der gesamten Flotte im Frühjahr 2022 hinarbeitet.
Die Refinanzierung der hochverzinslichen Schulden hat für weiterhin Priorität, wobei das Unternehmen jüngst die Aufnahme zusätzlicher Schulden in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar ankündigte, die zur weiteren Rückzahlung der bestehenden Hochzinsanleihen verwendet werden sollen.
Die Kreuzfahrtindustrie wurde durch den COVID-19-Ausbruch allgemein stark beeinträchtigt, und die kurzfristige Entwicklung der meisten Einnahmen bleibt ungewiss. Dennoch stimmen die Analysten bei der Bank of America die Nachrichten über Impfstoffe zuversichtlich, dass die Branche allmählich wieder wächst, und man erwartet eine solide Erholung im Jahr 2022, die sich jedoch in der aktuellen Bewertung von Carnival beriets weitgehend widerspiegele.
Aus Rentabilitätssicht strebt das Management weiterhin ein ausgeglichenes EBITDA zu Beginn des Jahres 2022 an. Darüber hinaus ist das Unternehmen der Ansicht, dass es das Potenzial hat, im Jahr 2023 ein höheres EBITDA zu erzielen als im Jahr 2019 angesichts der verbesserten Kostenstruktur und einer effizienteren Schiffsflotte.
Die Analysten von Wedbush Securities nennen trotzdem nur ein Kursziel von 25,00 Dollar, was sich mit einem Schlusskurs von 24,90 Dollar am Mittwoch vergleicht. Zur Begründung für die neutrale Anlageeinstufung verweist man unter anderem auf Bewertungsüberlegungen Den das geschätzte KGV für 2023 bewege sich basierend auf den hauseigenen Schätzungen bei rund 13, was sich mit einem historischen Durchschnitts-KGV von 13,5 vergleiche.
Zu beachten ist, dass im dritten Quartal 2021 ein US-GAAP-Nettoverlust von 2,8 Milliarden Dollar sowie ein bereinigter Nettoverlust von 2,0 Milliarden Dollar angefallen sind. In den drei Monaten bis zum 31. August setzte die Gesellschaft zudem 546 Millionen Dollar um.
Bewertung: Blickt man auf die durchschnittlichen Analystenschätzungen, dann sagen diese für Carnival beim Umsatz für das Geschäftsjahr 2022 eine starke Steigerung vorher und auch in den Jahren danach ist laut den Prognosen Expansion bei den Erlösen angesagt.
Die Prognosen zum Ergebnis je Aktie gehen davon aus, dass ab dem Geschäftsjahr 2023 wieder ein Gewinn herausspringt und zwar von 1,96 Dollar je Aktie. Die Vorhersage für 2025 sieht einen positiven Wert von 3,03 Dollar vor. Daraus ergibt sich ein einstelliges KGV, was optisch betrachtet moderat erscheint.
BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: Carnival fand in der Printausgabe von BÖRSE ONLINE in diesem Jahr nur in Ausgabe 29-21 Erwähnung und zwar im Zuge einer Titelstory zu den beliebtesten Aktien der Deutschen. Darin gab es zu dem Wert aber keine weitergehenden Ausführungen. Eingestuft wurde der Titel aber mit "Verkaufen".
TUI-Aktie
Auch die Anteilsscheine von TUI sind konstant unter den meistgesuchten Aktien bei boerse-online.de ist Carnival vertreten. Momentan reiht sich dieser Titel bei den Suchabfragen gleich hinter Ballard Power und direkt vor Amazon ein
Charttechnik: Beim Blick auf den Chart fällt es allerdings nicht leicht zu verstehen, warum der Wert so gefragt ist. Denn vom Rekordhoch von 34,63 Euro vom Juli 1999 notiert man meilenweit entfernt. Dabei ging es nicht nur im Rahmen der allgemeinen Coronavirus-Baisse nach unten mit den Notierungen, sondern vielmehr hat der Kurs auch in vielen anderen Jahren zuvor ab 1999 keine Bäume ausgerissen.
