Die noch nicht gezogenen Mittel wurden zugleich gekündigt. Damit seien alle staatlichen Kredite und Stillen Einlagen über insgesamt 3,5 Milliarden Euro früher als erwartet zurückgezahlt worden. Von der Rettungsaktion, mit der die Airline wegen des fast völligen Geschäftseinbruchs in der Pandemie gestützt werden musste, verbleibt damit nur noch das Aktienpaket des Staates. Die Beteiligung von noch 14,09 Prozent werde wie vertraglich vorgesehen spätestens bis Oktober 2023 verkauft, erklärte die Bundesregierung.
"Im Namen aller Lufthanseatinnen und Lufthanseaten bedanke ich mich bei der deutschen Bundesregierung und den deutschen Steuerzahlern", sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Die rasche Rückzahlung der im Mai 2020 vereinbarten Finanzhilfe sei durch die wieder steigende Nachfrage nach Flügen, die Verkleinerung des Unternehmens und die damit verbundene Rückkehr des Vertrauens der Kapitalmärkte in die Lufthansa möglich gewesen. So hätten rund 100.000 Arbeitsplätze gesichert werden können, vor der Corona-Krise beschäftigte der Luftfahrtkonzern knapp 140.000 Menschen. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sehen den größten Einzelfall des Corona-Hilfsfonds WSF als Beleg dafür, dass die Finanzhilfen des Staates das richtige Instrument in der Krise waren, um die Existenz von Unternehmen zu sichern. "Und es war ein gutes Geschäft für die Staatskasse - denn wie es aussieht, wird der Staat am Ende seines Engagements ein Plus machen", ergänzte Scholz.
ANLEGERVERTRAUEN ZURÜCKGEKEHRT
Deutschland, die Schweiz, Österreich und Belgien sprangen der Lufthansa in der schwersten Branchenkrise der Geschichte mit einem Finanzrahmen von neun Milliarden Euro bei. Die drei Nachbarstaaten stützten mit 2,2 Milliarden Euro Kredit die heimischen Lufthansa-Töchter Swiss, Austrian und Brussels Airlines. Nur ein Teil der Mittel wurde gebraucht. Bei der Schweiz, Österreich und Belgien sind die jeweiligen Airlines mit insgesamt noch 1,2 Milliarden Euro verschuldet, wie ein Lufthansa-Sprecher erklärte.
Wegen des Geschäftseinbruchs in der Pandemie hatten Airlines zeitweise kaum Möglichkeiten, Geld am Kapitalmarkt aufzunehmen. Die Lufthansa konnte seit Ende 2020 wieder den Anleihemarkt anzapfen und im Oktober Mittel über eine Kapitalerhöhung beschaffen. Erst in dieser Woche sammelte sie 1,5 Milliarden Euro über einen Bond ein. Die Nettoverschuldung liegt bei rund zehn Milliarden Euro. Erstmals seit Ausbruch der Corona-Krise erwirtschaftete die Lufthansa im vergangenen Quartal einen kleinen Betriebsgewinn, wofür vor allem das boomende Frachtgeschäft sorgte. Das Vertrauen der Investoren sehe das Lufthansa-Management als Verpflichtung, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen, erklärte Finanzchef Remco Steenbergen. "Wir sind entschlossen, unsere Bilanz weiter zu stärken, unsere Profitabilität zu steigern und attraktive Kapitalrenditen zu erwirtschaften."
rtr