"Mayrhuber legt den Suchprozess möglichst breit an, um hinterher sagen zu können, dass wirklich jeder in Frage kommende Kandidat geprüft wurde", sagte ein mit der Suche vertrauter Konzerninsider am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Dabei stünden auch externe Manager im Blickfeld. Einer davon sei Obermann, berichteten das "Handelsblatt" und die "Rheinische Post" übereinstimmend aus Konzernkreisen. Doch viele Lufthanseaten haben Zweifel, warum ausgerechnet ein altgedienter Telekom-Haudegen die Firma leiten soll. "Die einzige Qualifikation, die Obermann hat, wäre seine Erfahrung im Management von ehemaligen Staatskonzernen", sagte ein Insider. Bei der Lufthansa hat sich der Staat schon vor längerem zurückgezogen - an dem Bonner Telekom-Konzern besteht noch eine Beteiligung von 30 Prozent.
Obermann hatte die Telekom gut sieben Jahre geführt und war zum Jahreswechsel zum niederländischen Kabelnetzbetreiber Ziggo gewechselt. Der wird derzeit von einem US-Rivalen geschluckt, weshalb Obermann bald wieder einen Job suchen dürfte. Der Frankfurter Konzern selbst hält sich zurück. "Wir beteiligen uns weiterhin nicht an Spekulationen", sagte ein Sprecher. Der Aufsichtsrat befasse sich intensiv mit der Suche nach einem neuen Vorstandschef. Dabei gebe es keinen Zeitdruck. Der Vertrag von Franz läuft noch bis Ende Mai.
MAYRHUBER IST EIN GEBRANNTES KIND
Franz kündigte vor vier Monaten an, seinen Vorstandsjob mit Auslaufen des Vertrags an den Nagel zu hängen und zum Schweizer Pharmakonzern Roche zu wechseln. Der Schritt sorgte für Aufsehen, da die Traditionsfluglinie mitten im Umbau steckt. Seitdem läuft die Suche nach einem Nachfolger unter Federführung von Mayrhuber, der dabei sehr bedächtig vorgeht. Der Grund: Mayrhuber, der die Lufthansa selbst sieben Jahre lang geführt hat, ist ein gebranntes Kind, seitdem mächtige US-Fonds vor der Hauptversammlung im Mai beinahe seinen Einzug in das Kontrollgremium verhindert hatten. Sie argumentierten, dass seit dem Abschied von Mayrhuber aus der Lufthansa-Führung zu wenig Zeit verstrichen sei - damit könne er seinem Nachfolger nicht effektiv auf die Finger klopfen.
Kandidat Spohr wird sich also noch ein wenig in der Warteschleife gedulden müssen. Dem 47-Jährigen trauen viele im Konzern und Aufsichtsrat den Top-Job zu. Der selbstbewusst auftretende Manager ist seit 2011 im Vorstand der Lufthansa. Der Diplom-Wirtschaftsingenieur und Airbus-Pilot kennt sich nach zwei Dekaden bei der Lufthansa in jeder Ecke des Konzerns mit seinen 115.000 Mitarbeitern aus. Die Geschäftszahlen untermauern seine Ambitionen: Der operative Gewinn der Lufthansa-Passagiersparte und ihrer Billigtochter Germanwings schnellte in den ersten neun Monaten 2013 um 170 Prozent auf 300 Millionen Euro nach oben. Die lange Hängepartie könnte ihm auch in die Hände spielen, betont ein Lufthansa-Kenner. "Der Aufsichtsrat gibt Spohr damit mehr Zeit, um mit der Sanierung der Passagiersparte sein Gesellenstück abzuliefern."
Reuters