Vom Schlussrekordtief von 1,82 Euro, da von Mitte Mai 2020 stammt, hat sich die Aktie zwar gelöst, der zwischenzeitliche Aufschwung kam aber am März ins Stocken und dadurch ist es aktuell so, dass der seit Mai 2018 ausgebildete Abwärtstrend weiterhin als intakt einzustufen ist. Aufstellung/Strategie: Die TUI Group ist laut DZ Bank der weltweit führende Touristikkonzern. Zentrale Wachstumsträger sind die Sparten Hotels & Resorts und Kreuzfahrten. Die TUI Group verfügt über 381 eigene Hotels mit mehr als 240.000 Betten in rund 30 Ländern. Zu den Veranstaltern im Kreuzfahrtgeschäft zählen Hapag-Lloyd Cruises, TUI Cruises und die im bristischen Markt tätige Marella Cruises.
Als Reaktion auf die Covid 19-Pandemie wurden zahlreiche Maßnahmen (unter anderem Senkung der Fixkosten, Reduzierung bzw. Aufschiebung von Investitionen) umgesetzt. Dabei sollen die jährlichen Kosten dauerhaft um 30 Prozent gesenkt werden. Insgesamt werden ab dem Geschäftsjahr 2022/23 jährliche Einsparungen von rund 400 Millionen Euro angestrebt. Nach der Neuausrichtung des Geschäfts, soll die TUI schlanker, weniger kapitalintensiv und digitaler sein, erklärt Independent Research.
Die Gesellschaft rechnet angesichts der zunehmenden Normalisierung im Reiseverkehr für die Wintersaison 2021/22 mit einer breiteren Erholung im internationalen Geschäft und für den nächsten Sommer wieder mit Buchungen wie vor der Coronavirus-Krise. Derzeit werde mit etwa 60 bis 80 Prozent eines normalisierten Winterprogramms geplant, teilte der Reisekonzern einer Meldung der Nachrichtenagentur Dow Jones zu Folge zur Wochenmitte mit.
Aktuell lägen die Buchungen bei 54 Prozent des Niveaus vom Winter 2018/19, hieß es darin weiter. Es habe zuletzt einen spürbaren Anstieg der Buchungen aus Großbritannien gegeben, nachdem die Regierung dort Mitte September Auslandsreisen wieder freigab. Tui erwartet, dass Kanaren, spanisches Festland, Ägypten und die Kapverden in diesem Winter den Großteil des Urlaubsangebots ausmachen. Man werde versuchen, auf diesen beliebten Strecken eine hohe Auslastung zu erreichen.
Für die Sommersaison 2022 liegen Tui bisher 1,6 Millionen Buchungen vor, rund 326.000 mehr als Mitte August gemeldet. Der Konzern sprach von einer "sehr starken Buchungspipeline". Hier zeige sich der starke Wunsch der Menschen wieder zu reisen. Die aktuellen Sommerbuchungen lägen um 54 Prozent über denen des Sommers 2019 und dies zu 15 Prozent höheren Durchschnittspreisen. Die beliebtesten Ziele seien aktuell Türkei, Florida, Griechenland und Zypern. Tui erwartet, dass sich die Volumina im Sommer 2022 wieder annähernd auf das normalisierte Niveau vom Sommer 2019 einpendeln werden.
In der fast beendeten Sommersaison 2021 lagen die Buchungen aber noch um 63 Prozent unter dem Niveau von Sommer 2019, während die Durchschnittspreise um fünf Prozent höher ausfielen. Im Juli konnte Tui seine Kapazitäten zu 42 Prozent und im August zu 48 Prozent auslasten. Die Nachfrage der britischen Bürger sei zuletzt größtenteils verhalten geblieben, erklärte der Konzern gemäß Dow Jones.
Der Vorstand beschloss am Mittwoch eine Kapitalerhöhung zur Verbesserung der Bilanzstruktur. Die vollständig gezeichnete Kapitalerhöhung mit Bezugsrechten soll einen Bruttoerlös von rund 1,1 Milliarden Euro erzielen. Dafür werden 523.520.778 neue Aktien in einem Bezugsverhältnis von 10:21 (zehn neue Aktien für je 21 bestehende Aktien) angeboten. Der Bezugspreis beträgt 2,15 Euro je neuer Aktie. Die Bezugsfrist in Deutschland läuft vom 8. bis 26. Oktober und der Bezugsrechtshandel endet am 21. Oktober.
