"Der Tiefpunkt der Krise liegt hinter uns", sagte er. "Wir sind nicht zurück auf normal, doch es ist jetzt Zeit, zuversichtlich nach vorne zu schauen." Mit Blick auf die angekündigte Kapitalerhöhung sowie neue Spar- und Renditeziele betonte der Lufthansa-Chef: "Wir schalten um vom Krisenmodus in den Transformationsmodus."

Die Corona-Krise habe den Wandel beschleunigt, sodass die Lufthansa "stärker, effizienter, profitabler, kundenorientierter und nachhaltiger" werden solle. Die geplante Kapitalerhöhung sei dabei ein wichtiger Schritt zum Ausstieg aus den staatlichen Finanzhilfen. Am Montagabend hatte die Lufthansa die Anleger informiert, dass Banken mit dem Vorbereiten der schon länger diskutierten Ausgabe neuer Aktien beauftragt worden seien. Zeitpunkt und Volumen stünden noch nicht fest.

Die Lufthansa war durch den Einbruch der Luftfahrt in der Corona-Krise in Existenznot geraten und musste mit einem Finanzrahmen von neun Milliarden Euro von Deutschland, Belgien, Österreich und der Schweiz gestützt werden. Von den 6,8 Milliarden Euro aus Deutschland nimmt die Airline derzeit noch eine Milliarde Euro in Form einer stillen Einlage in Anspruch, die mit dem Geld aus der Kapitalerhöhung zurückgezahlt werden soll. Reuters hatte vorher von Insidern erfahren, dass die Lufthansa mindestens drei Milliarden Euro einsammeln will.

Durch das vor rund einem Jahr beschlossene Rettungspaket wurde der Staat mit 20 Prozent größter Aktionär der Lufthansa. Der Corona-Hilfsfonds WSF könnte sich nun in der Weise an der Kapitalerhöhung beteiligen, dass kein zusätzliches Geld der Steuerzahler fließen müsste und der Anteil verringert würde. Doch auch darüber steht eine Entscheidung noch aus.

PERSONALABBAU GEHT WEITER


Der MDax-Konzern steckte sich als erste der großen Fluggesellschaften in Europa ein neues Renditeziel bis 2024, wenn die Corona-Krise in der Branche weitgehend verdaut sein soll. Dann will das Unternehmen operativ mindestens acht Prozent des Umsatzes verdienen - eine Marke, die der Konzern in der letzten Zeit nur in den Boomjahren 2017 und 2018 schaffte. Dazu sollen die Kosten um rund 3,5 Milliarden Euro bis 2024 im Vergleich zu 2019 sinken. Die Hälfte davon werde schon in diesem Jahr erreicht. Gut die Hälfte des Kostenblocks entfällt mit 1,8 Milliarden Euro auf das Personal. Seit Ausbruch der Krise baute die Lufthansa-Gruppe - neben der Hauptmarke Lufthansa die Töchter Eurowings, Swiss, Austrian und Brussels Airlines, Lufthansa Technik und das Cateringgeschäft LSG - weltweit schon 26.000 Stellen ab. Von den verbliebenen 110.000 Jobs sollen in Deutschland noch 10.000 wegfallen, wie schon früher angekündigt wurde. Mit den Gewerkschaften Vereinigung Cockpit, UFO und Verdi sollen dazu neue Vereinbarungen ausgehandelt werden. Die Lufthansa schließt nach wie vor betriebsbedingte Kündigungen nicht aus.

Die 1,8 Milliarden Euro seien 20 Prozent der Personalkosten, erklärte Daniel Röska, Luftfahrtexperte von Bernstein Research. Der Plan von Vorstandschef Spohr sei zu begrüßen, aber mit Vorsicht zu genießen. Denn der Erfolg hänge größtenteils davon ab, ob es der Lufthansa gelingt, sich mit ihren kampferprobten Gewerkschaften zu einigen. Streit entbrannte zuletzt über die geplante neue Langstreckenflotte Eurowings Discover, weil die Bezahlung dort niedriger sein soll als bei der Lufthansa.

Die Sparpläne betreffen viele weitere Bereiche des Unternehmens, etwa die Gebäudekosten. Schon im vergangenen Jahr hatte Spohr angekündigt, dass auch die Flugzeugflotte bis 2023 um knapp ein Fünftel auf 650 Maschinen schrumpfen soll. Um profitabler zu werden, will die Lufthansa auch die Investitionen begrenzen: auf 2,5 Milliarden Euro im Jahr ab 2023. Auch die Führungsstruktur wird umgebaut. Der MDax-Konzern will außerdem durch den Verkauf des internationalen Cateringgeschäfts LSG sowie der Finanzservicetochter Airplus Geld hereinholen. Diese Verkäufe seien wahrscheinlich erst nächstes Jahr zu erwarten, sagte Finanzchef Remco Steenbergen. Geprüft werde weiterhin, einen Minderheitenanteil an der Wartungstochter Lufthansa Technik zu verkaufen oder an die Börse zu bringen.

"Wir haben unsere Hausaufgaben gut gemacht und müssen abwarten, wie der Markt das sieht", sagte Steenbergen. Die Aktien legten an der Börse zunächst um mehr als ein Prozent zu, da Anleger das Renditeziel begrüßten, drehten später aber ins Minus.

rtr