Aus Sicht der DZ Bank haben sich die Geschäftsperspektiven von TUI aufgrund der Fortschritte bezüglich der erfolgten Eindämmung der Coronavirus-Pandemie zwar einerseits deutlich verbessert. Andererseits belasteten weiterhin die sehr hohe Nettoverschuldung und die aktuell negative Eigenkapitalquote.
Im Zuge der erwähnten Kapitalerhöhung könne einerseits die Zinsbelastung reduziert werden. Andererseits erhöhe sich die Anzahl der in Umlauf befindlichen Aktien deutlich von rund 1099 auf 1623 Millionen. Im Zuge des dadurch eintretenden Verwässerungseffektes sinke der faire Wert je Aktie auf 2,00 (vorher: 2,60) Euro. Folglich bestätigte die DZ Bank zur Wochenmitte ihre Verkaufsempfehlung.
Bewertung: Geht es nach dem Analystenkonsens, dann es die Gesellschaft in der Lage, den Umsatz im kommenden Jahr sehr kräftig zu steigern. Nach einer erwarteten weiteren Verbesserung in 2023fehlt es denn aber in den beiden Jahren danach an echter Erlösdynamik
Gleichzeitig sehen die Schätzungen von 2020 bis 2025 beim Ergebnis je Aktie eine Verbesserung von minus 3,43 Euro auf 0,47 Euro vor. Auf letztgenannter Basis ergibt sich ein geschätztes KGV von rund acht, was optisch gesehen als sehr moderat zu bezeichnen ist. Und laut Prognosen könnte der Wert sogar langfristig in die Rolle als Dividendenbringer hineinschlüpfen (siehe Tabelle).
BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: Wie Carnival war Lufthansa in der Liste zur Titelstory zu den beliebtesten Aktien der Deutschen in Ausgabe 29.21 enthalten. Wie der Kreuzfahrtbetreiber gab es darin aber auch zu dem Reisekonzern keine ausführliche Besprechung, sondern nur den Hinweis, dass die Redaktion zum Verkauf rät.
Lufthansa-Aktie
Ein ständiger Gast unter den meistgesuchten Aktien bei boerse-online.de sind die Aktien der Deutschen Lufthansa. Zuletzt reichte es sogar zu Platz vier, einen Rang hinter der Deutschen Telekom und einen Platz vor Teamviewer.
Charttechnik: Wie bei den beiden anderen vorgestellten Titeln kann auch die Lufthansa nicht mit dem langfristigen Chartbild überzeugen. Im Dezember 2017 reichte es zwar mit 31,12 Euro zu einem Schlussrekordhoch, doch über die Jahrzehnte hinweg prägen vor allem volatile Ausschläge das Geschehen, wobei sich immer wieder heftige Auf- und Abwärtsbewegungen ablösten.
Im Rahmen der allgemeinen Coronavirus-Baisse ging es mit dem Wert drastisch nach unten. Erholungsbewegungen versandeten immer wieder und den Handel am Mittwoch beendete der MDAX-Vertreter mit einem neuen Schlussrekordtief von 5,853 Euro. Folglich ist der charttechnische Abwärtstrend völlig intakt und die Chartampeln stehen auf Rot.
Aufstellung/Strategie: Die Lufthansa Group ist ein weltweit operierender Luftverkehrskonzern. Mit 110.065 Mitarbeitern erzielte man im Geschäftsjahr 2020 einen Umsatz von 13.589 Millionen Euro. Die Gruppe setzt sich aus den Geschäftsfeldern Network Airlines, Eurowings sowie den Aviation Services zusammen. Zu den Aviation Services zählen die Geschäftsfelder Logistik, Technik, Catering sowie die weiteren Gesellschaften und Konzernfunktionen. Letztere umfassen unter anderem die Lufthansa AirPlus, die Lufthansa Aviation Training sowie die IT-Gesellschaften. Alle Geschäftsfelder nehmen in ihren jeweiligen Branchen eine führende Rolle ein.
Im Rahmen der hauseigenen Strategie-Ausführungen räumt der Vorstand ein, dass die Coronavirus-Pandemie die Luftfahrtindustrie in einem nie dagewesenen Ausmaß getroffen hat. Branchenexperten gingen davon aus, dass die Nachfrage frühestens wieder im Jahr 2024 das Vorkrisenniveau erreichen werde. Das Tempo der Erholung sei allerdings mit großen Unsicherheiten behaftet.
Der Konzern reagierte darauf mit einer Anpassung der Kapazitäten an die gesunkene Nachfrage, einer Kostenreduzierung und Finanzierungsmaßnahmen, insbesondere die Inanspruchnahme staatlicher Stabilisierungsmaßnahmen, was die Solvenz des Unternehmens sicherte.
Zudem läuft eine umfassende Restrukturierung. Diese beinhaltet den eigenen Angaben zufolge vor allem die noch engere Ausrichtung an individuell unterschiedlichen Kundenbedürfnissen, den weiteren Ausbau der Marktstellung im touristischen Segment und die differenzierte Ausrichtung der verschiedenen Konzern-Airlines im Rahmen des Multi-Airline- Modells bei gleichzeitiger Steigerung der Synergien und Senkung der Komplexität.
Im Rahmen einer Kapitalerhöhung sammelte Lufthansa gerade 2,16 Milliarden Euro ein. Mit dem Erlös will die Airline staatliche Hilfen zurückzahlen, die sie zur Bewältigung der Corona-Krise in Anspruch genommen hat. Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) des Bundes hat sich teilweise an der Kapitalerhöhung beteiligt und wird nach der Maßnahme einen Anteil von 14,09 Prozent an dem Konzern halten, zitierte Dow Jones die Finanzagentur des Bundes.
Auch wenn die Lufthansa durch die Kapitalerhöhung die Bilanz stärkt (gleichzeitig Verdoppelung der Aktienanzahl), bleibt die Wettbewerbsintensität hoch und die strukturellen Herausforderungen werden nicht geringer, erklärte Independent Research im Zuge der Kapitalmaßnahme.
Die Schweizer Großbank UBS hat das Kursziel für Lufthansa von 4,60 auf 4,90 Euro angehoben, die Einstufung aber auf "Sell" belassen. Während über Umfang und den Zeitpunkt der Kapitalerhöhung diskutiert werden könne, sei der Grundgedanke der Wiederherstellung der Bilanz und der Unterstützung bei der Erreichung der mittelfristigen Ziele nachvollziehbar, hieß es dazu erläuternd.
Dennoch sind die Analysten vorsichtiger, was das Erreichen der bereinigten Ebit-Marge angeht, und man prognostizieren 7,4 Prozent im Jahr 2024 gegenüber der Prognose des Unternehmens von mindestens acht Prozent. Man geht jedoch davon aus, dass die bereinigte Nettoverschuldung im Verhältnis zum bereinigten Ebitda bis 2024 unter dem Zielwert von weniger als 3,5x liegen wird (eher in Richtung 2,5x).
Bewertung: Fragt man Analysten, dann unterstellen diese bei Lufthansa für 2022 im Schnitt eine erhebliche Umsatzausweitung. Auch in den drei Jahren danach soll es demnach mit den Erlösen weiter klar aufwärts gehen.
In Sachen Ergebnis je Aktie ist es so, dass der Analystenkonsens von 2020 bis 2025 einen kräftigen Turnaround von minus 8,03 Euro auf 1,51 Euro erwartet. Auf letztgenannter Basis ergibt sich damit ein geschätztes KGV von unter vier.
BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: Zu den Aktien von Lufthansa meldete sich die Redaktion jüngst in Ausgabe 39-21 zu Wort. Und zwar hieß es da, die Lage der Gesellschaft habe sich zwar verbessert, über den Berg sei der Konzern aber noch nicht: Die Kapitalerhöhung über 2,1 Milliarden Euro sei auf den Weg gebracht. Das frische Kapital solle zur Stärkung der Bilanz, aber ebenso zur Rückzahlung von Staatshilfen eingesetzt werden. Auch der Vorstand habe Bezugsrechte gekauft: Vorstandschef Carsten Spohr habe 50 000 Stück erworben, die Vorstandsmitglieder Michael Niggemann und Detlef Kayser hätten ebenfalls zugegriffen.
Der Wegfall von Einreisebeschränkungen für viele Geimpfte in die USA mache der Lufthansa Hoffnung auf eine allmähliche Normalisierung von Geschäfts- und Privatreisen auf den wichtigen Nordatlantikrouten. Pandemie-Risiken belasteten aber weiter, und der Konzernumbau, der deutliche Einsparungen bringen solle, sei noch nicht abgeschlossen. Unser Anlageurteil lautete vor diesem Hintergrund "Beobachten".